Der Schmerz und die Sonne

2.9K 171 9
                                    

Gerade,als Alec das Gleichgewicht verlor,packte Magnus ihn an der Jacke und riss ihn mit so einer Kraft zurück,dass die beiden Männer rückwärts im Gras landeten. Allerdings schien Alec nicht sehr glücklich über seine Rettung zu sein.

"Nein",jammerte er. "Aber der Mond! Ich will zum Mond".

Er versuchte sich aufzurappeln und wieder in Richtung Meer zu laufen,doch Magnus hielt ihn zurück. Sein Herz schlug rasend schnell und er versuchte sich von dem Schock zu erholen. Er hatte gerade noch rechtzeitig gemerkt,was Alec vorhatte. Der strampelte jetzt und schrie in einer unnatürlich schrillen Stimme.

"Lass mich los! Lass mich. Der Mond! Ich muss den Mond sehen!".

Magnus musste all seine Kraft aufwenden,um den sich windenden Schattenjäger am Boden zu halten. Er wusste nicht,was er tun sollte,denn etwas derartiges hatte er noch nie erlebt. Alec war nicht zu bändigen und bäumte sich immer wieder mit so einer überraschenden Kraft auf,dass Magnus ihn beinahe hätte loslassen müssen. Er wusste sich nicht anders zu helfen. Er ließ Alec mit einer Hand los und ließ sie über dem Gesicht mit den weit aufgerissenen blauen Augen schweben. Dann begann er eine Beschwörungsformel zu murmeln. Die alten Worte waren ihm vertraut,da er sie schon so oft gebraucht hatte,doch er hätte nicht einmal im Traum daran gedacht,sie einmal bei Alec anwenden zu müssen.

Mit jeder Silbe,die Magnus sprach wurden Alecs Bewegungen schwächer und weniger wild,bis er endlich das Bewusstsein verlor. Als er ohnmächtig im Gras lag schlug Magnus verzweifelt die Hände vors Gesicht. Was passierte nur mit seinem Alexander? Er hatte nicht die geringste Ahnung. Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt. Vor wenigen Tagen war Alecs offensichtliches Unwohlsein in seiner Nähe noch sein einziges Problem gewesen,doch jetzt musste Magnus um das Leben seines geliebten Schattenjägers fürchten. Er nahm die Hände von seinen Katzenaugen und beobachtete Alec,der aussah,als würde er schlafen. Sein dunkles Haar war zerzaust und seine langen,spinnenartigen Wimpern hatten sich ineinander verheddert. Er wirkte so jung und unschuldig,dass es Magnus das Herz zeriss. Er liebte Alexander mehr als alles andere auf der Welt und auch,wenn er nicht wusste,wie es weitergehen würde,wusste er eins: Nach Alec würde es niemand anderen mehr geben.


                                                                                                      *


Jace schreckte mit einem Schrei aus dem Schlaf hoch. Das weckte auch Clary,die sich erschrocken aufsetzte.

"Jace? Was ist los?",wisperte sie schläfrig und sah ihn aus großen,grünen Augen an.

Sie war vom Licht der aufgehenden Sonne hell erleuchtet und er konnte jede einzelne Sommersprosse in ihrem hübschen Gesicht sehen.

"Nichts,ich habe nur geträumt",murmelte er.

"Wovon?",wollte Clary besorgt wissen.

"Vom Mond",sagte er und seine Freundin wirkte überrascht.

"Vom Mond?",fragte Clary und strich Jace eine blonde Haarsträhne aus der Stirn.

Er nickte und griff nach Clarys Hand. Er sah sie an und merkte,dass er sie in den letzten Tagen aus Sorge um Alec vernachlässigt hatte.

"Ich liebe dich",sagte er unvermittelt.

Clary wirkte erstaunt,doch ihr Gesicht wurde von einem breiten Lächeln erhellt.

"Ich liebe dich auch,Jace",flüsterte sie und schlang ihre Arme um ihn.

"Was werden wir heute tun?",fragte sie schließlich und gähnte herzhaft.

Jace zuckte nur mit den Schultern. Er wusste es nicht.

"Heute ist die Versammlung,vielleicht weiß der Rat etwas",schlug Jace nach kurzem überlegen vor.

Er wusste,dass der Rat genauso wenig wusste,wie er selbst,doch in der Situation hielt er es für legitim sich wenigstens kurz einer Illusion hinzugeben.

"Ja, vielleicht",murmelte Clary und rollte sich in seinen Armen zusammen wie ein Kätzchen.


                                                                                                      *


Alec öffnete die Augen und blinzelte. Wo war er? Er lag auf einer harten,muffig riechenden Matratze in einem sonnigen,wenn auch sehr staubigen,winzigen Zimmer. Er setzte sich auf. Seine Glieder waren steif und er versuchte verzweifelt sich zu erinnern,was geschehen war. Er konnte sich nur noch daran erinnern wie er und Magnus in das Portal getreten waren. Danach schien alles verschwommen. Je mehr er versuchte,die Erinnerungen zurück zu holen,desto mehr schienen sie ihm zu entgleiten. Wo war Magnus? Er war gerade dabei panisch zu werden,als die wurmstichige Eingangstür der Holzhütte knarzend aufging und eine vertraute Gestalt den Raum betrat.

"Magnus!".

"Alexander".

Alec sprang aus dem Bett und fiel in Magnus' Arme. Erst jetzt bemerkte er die stechenden Schmerzen,die in seinem ganzen Körper aufloderten und er sackte stöhnend zusammen. Magnus verfrachtete ihn ins Bett und nahm dann seine Hand.

"Alexander,ich muss dir etwas sagen",begann er und die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme erschreckte Alec.

"Aber ich bitte dich,nicht panisch zu werden",redete Magnus behutsam weiter.

Alec starrte ihn mit großen Augen an.

"Alexander,du weißt,dass eine Krankheit dich befallen hat".

"Ja. Ich werde ein Werwolf,daran besteht kein Zweifel",sagte Alec aber eine Frage lag in seiner Stimme.

"Alec,ich weiß nicht,was mit dir nicht stimmt",erwiderte Magnus und sah ihm fest in die Augen.

"Aber du hast doch gesagt ich werde ein Werwolf...".

"Ja ,das dachte ich auch,aber es ist etwas anderes. Du hast etwas,das ich noch nie gesehen habe",erklärte Magnus und seine Stimme wurde immer leiser,bis sie kaum mehr zu hören war.

"Ich glaube,es könnte dich töten,Alexander",wisperte Magnus und seine Stimme brach.

Malec-Eine unsterbliche Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt