Tropfen wie Silber

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Ein Schatten löste sich aus der Dunkelheit und huschte schnell über die Straße. Es regnete in Strömen und die dünne Jacke ohne Kapuze bot dem Jungen,der durch das nächtliche New York lief, kaum Schutz vor der Nässe. Alec Lightwood presste sich nun eng gegen eine Hauswand,um dem Regen wenigstens kurz zu entgehen,während er zu Atem kam. Sein dunkles Haar,das dringend einen Haarschnitt benötigt hätte,triefte vor Wasser und er schüttelte es,obwohl er wusste,dass es ihm kaum Erleichterung bringen würde. Er musste weiter. Seufzend lief er los und beschleunigte weiter seinen Schritt als endlich das Gebäude,in dem Magnus Bane,Alecs Freund,lebte in Sicht kam.

Als er die mit kunstvollen Schnitzereien verzierte Tür mit dem auffälligen Türklopfer erreichte kramte er nach dem Schlüssel,den Magnus ihm gegeben hatte und schloss schnell auf. Als er den Eingangsbereich betrat keuchte Alec erstaunt auf,denn die ganze Wohnung erstrahlte in einem leuchtenden Pink und war über und über mit Plüsch dekoriert. Es war nichts ungewöhnliches,dass Magnus seine Wohnung regelmäßig höchst kreativ umgestaltete. Gerade erst letzte Woche hatte Magnus sich für ein Gothic Thema entschieden und Alec hatte beinahe einen Herzinfarkt erlitten,als ihm im Badezimmer ein Plastikskelett in den Schoß gefallen war.
"Ich habe dir schon tausendmal gesagt,dass du deine Schuhe ausziehen sollst,Alexander. Du ruinierst mir jedes mal den Teppich",ertönte eine Stimme hinter ihm.

Alec musste zugeben,dass er mit seinen groben,schwarzen Stiefeln unschöne Flecken auf dem weichen,rosa Flor hinterlassen hatte.

"Tut mir leid",murmelte er und drehte sich zu Magnus um,der lautlos hinter ihm aufgetaucht war.

Er trug einen pinkfarbenen Samtanzug und auch sein Lidstrich glitzerte in dem selben Farbton. Er lächelte,als Alec seine Schuhe auszog.

"Braver Junge",meinte er.

"Ich hoffe du hast einen guten Grund,mich herzubitten. Ich musste durch den Regen laufen",beschwerte sich Alec nun.

Er hätte genauso gut im Institut bleiben können. Wortlos hob Magnus beide Hände,die blaue Funken sprühten und augenblicklich ging ein warmer Luftstrom von ihnen aus,der Alec im Nu trocknete.

"Ich wollte dich einfach nur sehen. Wenn du eigentlich nicht kommen wolltest,hättest du es sagen sollen. Dann hätte ich mich weiter um die Planung der Geburtstagsparty gekümmert",meinte Magnus nun und das schiefe Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden.

"Party? Für wen?",fragte Alec misstrauisch.

Sein Geburtstag würde nächste Woche sein und er hasste es ihn zu feiern.

"Für den großen Vorsitzenden,natürlich",sagte Magnus in einem vorwurfsvollen Tonfall.

Eine leichte Enttäuschung machte sich nun doch in Alec breit. Manchmal schien es,als sei Magnus der Kater wichtiger als er.

"Komm her,Alec",sagte Magnus nun sanft und zog Alec am Handgelenk zu sich. "Warum bist du nur so schlecht gelaunt?".

"Jace. Er treibt mich noch in den Wahnsinn",meinte Alec mürrisch.

Magnus schüttelte in gespielter Bestürzung den Kopf.

"Und das an unserem Jahrestag". Entsetzen breitete sich in Alec aus.

"Jahrestag?",fragte er entgeistert.

"Heute vor genau einem Jahr haben wir uns kennengelernt. Auf Miau Tse Tungs Geburtstagsparty? Weißt du nicht mehr?".

"Geburtstag? Aber der ist doch erst nächste Woche? Oder-oder-",stammelte Alec und schüttelte verständnislos den Kopf.

"Nun,das darf man nicht zu genau nehmen",sagte Magnus.

Er schien nicht wütend auf Alec zu sein,aber es hatte dennoch nicht dazu beigetragen die angespannte Stimmung,die seit Alecs Ankunft herrschte,zu verbessern.

"Vielleicht ist es besser,wenn ich wieder gehe",schlug Alec zerknirscht vor.

Er hatte Jace versprochen am nächsten Morgen mit Clary zu trainieren und er wollte nicht zu müde sein.

"Du bist gerade erst gekommen, Alexander",sagte Magnus vorwurfsvoll. "Was ist in dich gefahren?".

Seine grünen Katzenaugen funkelten ihn an.

"Nichts. Alles ist gut",log Alec. "Liebst du mich,Alexander?",fragte Magnus und Alec,der seine Hände betrachtet hatte,blickte erstaunt auf. Warum fragte er das? "Natürlich",rief Alec. "Gut,denn falls du dich anders entschieden haben solltest,will ich es wissen". Alec wusste,dass Magnus es nicht ernst meinte. Er stellte den Schattenjäger oft auf die Probe."Ich habe mich nicht anders entschieden",flüsterte Alec. "Ich will dich. Nur dich". Ein Lächeln breite sich in Magnus' Gesicht aus und ließ seine zarten Gesichtszüge noch schöner erscheinen. "Gut so,denn du wirst mich nicht mehr so schnell los,Alexander Lightwood",raunte er. Mit diesen Worten zog er Alec an sich und küsste ihn.

Malec-Eine unsterbliche Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt