Das Wiedersehen

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"Okay,Alec",flüsterte eine sanfte aber fremde Stimme. "Du musst aufwachen. Du musst kämpfen und stark sein. Komm zurück zu mir. Konzentriere dich auf meine Stimme. Komm zurück und ich helfe dir".

Aber das versuchte er doch. Er versuchte verzweifelt aufzuwachen doch es war so schwer. Er versuchte sich an die Oberfläche zu kämpfen aber das giftige Blut in seinen Adern zog ihn immer wieder nach unten.

"Was machst du da? Was gibst du ihm?",fragte eine andere Stimme alarmiert.

Diese war vertraut. Alec schmeckte etwas süß-säuerliches und plötzlich schien das Leben wieder in seinen Körper zurückzukehren.

"Ich kann es dir nicht sagen. Aber es wird ihn zumindest für einige Stunden zurückholen".

"Warum muss er denn wach sein,wenn du dich verwandelst?",fragte Magnus.

"Muss er nicht,aber ich will,dass er dabei ist. Schließlich geht es um ihn".

Magnus räusperte sich nachdrücklich und die fremde Stimme stieß ein Schnauben aus.

"Oh entschuldige. Natürlich geht es zufälligerweise auch noch um das Leben eines vollkommen verrückten Hexenmeisters,der sein Leben für seinen Freund opfern wird,dem aber aufgefallen ist,dass er doch irgendwie nicht sterben will".

Alec stieß ein kleines Lachen aus und schlug gleichzeitig die Augen auf.

"Alexander!",rief Magnus sofort und die brünette Frau nickte zufrieden.

"Guten Morgen",lächelte sie. "Ich weiß nicht,ob du dich erinnerst aber mein Name ist Tessa He-",sie stockte und Alec blinzelte verwundert. "Tessa Gray".

Ihr Gesicht kam ihm zwar vage bekannt vor und auch der Name weckte eine Erinnerung in ihm,doch die Strapazen der letzten Tage und die häufigen Ohnmachtsanfälle machten es ihm unmöglich zu erkennen wer sie war. Er blickte sich um. Er lag in einem riesigen höhlenartigen Raum mit hohem Deckengewölbe von dem unzählige Stalaktiten hingen,die wie bedrohliche Speerspitzen auf ihn zeigten. Um ihn herum standen in mehreren Reihen weitere Betten,woraus er schloss,dass er auf einer Art Krankenstation sein musste.

"Kannst du dich aufsetzen,Alec?",fragte sie und er nickte.

Er blickte zu Magnus und erschrak,als er seinen Freund sah. Seine Katzenaugen waren rot gerändert und er war unrasiert und zerzaust. Ingesamt sah er so erschöpft aus wie Alec sich fühlte. Augenblicklich machte sich ein fruchtbares Schuldgefühl in ihm breit. Er würde schuld an Magnus' Tod sein und es gab keinen anderen Ausweg,als zu überleben.

"Ich bin eine Gestaltwandlerin",sagte Tessa nun und blickte Magnus fragend an.

"Hast du etwas von ihm?",fragte sie.

Magnus kramte in seiner Jackeninnentasche und förderte ein kleines Plastiktütchen ans Tageslicht.

"Was ist das? Und wozu braucht sie es?",fragte Alec,der nicht verstand,was passierte.

Magnus grinste selbstgefällig.

"Das sind Haare von Jaces Angreifer. Sie haben an deinem Pullover geklebt und ich habe sie,geistesgegenwärtig wie ich bin,aufbewahrt".

Tessa verdrehte die Augen.

"Um mich in eine Person zu verwandeln brauche ich irgendetwas, das ihm gehörte",erklärte sie jetzt und Alec nickte.

Sie sollte endlich etwas tun. Mit spitzen Fingern griff sie nach dem Tütchen und öffnete es. Sie schien nervös zu sein.

"Ich kann nicht garantieren,dass es funktioniert",warnte sie und fischte zitternd das Büschel Fell aus dem Beutelchen.

Sie stand einen Moment lang da und tat nichts während sie sich scheinbar zwang tief ein und wieder auszuatmen.

"Magnus, ich glaube, ich kann das nicht",sagte sie mit bebender Stimme.

"Tessa",begann Magnus flehend und und Alec hörte die pure Verzweiflung in seiner Stimme. "Bitte,Tessa. Du musst es versuchen".

Tessa und Magnus wechselten einen Blick und sie begann bedächtig zu nicken.

"Ich werde es tun".

Sie umschloss das Fellbüschel mit ihrer Hand und hielt ihre geballte Faust an ihr Herz. Sie schloss die Augen. Erst geschah nichts. Doch dann begannen Tessas Züge unscharf zu werden und sich zu verändern und plötzlich war dort nicht mehr Tessa in ihrem weißen Leinenkleid,sondern ein anderer, schmerzhaft vertrauter Mensch. Jemand der einmal ein Freund gewesen war. Magnus keuchte erschrocken auf und Alec schnappte entsetzt nach Luft.

"Aber-Aber er ist doch tot!".

*

Der Aufprall presste all die Luft aus Clarys Lungen und sie stieß ein Japsen aus. Neben ihr waren auch ihre Mutter und die Lightwoods gelandet. Sie blickte zur Rückseite des Instituts auf,das im Licht der untergehenden Sonne rötlich schimmerte. Clary stand auf und klopfte sich fluchend den Staub von der Kleidung.

"Ähm,Clary?",fragte Isabelle zögerlich und Clary wandte sich ihr interessiert zu.

"Würdest du heute im Institut übernachten? Ich hätte dich gerne bei mir",sagte sie leise und Clary schenkte ihrer Parabatai ein dankbares Lächeln.

"Sehr gerne".

Jocelyn nickte als Clary ihr einen fragenden Blick zuwarf.

"Jocelyn,falls du nicht alleine in Lukes Haus bleiben willst,bist du ebenfalls herzlich willkommen",erklärte Maryse und Robert legte ihr seine Hand auf die Schulter.

"Wir sollten hineingehen",murmelte er und blickte sich nervös um.

"Dad? Was ist los?",fragte Isabelle,die bemerkt hatte,wie merkwürdig angespannt ihr Vater plötzlich war.

"Ich habe ein merkwürdiges Gefühl",sagte der abwesend. "Aber Dad,wir stehen auf heiligem Boden,niemand kann-".

"Ach ja?",ertönte eine gehässige Stimme hinter ihnen und alle wirbelten entsetzt herum.

"Niemand?".

Dort,im Garten des Instituts, stand jemand,der eigentlich vor über einem halben Jahr gestorben war. Jordan Kyle.

Malec-Eine unsterbliche Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt