Chapter-31

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Mein Kopf war leer...

Nicht denken wollte ich mehr...

Nicht reden wollte ich mehr...

Nichts hören wollte ich mehr...

Nichts fühlen wollte ich mehr...

Nichts spüren wollte ich mehr....

~***~

Ohne einen jeglichen Gedanken starrte ich an die Decke..
Mein Mund war ganz trocken, seit langer Zeit hatte ich nicht mehr geredet....
Ich wusste noch nicht mal genau, ob ich überhaupt noch wusste, wie man redete...

Ich stand auf und lief gedankenverloren durch das Haus, welches mal uns gehörte, doch jetzt gehörte es nur noch mir.
Meine leeren Schritte hallten durch den großen Flur.
Überall waren seine Anziehsachen verteilt.
Alles von ihm hatte ich irgendwo im Haus verteilt.
Ich konnte ihn noch nicht loslassen.
Ich bin noch nicht bereit.
Ich bin doch erst 18, genau wie er, bevor er ....gestorben... ist.

Wofür lebte ich überhaupt noch?
Es hatte für mich alles gar keinen Sinn mehr, ohne ihn.

Ich seufzte.
Jedes Mal, wenn mein Blick auf die Uhr fiel, waren schon wieder jede Menge Stunden vergangen, bis....

~***~

Es klingelte!
Ich konnte es kaum glauben, es klingelte. So lange war es her, dass ich dieses Geräusch gehört hatte. Aber selbst, wenn es was besonderes war, dass es klingelte, machte ich mich in langsamen und ruhigen Schritten auf den Weg zur Tür.
Erwartungsvoll öffnete ich sie und sah in die Gesichter von Lola, Alexis, Tiffany und Caitlin, während ein eiskalter Luftzug reinwehte, gefolgt von Schnee.
Ihre geschockten Gesichtsausdrücke, ließen mich fragen:
"Was ist los?"
"Oh Mein Gott, Jamie, wie siehst du aus?", fragte Alexis.
"Wie soll ich denn bitte aussehen?"
Alle kamen mit ihren dicken Wintermänteln rein, während Lola mich direkt in das nächste Badezimmer schob und mich vor den Spiegel stellte, wobei ich selbst erschrak.
Wie lange war es nochmal her, dass ich in den Spiegel geschaut hatte.
Meine Haare waren fettig, weil ich seit langer Zeit nicht mehr geduscht hatte und meine Augen waren blutrot unterlaufen, wie auch meine Wangen rot waren und auch getrocknete Flecken mein Gesicht zierten.
Nun stießen auch die anderen zu uns.
"Wie lange hängst du schon in deiner Wohnung rum und trauerst, Jamie?"
Ich dachte nach, was mir irgendwie ziemlich schwer fiel.
"Ungefähr ne Woche, Seit dem Tag, an dem er beerdigt wurde, also zwei Tage nachdem er...gestorben ist.", dieser Satz machte mir so zu schaffen, dass sich schon wieder Tränen in mir sammelten.
"Nicht weinen, Jamie. Alles wird gut."
Hysterisch begann ich zu schreien:
"NICHTS WIRD GUT!"
Schluchzend, schlug ich um mich und Caitlin bemerkte:
"Aber Justin ist Mitte Augu-."
Ich unterbrach sie, emotionslos:
"24.August 2012."
Sie nickte und fuhr fort:
"Jamie, das ist aber keine Woche mehr, wir haben schließlich den 18. Dezember."
"Oh."
Alles sahen mich entgeistert an.
"Was denn? Das ist halt alles sehr schwer für mich."
Wir traten alle aus dem Bad und sie sahen sich um, bis Lola erwähnte:
"Wir peppen dich jetzt wieder auf und dann gehen wir mal wieder aus, nur unter Mädels, du kannst schließlich nicht den Rest deines Leben in diesem Haus rumgammeln. Apropo, was ist das für ein Müll der hier überall auf dem Boden liegt?"
Empört entgegnete ich:
"Das ist kein Müll! Das sind...seine Sachen."
Lola zog ihre Augenbrauen zusammen und legte ihren Arm um mich, während wir alle in das Schlafzimmer gingen, wo schon seit Ewigkeiten der Fernseher lief und sie sich alle auf mein Bett setzten.
"Ieeh, wieso ist dein Bett nass?", rief Tiffany.
"Ich weine. Immer. Selbst Im Schlaf. Justin ist überall, ich kann mich nicht von ihm trennen."
Eigentlich spürte ich, wie Tränen sich anbahnten, doch es kam nichts. Besorgt tastete ich meine Wangen ab, mit den Worten:
"Ich hab mich ausgeweint."
Ein Lächeln huschte über ihre Gesichter.
"Schon mal ein guter Anfang für ein neues Leben", antwortete Caitlin.

Nachdem sie mich alle schließlich in ein Cocktailkleid gezwängt hatten, wie ich mich auch endlich mal wieder geduscht hatte, stellte Alexis fest:
"Hey, das Kabel von deinem Telefon ist ausgestöpselt. Jetzt versteh ich auch, wieso dich niemand mehr erreicht hat."
"Ach, ja. Ständig hat das Telefon geklingelt und der Anrufbeantworter hat mich als voll gelabert, bis ich schließlich beides aus dem Fenster geworfen habe."
Schon wieder fielen ihre entgeisterten Blicke auf mich.
Caitlin erwähnte:
"Übrigens, Jamie. Jason ist ziemlich sauer auf dich, weil du dich nicht mehr gemeldet hast, du solltest ihn dringend mal anrufen."
Ich nickte. Stimmt. Ich musste ja auch noch arbeiten. Ich hasste diesen Job mittlerweile. Ständig dieser Stress und auch, wenn ich eine unglaubliche Stimme hatte und Talent zum Singen, wollte ich was anderes machen. Wieso war meine Zukunft schon geplant, wenn ich nur mit einer guten Stimme geboren wurde?

Kurz bevor wir raus gehen wollte und nochmal alle ihre Haare im Spiegel checkten, fiel Lola etwas schlagartig ein und sie rannte nochmal hoch, jedoch als sie wieder kam, hatte sie einen Briefumschlag in der Hand, den sie mir gab und mich alle mit verschieden Gesichtsausdrücken musterten.
"Der lag oben", gab sie von sich.
Ich drehte den Brief um und sah, wie dort in einer mir sehr bekannten Handschrift drauf stand:
"An Jamie, von..."
Ich stockte. Ich wollte nicht weiter lesen. Schon wieder sammelten sich imaginäre Tränen in mir.
"Wenn das ein Witz sein soll, dann ist er Scheiße!"
Mit diesen wütenden Worten schmiss ich ihnen den Brief entgegen und drehte mich um und rannte die Treppen wieder hoch, um mich im Badezimmer ein zu schließen.
Schon nach ein paar Minuten, klopften sie und erwiderten:
"Jamie, das ist kein Witz, ich hab den Brief gefunden, als ich hoch kam und meine Tasche geholt hab."
Schlagartig war mein Tränen Vorrat wieder gefüllt und somit, traten sich auch wieder aus meinen Augen, gefolgt von einem bitterlichen Schluchzen.
"Ich will sterben. Ich will nicht ohne ihn leben."
Geschockt gab Caitlin von sich:
"Jamie, denk nicht mal dran. Mach jetzt bitte nichts unüberlegtes."
Ich seufzte und schloss die Tür auf, während ich mit tränenerstickter Stimme erwiderte:
"Sagt mir, dass das bitte nicht wahr ist. Sagt mir, dass Justin noch lebt."
Lola breitete ihre Arme aus und sie streichte mir sanft über meine Haare, wie Justin es immer getan hatte.
"Tut Mir Leid, aber es ist so. Er ist tot."
Noch einen Moment hielt ich inne, bis sie mir den Brief reichte.
Meine Hand zitterte, doch ich las noch einmal, was drauf stand:
"An Jamie, von..Justin."
Dann öffnete ich ihn...

Never say NeverWo Geschichten leben. Entdecke jetzt