Alle Zeit der Welt

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"Vielleicht war es doch keine gute Idee,sie standesamtlich heiraten zu lassen",murmelte Isabelle und schielte kritisch auf die Tapete im Hochzeitszimmer des Standesamtes.

"Izzy,sei still!",zischte Clary,die gebannt den Worten des Beamten lauschte.

Magnus schien nichts mehr von seiner Umgebung wahrzunehmen,außer Alec. Um die Schattenjägertradition nicht ganz außer Acht zu lassen trug Magnus einen schimmernden,goldenen Anzug,der ihm einen irritierten Blick des Standesbeamten eingebracht hatte. Während Magnus trotz des extravaganten Anzugs gut aussah übertraf Alec alles. Er trug einen eleganten,anthrazitfarbenen,perfekt sitzenden Anzug,eine blaue Krawatte und ein blaues Anstecksträußchen,die beide seine Augen zum strahlen brachten. Das,was Alec zu einem solch atemberaubenden Anblick machte,von dem Magnus sich kaum losreißen konnte,war das unendliche Glück und die Zufriedenheit,die er ausstrahlte. Er schien vor Liebe zu platzen. Er und Magnus hatten ein taktvolles Jahr gewartet,bis sie endlich heirateten. Ein Jahr voller Trauer und Schmerz aber auch voll Glück und Zärtlichkeit. Die Wunden hatten zu heilen begonnen.
Bei allen.

Lächelnd erinnerte Clary sich an den Tag als gleichgeschlechtliche Hochzeiten in ganz Amerika legalisiert worden waren. Magnus hatte sofort eine Party geschmissen auf der Jace Catarina betrunken einen Antrag gemacht hatte,während Isabelle beinahe angefangen hatte für Simon zu strippen. Jace hatte sie gerade rechtzeitig davon abgehalten. Clary vermutete stark,dass nicht nur Alkohol in den Cocktails gewesen war. Sie grinste bei der Erinnerung an diesen bunten,fröhlichen Abend. Catarina und Jace waren Trauzeugen. Clary schenkte ihm ein ermutigendes Lächeln,das er strahlend erwiderte. Er sah gut aus in seinem schlichten,schwarzen Anzug.

"Alexander Gideon Lightwood",begann der Beamte und Clary spürte wie Isabelle sich neben ihr nervös anspannte.

Sie legte ihrer Freundin die Hand um die Taille und lehnte ihren Kopf auf ihre Schulter.

"Wollen sie den hier anwesenden Magnus Bane zu ihrem angetrauten Ehemann nehmen?",säuselte der Standesbeamte.

Stille. Alec räusperte sich geräuschvoll und Magnus warf ihm schon einen panischen Blick zu. Dann enstpannte sich Alec und das Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück.

"Ja",sagte er mit klarer Stimme.

"Dann frage ich sie,Magnus Bane. Wollen sie den hier anwesenden Alexander Gideon Lightwood"-der Beamte schluckte und Clary wurde das Gefühl nicht los,dass es seine erste gleichgeschlechtliche Trauung war-"zu ihrem angetrauten Ehemann nehmen?".

Im Gegensatz zu Alec zögerte Magnus keine Millisekunde lang.

"Ja",rief er.

"Kraft des Gesetzes erkläre ich sie hiermit zu Mann und"-der Mann stockte und wurde knallrot,was Jace zum grinsen brachte. "Erkläre ich sie hiermit zu rechtmäßig angetrauten Eheleuten".

*

"Ich kann einfach nicht glauben,dass du verheiratet bist",murmelte Jace und raufte sich die Haare.

Nach der Hochzeit war man zum feiern zu Lukes altem Landhaus gefahren,wo dieser auch schon Jocelyn geheiratet hatte.

"Glaub mir,ich auch nicht",lachte Alec. "Natürlich sind wir laut Schattenjägergesetz nicht verheiratet, aber-",begann er doch Jace schnitt ihm das Wort ab.

"Alec,vergiss den Schattenjägercodex. Der ist nicht wichtig. Es ist wichtig,dass ihr glücklich seid",sagte Jace heftig und sein Parabatai hob erstaunt die Augenbrauen.

"Äh,danke",meinte er und grinste ein wenig verlegen.

Jace war plötzlich rot wie eine Tomate geworden.

"Was?",fragte Alec und grinste frech.

"Was habe ich gerade gesagt? Ich habe mich angehört wie diese Typen in den Filmen,die Isabelle immer schaut".

"Wie bitte?",erklang Clarys Stimme von hinten und Jace drehte sich grinsend um.

"Du sollst doch nicht immer lauschen",schimpfte er sie spielerisch und zog seine Freundin ruckartig an sich.

Clary kreischte in gespielter Empörung auf,ließ sich aber willig in Jaces Arme fallen. Wieder einmal wunderte er sich wie leicht Clary war. Sie erinnerte ihn immer wieder an eine Feder. Besonders heute,da sie ein zartes,blassgrünes Kleid und flache,filigrane Sandalen trug. Er fuhr ihr durch das offene Haar und blickte ihr tief in die Augen.

"Du bist wunderschön",sagte er sanft und freute sich über das wunderschöne,breite Lächeln,das er daraufhin erhielt.

"Ich liebe dich über alles,Jace",flüsterte sie.

"Ich dich auch,Clary",antwortete er und küsste sie.

"Alexander!",ertönte eine fröhliche Stimme und Magnus tauchte auf. "Wie ich sehe,bist du wie üblich das dritte Rad am Wagen. Ich erlaube mir dich zu entführen",verkündete Magnus und verbeugte sich neckisch vor Alec.

Dann packte er ihn am Handgelenk zog ihn in ein nahegelegenes Waldstück.

*

"Autsch,Magnus",rief Alec,der über eine Wurzel gestolpert war. "Wo gehst du hin?".

"Keine Sorge,wir sind da",sagte Magnus mit einem anzüglichen Grinsen. "Mir ist aufgefallen,dass wir heute noch gar keine Zeit zu zweit hatten",schnurrte er und machte Anstalten Alecs Gürtel zu öffnen.

"Magnus,nicht hier",zischte Alec und schlug die Hand des Hexenmeisters weg.

Allerdings grinste er dabei.

"Aber Alexander ich werde doch an meiner eigenen Hochzeit Spaß mit meinem Ehemann"-er machte eine kurze Pause und ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen- "haben dürfen".

"Das darfst du auch aber nicht jetzt",sagte Alec streng.

"Darf ich dir dann wenigstens sagen wie atemberaubend du aussiehst,wenn du dich kämmst und keinen dieser furchtbaren uralten Pullover trägst?".

Alec schnaubte.

"Wenn das ein Kompliment sein sollte,hast du versagt",murmelte Alec und schmollte.

"Magnus Bane versagt nie",rief Magnus. "Das war ein Kompliment und zwar eines der Guten."

Er betrachtete Alec von Kopf bis Fuß und blieb bei Alecs vollen Lippen hängen.

"Sag,Alec. Wenn ich dich schon nicht ausziehen und böse Dinge mit dir anstellen kann,darf ich dich dann wenigstens küssen?".

Alec wartete einen Augenblick. Dann schüttelte er grinsend den Kopf.

"Nicht jetzt",sagte er lächelnd,als Magnus ihm mit gespielten Entsetzen die Hand,die Alec gehalten hatte,entzog. "Lass uns zurück zu den anderen gehen. Schließlich haben wir alle Zeit der Welt".

"Fast alle",lächelte Magnus.

Dann küsste er ihn doch.

Malec-Eine unsterbliche Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt