Die Angst, die Wut

2.4K 167 11
                                    

Jace saß immer noch auf dem Bett,als plötzlich die Tür aufflog und Clary mit einem verstörten Gesichtsausdruck hereinstürmte.

"Hast du es berührt?",rief sie und er glaubte Panik in ihrer Stimme zu hören.

Verständnislos schüttelte er den Kopf. Wovon redete sie?

"Was?",fragte er.

"Ob du es berührt hast!".

"Clary,wovon redest du, beim Erzengel?".

"Ich will wissen ob du das Blut berührt hast!",brüllte sie und packte ihn am Handgelenk.

"Welches Blut? Verdammt,ich hab keine Ahnung wovon du redest!",sagte er aufgebracht und Clary schüttelte ungeduldig den Kopf.

"Am Tatort!",keuchte sie und plötzlich wusste er wovon sie sprach.

"Nein",sagte er einfach und ihre heftige Reaktion überraschte ihn.

Sie brach in beinah hysterisches Gelächter aus,während ihr gleichzeitig Tränen über das Gesicht liefen bevor sie sich so heftig in seine Arme warf,dass er beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Dann schlang sis ihre Arme um ihn und er spürte heiße Tränen auf seiner Haut.

"Es tut mir so leid",wisperte sie und lehnte ihren Kopf an seine Brust. "Ich hätte es dir längst erzählen sollen".

Er drückte Clary einen Kuss aufs Haar.

"Es ist in Ordnung",sagte er und sie hob erstaunt den Kopf.

"Wirklich?",fragte sie flüsternd und er nickte.

Er küsste sie kurz auf den Mund und schob sie dann ein wenig von sich.

"Was ist in dich gefahren?",fragte er schließlich besorgt.

Mit geröteten Augen blickte sie zu ihm auf und er sah,wie sie schluckte.

"Clary?".

"Ich kann es dir nicht sagen",murmelte sie.

"Du kommst panisch in mein Zimmer gerannt und brüllst mich an,willst mir aber nicht verraten warum?",fragte er verärgert.

"Patrick",sagte sie.

Jace schnaubte ungeduldig.

"Könntest du dich bitte ausnahmsweise nicht in Rätseln ausdrücken?".

Sie seufzte und schüttelte wieder den Kopf.

"Er ist krank".

"Krank?",fragte Jace.

Es stimmte,er hatte Patrick seit der Versammlung nicht mehr gesehen,allerdings war diese erst gestern gewesen und er hatte angenommen,dass Patrick einfach viel zu tun gehabt hatte. Clary nickte jetzt.

"Er ist krank wegen des Werwolfblutes",murmelte Clary.

"Du meinst er verwandelt sich,so wie Alec?".

"Nein,Jace. Er ist krank".

"Aber Lykanthropie wird doch nicht einfach durch Blut übertragen",sagte Jace ungläubig.

"Du verstehst nicht! Er liegt im sterben!".

Jace erstarrte.

"Wo ist er?",fragte er tonlos.

"Ich weiß es nicht,aber-Jace!",rief Clary. Doch der Junge war schon auf der Treppe. "Jace,bleib doch hier",schrie sie. Seufzend folgte sie ihm.

*

Als sie ihn fand hatte er gerade die verdutzte Aline am Arm gepackt.

"Wo ist er?",fragte Jace gefährlich.

Als Aline ihn verständnislos anblickte drückte er ihren Arm noch fester.

"Ich will wissen wo Patrick ist!",zischte er.

"Lass sie los",keifte Helen und Jace ließ widerwillig seinen Arm sinken.

Plötzlich spannte sein ganzer Körper sich an,als er Alines Blick folgte,der auf eine schlichte weiße Tür gefallen war. Blitzschnell hechtete Jace auf sie zu und riss sie auf.

"Jace!",riefen Aline,Helen und Clary aus einem Mund,doch der hatte den Raum schon betreten.

Clary trat hinter ihm über die Schwelle und ihr wäre beinahe übel geworden,als sie Patrick sah. Der Raum war zwar verdunkelt und in bläuliches Zwielicht getaucht,doch es gab genug Licht,um alle grausamen Einzelheiten zu erkennen. Patrick hatte nichts mehr mit dem gutaussehenden,breitschultrigen Mann,der er gewesen war,gemein. Anstatt seiner Hände hatte er krallen bewehrte Klauen,die vor Schmerz gekrümmt waren. Seine Nase war flach und animalisch und sein ganzer Körper war von Haaren überwuchert. Die Haut unter dem Fell war blass und verschwitzt und schien so dünn wie Seidenpapier zu sein. Dünne,schwarze Adern wanden sich über die Stellen,die noch nicht mit Haaren überwuchert waren und gaben ihm das Aussehen einer Leiche. Entsetzt wich Clary einen Schritt zurück und lehnte sich gegen den Türstock,während sie versuchte ruhig zu atmen. Jace,der einen Meter vor ihr stand schien vollkommen erstarrt zu sein. Clary wusste,dass er gerade realisierte was mit seinem geliebten Parabatai geschehen würde und auch ihr drehte sich der Magen um,da Alec dieses Schicksal blühte.

"Glaubst du,er lebt noch?",fragte Jace tonlos und Clary erkannte,dass er nicht von Patrick sprach.

Sie schüttelte den Kopf,obwohl Jace es nicht sehen konnte. Sie wusste es nicht.

*

"Du hast was?",brüllte Alec.

Er war außer sich und Magnus konnte ihm nichtmal einen Vorwurf dafür machen. Was er getan hatte war riskant und egoistisch gewesen. Anderseits hatte er ihnen damit wichtige Zeit verschafft.

"Warum hast du das getan?",fragte Alec.
"Jetzt sag nicht,dass du mich damit retten wolltest!",rief er.

"Alec-",begann Magnus.

"Sei still! Du hast das nur getan,damit du nicht alleine zurückbleibst!".

Alec raufte sich verzweifelt die Haare.

"Du hast meine Lebenszeit verlängert und damit dafür gesorgt,dass ich länger leide! Man kann mein Leben nicht retten,ich bin verloren,Magnus, und das weißt du! Entschuldige dich wenigstens! Gib zu,dass es falsch war!".

"Ich werde mich nicht entschuldigen,denn es tut mir nicht leid",sagte Magnus trotzig,der wusste,dass Alec nur zu gut Recht hatte.

Er hatte den Zauber hauptsächlich verwendet,um gemeinsam mit Alec zu sterben.

"Du solltest dich aber entschuldigen! Du bist unglaublich unfair und egoistisch! Ich will nicht für deinen Tod verantwortlich sein,ich wollte dass du lebst! Du hättest glücklich werden können!",klagte Alec und Magnus schüttelte heftig den Kopf,bevor es aus ihm herausplatzte.

"Hör auf!",brüllte er. "Hör auf so zu reden,als ob alle Hoffnung verloren wäre! Hör auf so zu tun,als wärst du schon tot! Außerdem weißt du,dass ich es nicht kann!".

"Was nicht kannst?",fragte Alec leise.

"Ohne dich glücklich werden",flüsterte Magnus und verfluchte sich für die Träne,die seit erstem mal seit über hundert Jahren über seine Wange rollte.

Malec-Eine unsterbliche Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt