Wo du hingehst

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Alec landete neben Magnus auf dem ausgetretenen Lehmboden und schüttelte die Erde von seiner Kleidung. Er blickte sich um. Sie standen in einem Erdtunnel dessen Wände glatt und festgedrückt waren. Über ihnen ragten Wurzeln und Ranken aus der Decke,Alec bezweifelte aber,dass sie wirklich noch unter dem Waldboden standen. Magnus schüttelte sich angewidert die modrig riechenden Klumpen aus dem Haar und sah sich ebenfalls um.

"Nicht besonders einladend, um ehrlich sein",murmelte Magnus.

"Was ist das hier?",fragte Alec.

"Das Spiralabyrinth,Alexander".

"Ich weiß,aber wozu dient es?".

Magnus seufzte.

"Willst du es wirklich wissen?".

Alec nickte. Seine Neugierde war geweckt.

"Du weißt ja- jetzt dient es gewissermaßen als Refugium für die weisesten Hexen und Hexenmeister. Ursprünglich war der Zweck etwas anderes",fing Magnus an. "Natürlich dient es schon lange nicht mehr dafür. Sehr lange sogar und trotzdem ist es merkwürdig...".

"Magnus,komm zum Punkt",drängte Alec.

"Man hat Schattenweltler hierher gebracht. Vor allem Hexen und Hexenmeister. Auch Kinder. Man setzte sie im Labyrinth aus,wo sie sich entweder verliefen,verrückt wurden und letztendlich verhungerten,oder den Weg ins Zentrum fanden,wo jemand darauf wartete sie bei ihrer Ankunft hinzurichten. Über die Jahre hat sich sehr viel Magie hier angesammelt. Verwünschungen,Fallen,Flüche,die die verzweifelten Herumirrenden ausgesprochen haben. Als man schließlich nach einem geeigneten Refugium suchte entschied man sich für das Spiralabyrinth. Frag mich nicht wieso! Ein komisches Volk,diese Hexen".

Alec war schockiert.

"W-Warum wusste ich nichts davon? Es steht in keinem Gesichtsbuch!",stammelte er.

Magnus zuckte die Schultern.

"Du weißt,dass Schattenjäger gerne die unangenehmen Seiten der Geschichte"-er machte eine wischende Handbewegung-"verschwinden lassen".

Alec nickte.

"Magnus,wenn du nicht mit mir kommen willst, verstehe ich das. Ich will dich nicht in Gefahr bringen",sagte Alec und sah Magnus in die Augen.

Der packte Alecs Schulter und sagte:

"Alec,verstehst du denn nicht? Ohne mich wirst du sofort sterben! Das Labyrinth hasst Schattenjäger!"


                                                                                                               *


Clary schreckte von einem dumpfen Geräusch aus dem Schlaf und sah sich hektisch in ihrem Zimmer um. Der Raum in dem alten Haus war dunkel und wurde nur vom Licht des zunehmenden Mondes erleuchtet. Das bläuliche,kalte Licht ließ sie erschaudern und sie dachte schon,sie hätte geträumt,als das Geräusch wieder ertönte. Sie fuhr zusammen und sprang aus dem Bett. Ihr Blick fiel auf das Fenster und zu ihrem Entsetzen blickte ihr ein blasses Gesicht entgegen. Sie stürzte zum Fenster und öffnete es.

"Isabelle!",rief sie. Das Mädchen hing mehr oder weniger am Fensterbrett.

"Wie,beim Erzengel...?",fragte Clary.

"Die Rankhilfe für die Rosen",sagte Isabelle knapp. "Darf ich reinkommen,oder willst du mich hier hängen lassen?".

Wortlos trat Clary einen Schritt zurück und Isabelle kletterte blitzschnell hinein. Sie sah sich ausgiebig um und rümpfte die Nase.

"Du solltest mich das Zimmer umdekorieren lassen. Was sollen das für Vorhänge sein?",fragte sie und zupfte an dem geblümten Stoff.

Dann setzte sie sich auf Clarys Bett und schlug ihre langen Beine übereinander. Sie trug wieder ein paar ihrer hochhackigen Stiefel. Dieses hatte Spikes an den Absätzen. Clary fragte sich wie sie mit einem geschätzten zwanzig Zentimeter Absatz an einer Fassade hochklettern konnte und Isabelle schien ihre Gedanken zu lesen.

"Ja ich weiß. Zehn Zentimeter hätten gereicht".

Clary platze der Kragen.

"Isabelle,was zur Hölle tust du hier?" rief sie und weckte dabei vermutlich das ganze Haus auf.

"Ist es so schlimm,wenn deine Freundin dich besuchen kommt?",fragt Izzy unschuldig.

"Es ist mitten in der Nacht und du hättest mich fast zu Tode erschreckt!",zischte Clary.

Isabelle stieß hörbar die Luft aus und seufzte.

"Na gut,es ist wegen der Zeremonie",sagte sie und Clary starrte sie verständnislos an.

"Welche Zeremonie?",fragte Clary,die zu müde war,um klar denken zu können.

"Die Parabatai Zeremonie",sagte Isabelle.

"Hätten wir darüber nicht morgen reden können?".

Isabelle schüttelte heftig den Kopf. Das machte Clary misstrauisch.

"Izzy,warum bist du wirklich hier?".

"Habe ich doch schon gesagt. Wegen der Zeremonie. Sie ist...",murmelte Isabelle.

"Was? Isabelle! Rede!",fuhr Clary das andere Mädchen an.

"Naja,die Zeremonie ist heute Nacht".

Clary erstarrte. Darauf war sie nicht vorbereitet .

"Heute?".

Isabelle setzte ihr süßestes Lächeln auf und zuckte die Schultern. Clary sah einen Funken von Angst und Schmerz in Isabelles Augen,als sie sagte:

"Du hast doch deine Meinung nicht geändert,oder? Du kommst doch mit?".

Clary fragte sich,ob es falsch gewesen war,Isabelle solch ein Verprechen zu geben. Sie würde es nicht brechen,das wusste sie. Sie wusste aber nicht,ob sie es bereuen würde. Clary hatte sich entschieden. Sie würde Isabelle nicht enttäuschen und sie würde keinen Rückzieher machen.

Wo du hingehst,da gehe ich hin,

wo du stirbst,sterbe ich und

da will ich begraben sein:

Der Erzengel tue mir an,was er will-

Nur der Tod soll dich und mich

scheiden.

Malec-Eine unsterbliche Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt