Lügen und Wahrheiten

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Die Minuten im Sitzungssaal tröpfelten endlos dahin und Clary fühlte sich,als würde sie jeden Moment einschlafen. Die Argumente und Erklärungsversuche drehten sich im Kreis. Sie versuchte Jace einen genervten Blick zuzuwerfen,doch der betrachtete gerade eingehend seine Hände. Seufzend lehnte sich sich zurück und versuchte ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen auf dem Podium zu lenken. Robert Lightwood,der Konsul und Jia Penhallow,die Inquisitorin, hatten sich schon längst aus der Diskussion zurückgezogen und schienen genauso apathisch wie der Großteil der anderen anwesenden Schattenjäger. Inzwischen war man zu dem Schluss gekommen,dass niemand wusste,was genau der Grund für die Angriffe war,dass man sich aber sicher war,dass es sich um Werwölfe handelte. Clary war überrascht,als Luke sich energisch zu Wort meldete und kurzzeitig wieder die Aufmerksamkeit im Raum auf sich zog.

"Ich habe eine einfache Frage",begann er und ließ seinen Blick schweifen.

"Was genau macht Sie so sicher,dass es sich um Werwolfangriffe handelt?".

Ein Raunen ging durch den Raum und Patrick Penhallow,der in der ersten Reihe saß, erhob sich von seinem Platz. Trotz seiner offensichtlichen Erschöpfung strahlte er kalte Wut aus.

"Was führt dich zu der lächerlichen Annahme,dass es sich nicht um einen Werwolfangriff gehandelt haben könnte?",fragte er scharf.

"Alle Anzeichen sprechen dafür".

Ein zustimmendes Murmeln erhob sich und auch Clary wunderte sich. Sie wechselte einen erstaunten Blick mit Jace,der bei Lukes Stimme aufgehorcht hatte.

"Aber Beweise gibt es keine",sagte Luke selbstbewusst.

"Beweise,Beweise! Was gibt es da schon zu beweisen? Isaiah hat ganz klar von Klauen und Fell gesprochen und da wir ihn leider nicht mehr befragen können,haben wir wohl nur diese Aussage".

Patrick schien einen Moment lang zu überlegen.

"Es sei denn...",er drehte sich um und suchte die Ränge ab.

"Wo ist der Lightwood Junge?",rief er streng.

"Alexander Lightwood?",fragte nun Jia,die sich von ihrem Platz erhoben hatte.

Robert flüsterte der Inquisitorin etwas ins Ohr und ihre Gesichtszüge entgleisten für einen kurzen Moment. "Nun gut. Alexander Lightwood ist nicht anwesend",sagte sie langsam.

"Aus gesundheitlichen Gründen".

Robert warf ihr einen dankbaren Blick zu und sie nickte knapp.

"Lüge!",rief jemand aus der Menge.

Ein junger,drahtiger Schattenjäger,den Clary noch nie gesehen hatte.

"Er hat sich selbst in solch ein dreckiges Biest verwandelt! Er gehört ohnehin nicht mehr zu uns!".

Sofort sprang Jace auf und Clary packte ihn am Arm.

"Nicht,Jace",zischte sie. Alle Augen waren auf Jace gerichtet,der sich Clarys Griff entwand und einige Stufen die Tribüne hinabstieg.

"Ich wurde angegriffen. Ich werde aussagen!",sagte Jace.

"Holt Mellertach!",rief jemand.


                                                                                                              *


Magnus starrte angespannt in Alecs blasses Gesicht,in Erwartung eines weiteren Gefühlsausbruchs,doch zu seinem großen Erstaunen nickte der junge Schattenjäger nur langsam.

"Ich wusste es",sagte er.

"Du wusstest es?",fragte Magnus verwundert.

"Ich spüre wie es mich innerlich auffrisst, Magnus. Wie jede Zelle meines Körpers brennt. Es ist...",er rang nach Worten. "Es ist,als würde ich sterben und gleichzeitig durch ein Monster ersetzt",flüsterte er und erschütterte Magnus damit zutiefst.

"Es tut mir so leid, Alec",murmelte der. "So leid,so unendlich leid".

"Es ist nicht deine Schuld,du hast alles getan was du konntest".

"Nein,habe ich nicht. Wenn du nur wüsstest. Hätte ich mir in den Jahren bevor ich dich kannte mehr Wissen angeeignet,anstatt mich zu betrinken und wahllos mit allem zu schlafen,was zwei oder mehr Beine hat,wüsste ich jetzt vielleicht wie ich dir helfen kann",sagte Magnus verzweifelt und raufte sich die Haare.

Er hätte dringend eine Dusche gebraucht,doch noch nie hatte es ihn so wenig gekümmert.

"Ich weiß nicht,ob du die Reise durch das Spiralabyrinth schaffst. Du bist so schwach und-".

"Ich will dorthin",unterbrach Alec ihn.

"Bist du dir sicher? Du könntest auf der Reise sterben".

"Ich werde so oder so sterben,was spielt es noch für eine Rolle,ob es heute oder in zwei Wochen geschieht?",fragte Alec bitter.

"Für mich spielt es eine Rolle, Alexander!",sagte Magnus heftig.

"Jede Sekunde mehr mit dir ist ein Geschenk für mich! Verstehst du das denn nicht? Weißt du nicht,wie sehr ich dich liebe,du dummer Junge?".

Alec schluckte schwer und nun standen doch Tränen in seinen blauen Augen.

"Ich bin ein Monster, Magnus. Ich könnte ansteckend sein!",krächzte er während er versuchte die Tränen zurückzuhalten.

"Vielleicht",begann er leise.

"Vielleicht solltest du mich hier zurücklassen. Ich würde sterben und niemandem mehr schaden. Du könntest nach New York zurückkehren und du würdest jemand anderen finden,den du ein Leben lang glücklich machen kannst",schlug Alec nun vor und schien es tatsächlich ernst zu meinen.

"Du scheinst es wirklich nicht zu verstehen",murmelte Magnus.

"Was verstehe ich nicht?",fragte Alec leise.

"Dass du meine erste und letzte große und wahre Liebe bist".

"Camille?",flüsterte Alec,doch Magnus schüttelte nur den Kopf.

Er würde Alec nicht verlieren.

Malec-Eine unsterbliche Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt