Schweiß,Blut und Tränen

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Jace hatte das Gefühl,als würde ihm das Blut in den Adern gefrieren und für einen Moment wusste er nicht,was er tun sollte. Dann kam wieder Leben in ihn.

"Komm,ich stütze dich",sagte Jace und legte Alecs Arm um seine Schulter.

Er versuchte nicht daran zu denken,was die Verletzung bedeuten könnte.

"Wohin-?",begann der dunkelhaarige Junge mit tonloser Stimme.

"Zu Magnus",sagte Jace.

Glücklicherweise lag das Apartment nur fünf Minuten entfernt. Als er bei Magnus ankam klingelte er gar nicht erst,sondern benutzte eine Entriegelungsrune. Keuchend schleppte er den zitternden Alec die Stufen hinauf. Sein eigenes Blut hinterließ scharlachrote Spuren auf der Treppe. Schon bevor er die Wohnungstür erreichte begann Jace beinahe hysterisch nach Magnus zu rufen. Die Tür schwang nach wenigen Sekunden auf und der Gesichtsausdruck des Hexenmeisters wandelte sich von anfänglicher Genervtheit zu blankem Entsetzen.

"Alexander!".

Er stürtzte zu Jace hinunter und half ihm Alec die letzten Stufen hinaufzuhieven. In der Wohnung trug Magnus Alec sofort in sein Bett.

"Was ist passiert?",wollte Magnus wissen.

Jace musste erst schlucken bevor er antworten konnte.

"Werwolfbiss",sagte er leise und Magnus' Katzenaugen weiteten sich vor Schreck. 

              

                                                                                        *

 Jace, der in einem Sessel vor Magnus' Kamin eingeschlafen war,schreckte hoch, als einige Gestalten in das Wohnzimmer gestürmt kamen. Isabelle und Clary. Isabelles dunkle Augen waren gerötet und Clarys Haar war zerzaust und passte zu ihrem zerstreuten Gesichtsausdruck. Als sie Jace im Sessel entdeckte lief sie sofort zu ihm,um ihn zu umarmen. Sie schrie überrascht auf,als sie die Wunden an Jaces Armen entdeckte.

 "Beim Erzengel! Du bist verletzt",rief Clary erschrocken.

Wortlos zog sie ihre Steele hervor und trug geschickt eine Iratze auf Jaces Handgelenke auf. Die Wunden begannen zu heilen,verschwanden aber nicht ganz.

"Sie sind tief. Geht es dir gut?",fragte Clary ängstlich.

"Mir geht's gut. Aber Alec..",die Stimme des blonden Schattenjägers versagte.

Isabelle,die bisher mit verschränkten Armen vor der Tür zu Magnus' Schlafzimmer gestanden hatte drehte sich um. Eine Träne glitzerte auf ihrer Wange und ihr sonst so schönes Gesicht war wutverzerrt.

"Natürlich geht es dir gut!",schrie sie.

"Er hat dir das Leben gerettet! Nur deshalb wurde er gebissen! Es ist deine Schuld",die letzten Worte waren eher ein Wimmern.

Jace fühlte einen Stich in seinem Herzen. Sie hatte Recht. Clarys hübsches Gesicht wurde traurig.

"Izzy,sag das nicht. So etwas tun Parabatai eben füreinander",sagte sie sanft und die Mädchen tauschten einen vielsagenden Blick,den Jace nicht deuten konnte.

Doch bevor er etwas sagen konnte,ging die Schlafzimmertür auf und Magnus,der an Alecs Bett gewacht hatte,kam heraus. Er sah müde aus. Sein sonst so perfekt gestyltes schwarzes Haar war platt gedrückt und zerzaust und sein Lidstrich war verschmiert und über sein ganzes Gesicht verteilt. Hoffnungsvoll sah Jace ihn an, doch der Hexenmeister schüttelte nur den Kopf.

"Ist er immer noch ohnmächtig?",wollte Isabelle mit leichter Panik in der Stimme wissen.

"Ja,aber ich glaube es liegt an dem Schock",sagte Magnus und Jace fragte sich,ob diese Information irgendetwas an der Situation verbesserte.

"Werwolfbisse sind nicht tödlich,aber...",fing Magnus an und stockte.

Jace wollte es nicht hören und den Blicken der anderen nach zu Urteilen war er damit nicht allein.

"Er wird sich vermutlich verwandeln",fuhr Magnus fort und seine Stimme zitterte.

Isabelle stieß einen erstickten Schrei aus und fiel Clary in die Arme, die ihren Schock kaum verbergen konnte. Jace fühlte sich,als ob ihm jemand einen Eimer mit eiskaltem Wasser über den Kopf geschüttet hätte.

"Das...das ist unmöglich",stammelte er. "Er ist ein Schattenjäger".

"Er ist vor allem ein Mensch",sagte Magnus mit tiefem Bedauern.

"Denk an Luke",sagte Clary mit leiser,bebender Stimme.

Er ließ sich wieder in den Sessel fallen und raufte sich die Haare. Er hörte Isabelle leise schluchzen und als er aufsah,sah er,dass auch Clary still weinte. Sogar Magnus' Augen glänzten feucht.

"Können wir...können wir",Isabelle wurde von weiteren Schluchzern geschüttelt. "Können wir zu ihm?",schaffte es Isabelle mit erstickter Stimme die Frage zuende zu bringen.

Magnus nickte nur und brachte die Freunde in das geräumige Schlafzimmer. Auch hier gab es einen Kamin, in dem ein blaues Feuer lautlos vor sich hin loderte. Alec lag auf dem Rücken in Magnus' gigantischem King Size Bett mit dem Tüllhimmel. Jace bemerkte,wie jung er aussah. Auf seiner blassen Wange war ein langer Kratzer zu sehen und sein rechter Oberarm war dick mit einem beigen Verband eingebunden. Magnus nahm wieder auf einem Stuhl neben dem Bett platz und nahm Alecs schmale Hand in den Schoß. Magnus' Blick auf Alec war so voller Verzweiflung und Zärtlichkeit,dass Jace keinen Zweifel mehr daran hatte,dass der Hexenmeister seinen besten Freund aus tiefstem Herzen liebte. Plötzlich zuckte Alecs Hand und Magnus sprang sofort auf und beugte sich über seinen Freund. Mit flatternden Lidern öffnete Alec mühsam seine Augen und sein schmerzerfülltes Gesicht erhellte sich für einen Augenblick,als er Magnus' vertrautes Gesicht sah.

"Magnus",murmelte er heiser.

"Magnus. Du bleibst immer bei mir,egal was geschieht. Oder?",fragte Alec ängstlich.

Magnus lächelte gequält und strich dem Jungen mit zitternder Hand eine Haarsträhne aus der fiebrigen Stirn.

"Oh,Alec. Mein lieber,süßer Alec. Natürlich bleibe ich bei dir,du Dummerchen".

Malec-Eine unsterbliche Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt