Der Gipfel

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Magnus versuchte krampfhaft die nagende Angst,die in ihm hochstieg zu unterdrücken,als er in Alecs rote Augen blicke. Es schmerzte ihn so sehr Alec so zu sehen,dass es ihm beinahe körperlich wehtat. Ohne seine blauen Augen,schien er ihm noch mehr zu entgleiten und die Angst wandelte sich langsam zu Panik. Er wollte den verstörenden Anblick nicht länger ertragen,konnte aber die Augen nicht abwenden. Er hatte noch nie so versagt.

"Ich muss dir etwas sagen,Alexander".

Alec schloss die Augen,nickte aber. Mit geschlossenen Augen konnte man,abgesehen von den Klauen und der wachsenden Körperbehaarung,beinahe denken er wäre immer noch sein Alec. Er holte tief Luft.

"Ich habe nicht die geringste Anhnung, wohin wir gehen".

"Ich weiß",sagte Alec unbeeindruckt.

Er öffnete seine Augen wieder und Magnus zuckte unwillkürlich zusammen.

"Magnus,bitte. Tu es doch einfach",flüsterte Alec,der plötzlich Schmerzen zu haben schien.

Magnus fühlte sich als würde seine Energie angezapft und aus seinem Körper gezogen werden. Vielleicht war es wirklich ein Fehler gewesen den Coniunctus Zauber anzuwenden. Er nahm Alecs Gesicht in die Hände.

"Was soll ich tun, Alexander?".

Alec keuchte und winselte,während die Lebenskraft weiter aus Magnus herausfloss. Es ging schneller,als er dachte.

"Beende es",keuchte Alec und Tränen standen in seinen Augen. "Bitte".

Alec krümmte und wand sich unter den Schmerzen und Magnus konnte nichts sagen. Er hatte alles falsch gemacht,was er nur falsch machen konnte und er hasste sich dafür.

"Wie,Alec? Wie soll ich es beenden?".

"Heb den Zauber auf. Bitte,Magnus!",flehte Alec und schrie schon beinahe. "Ich halte das nicht mehr aus!".

Magnus starrte Alec an und spürte wie tief in ihm etwas zerbrach,als er sagte:

"Der Zauber ist unwiederrufbar".

*

"Jace!",rief Clary. "Jace!".

Die letzten Tage waren auch für sie zu viel gewesen. Isabelle,die sich gerade übergeben hatte,war ihr keine große Hilfe und noch nie hatte sie sich so furchtbar allein gefühlt. Maryse kam die Treppe hinunter und stieß einen entsetzen Schrei aus,als sie Isabelle entdeckte,die vor ihrem eigenen Erbrochenen kniete.

"Isabelle!".

Sie rannte zu ihrer Tochter und nahm sie in den Arm. Maryses Wangen waren eingefallen und tiefe Schatten hatten sich unter ihren Augen gebildet. Ihre Haut wirkte fahl und gräulich und Clary begann hemmungslos zu schluchzen. Auch Isabelle weinte zum ersten mal seit einigen Tagen.

"Was ist passiert?",fragte Maryse und zu Clarys Überraschung war es Isabelle, die mit zitternder Stimme antwortete.

"Patrick ist tot. Und-Und sie haben Jace. Sie wollen ihn unter Karantäne stellen",hauchte sie und Maryses Augen weiteten sich.

"Aber das ist Unsinn! Die Krankheit wäre längst ausgebrochen,wenn Jace sich infiziert hätte!".

Clary lehnte sich gegen den Türstock und versuchte sich durch einige tiefe Atemzüge zu beruhigen.

"Was werden sie mit ihm machen?",fragte sie und ihre Stimme klang kläglich.

Aus Patricks Zimmer tönten Laute,die wie die eines verwundeten Tieres klangen und vermutlich von Jia und Aline stammten.

"Ich weiß es nicht. Ich werde sofort den Rat aufsuchen!",sagte Maryse bestimmt und richtete sich auf. "Geh nach Hause,Clary! Erzähl niemandem,was du gesehen hast!"

*

Clarys öffnete leise die Haustür und versuchte sich am Wohnzimmer vorbei zu stehlen,doch es war sinnlos. Sie hatten auf ihre Rückkehr gewartet. Sie beschloss,sich ihrem Schicksal zu stellen und betrat den Raum,wo Jocelyn sofort zu einer Standpredigt ansetzte,bis sie Clarys derangiertes Äußeres inklusive dem offenen Reißverschluss,zerzaustem Haar und geröteten Augen sah.

"Bei Raziel! Clary! Was ist passiert?",fragte Jocelyn bestürzt und zog ihre Tochter in eine enge Umarmung.

Unter Tränen berichtete Clary ihr stockend die Ereignisse der letzten Stunden und Jocelyns Gesichtsausdruck wurde immer besorgter. Luke,der die ganze Zeit still auf dem Sofa gesessen hatte, erhob sich und nahm seine Stieftochter kurz in den Arm.

"Ich werde mich darum kümmern,Clary",murmelte er und Clary nickte dankbar.

Er und Jocelyn warfen sich einen besorgten Blick zu,der Clary unter normalen Umständen auf die Palme gebracht hätte.

"Der Rat ist wieder einmal über das Ziel hinausgeschossen!".

Clary spürte wieder verzweiflung in sich aufkeimen.

"Ich habe Angst,dass sie ihm etwas antun!",schluchzte sie und Luke legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter.

"Ich glaube nicht-",begann er,doch Jocelyn unterbrach ihn harsch.

"Ach nein? Du kennst die Praktiken des Rats! Du weißt, dass sie auch vor Mor-".

Luke brachte seine Frau mit einem wütenden Blick zum schweigen,doch es war zu spät,denn Clary hatte verstanden,was sie hatte sagen wollen.

"Mord?",fragte Clary ungläubig. "Hol ihn da raus! Geh,Luke! Jetzt!",schrie Clary.

Luke nickte und griff sich seinen Mantel,der über einer Stuhllehne hing.

"Ich tue,was ich tun kann",versprach Luke und verschwand im Flur.

Clary starrte auf den Teppichboden und fragte sich,ob es eigentlich noch schlimmer werden konnte,oder ob sie den Gipfel der Katastrophen bereits erreicht hatten. Ein überraschter Schrei ihrer Mutter,riss sie aus ihren Gedanken.

"Überraschung!".

Jemand stand schüchtern lächelnd in der Tür. Dieser jemand war Simon.

Malec-Eine unsterbliche Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt