Freunde

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Ohne zu wissen,was er tat rannte Magnus los und taumelte seiner alten Freundin in die Arme. Die arme Tessa wäre von dem plötzlichen,unerwarteten Gewicht beinahe zu Boden geworfen worden,doch sie hielt sich sicher auf den Beinen und behielt die Ruhe,während der scheinbar völlig erschöpfte Magnus anfing unverständlich zu murmeln. Alec beobachtete die Szene verständnislos. Er hatte keine Ahnung,wer diese Tessa war und warum Magnus sich so freute sie zu sehen.

"Magnus",sagte Tessa nun sanft. "Beruhige dich doch. Alles ist gut,ich bin hier".

Ihre ruhige Stimme hatte einen mütterlichen Tonfall angenommen und Alec wunderte sich wo sie diesen gelernt hatte. Magnus schien wieder bei sich zu sein,da er tief durchatmete und sich mit einem aufmunterndernden Gesichtsausdruck zu ihm umwandte. Was wollte er von ihm?

"Alexander,komm her. Ich möchte dir jemanden vorstellen",sagte Magnus.

Alecs Beine setzten sich wie in Zeitlupe in Bewegung,doch er kam nicht weit. Plötzlich wich all die Kraft aus seinem Körper und die Welt verschwand unter einem undurchdringlichen,schwarzen Schleier. Als sein Gesichtsfeld schrumpfte,fühlte er sich glücklich. Vielleicht war es das. Das Ende. Er hatte keine Schmerzen und keine Angst. Es wurde einfach nur dunkel. Das letzte was er hörte war Magnus' panischer Schrei.

*

Zitternd stand Clary vor dem geöffneten Portal und versuchte gegen die Tränen zu kämpfen,die in ihre Augen stiegen. Sie wollte nicht nach New York,sie wollte nirgendwo hin. Genauer gesagt wollte sie doch an einen Ort und zwar zu Jace,den man offenbar in die Stadt der Stille gebracht hatte. Beim Gedanken,dass ihr geliebter Schattenjäger nach seinen traumatischen Erlebnissen noch einmal in dem furchtbaren Verlies eingesperrt worden war,zog sich alles in Clary zusammen. Ihre Mutter hatte darauf bestanden,mit den Lightwoods und Simon nach New York zurückzukehren,da Clary ihrer Meinung nach eine "stabile,gewohnte Umgebung" brauchte. Luke würde in Idris bleiben um sich weiterhin um die Angelegenheit zu kümmern.Sie hatten Clary versichert,dass es keine Rolle spielte,wo sie war,solange sich Jace in der Stadt der Stille befand. Dennoch hatte sie kein gutes Gefühl dabei. Catarina räusperte sich energisch.

"Wenn ihr euch endlich dazu herablassen könntet hindurchzugehen wäre ich euch sehr verbunden".

Clary nickte leicht und griff nach der Hand ihrer Mutter. Sie tauschten einen Blick und traten in das wirbelnde,blaue Licht.

*

Jace drehte sich auf der harten Pritsche um starrte in die Finsternis. Er fror und alle seine Glieder waren steif und verspannt. Er hätte Angst oder Wut verspüren sollen,doch er fühlte sich leer. Wenn er Alec nicht mehr sehen würde,wollte er ohnehin nicht mehr leben. Er versuchte verzweifelt die egoistischen Gedanken loszuwerden,doch es gelang ihm nicht. Er fühlte sich schuldig,dass er daran dachte Clary und Isabelle im Stich zu lassen,doch er konnte nicht anders. Vielleicht lebt er noch,sagte eine leise Stimme in seinem Kopf. Vielleicht ist es nicht zu spät. Er wusste nicht einmal warum man ihn hier festhielt. Man hatte Angst,dass er sich angesteckt hatte,aber das war Unsinn. Wenn die Krankheit bis jetzt nicht ausgebrochen war,würde sie das auch nicht mehr. Die Stillen Brüder waren offenbar der selben Ansicht,doch der panische Rat war durch keine Argumente umzustimmen gewesen. Man hatte versucht,es ihm so angenehm wie möglich zu machen,doch Jace kam nicht umhin sich wie ein Verbrecher und Gefangener zu fühlen. Was hatten sie mit ihm vor? Sie konnten ihn schließlich nicht ewig einsperren. Es gab zwei Möglichkeiten: Entweder sie würden ihn freilassen oder in blinder,irrationaler Angst auf anderem Wege beseitigen. Er tippte auf letzteres.

*

"Hast du gerade Coniunctus gesagt?",schrie Tessa und Magnus zuckte hilflos die Schultern.

"Es könnte sein,dass ich etwas in die Richtung erwähnt habe",murmelte er betreten.

"Bist du von allen guten Geistern verlassen? Bist du komplett verrückt geworden?".

"Kein Grund gleich ausfallend zu werden",sagte Magnus beleidigt und Tessa schnaubte empört.

"Was hast du dir dabei gedacht? Hast du überhaupt irgendetwas gedacht?".

Er hatte die hübsche Gestaltwandlerin noch nie so zornig gesehen.

"Ich habe etwas gedacht",verteidigte er sich. "Ich gebe zu, dass ich vielleicht etwas impulsiv gehandelt...".

"Etwas?!".

"Na gut. Sehr impulsiv. Aber ich hätte alles getan,um mit meinem Alexander zusammen zu sein. Ausgerechnet du solltest dieses Gefühl zu gut kennen".

"Es tut mir leid",sagte Tessa leise und seufzte.

"Du musst ihm helfen,Tessa",flehte Magnus.

"Ich kann nicht. Ich wüsste nicht wie".

Sie zögerte.

"Wenn ich wüsste wer ihm das angetan hat,könnte ich vielleicht etwas tun aber-",sie stockte. "Dafür müsste ich meine Gestalt wandeln und das habe ich nicht mehr getan seit-",sie schluckte schwer.

"Seit Will...Du weißt schon".

Magnus konnte den Schmerz sehen,der nach all den Jahren nicht vergangen war und den er so gut kannte. Aus einem plötzlichen Gefühl heraus nahm er Tessa fest in den Arm und ihre vertraute Wärme beruhigte ihn. Es war so gut wieder eine Freundin bei sich zu haben.

Malec-Eine unsterbliche Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt