Sorgen wie Gift

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Als Jace in Alecs Schlafzimmer platzte richteten sich alle Augen auf ihn. Ihm war bewusst,dass er sehr mitgenommen aussehen musste. Alec saß aufrecht im Bett,immer noch erschreckend blass,wirkte aber gefasst. Der Kratzer in seinem Gesicht war zu einer feinen Narbe verblasst und sein Arm war nur noch mit einer dünnen Mullbinde umwickelt. Magnus lag neben Alec auf der Bettdecke. Auf einem Stuhl neben dem Bett saß Maryse mit verquollenen Augen und aufeinander gepressten Lippen. Als sie Jace sah,stand sie auf und umarmte ihn kurz.

"Jace,ich will,dass wir uns später in alle in der Bibliothek treffen. Sag Clary und Isabelle bescheid",sagte sie und spähte über Jaces Schulter.

"Wo sind sie?",fragte sie überrascht.

Genau in diesem Moment öffnete sich die Tür und die beiden Mädchen kamen herein.

"Wie geht es dir?",wollte Clary besorgt wissen.

"Naja abgesehen von der Tatsache,dass ich mich in einen Werwolf verwandeln werde,ganz gut",sagte Alec verbittert und Magnus warf dem rothaarigen Mädchen einen vorwurfsvollen Blick zu.

"Du wirst dich nicht verwandeln",sagte Jace heftig und Alec blickte ihn erstaunt an.

"Doch ,Jace das werde ich und nichtmal du kannst etwas dagegen tun. Du bist nicht allmächtig",sagte Alec leise.

"Magnus,das kann doch nicht sein,es muss-",begann Jace drängend.

"Nein",unterbrach der Hexenmeister ihn bestimmt. "Alec hat recht. Es gibt keine Heilung".

"Das glaube ich nicht",rief Jace. "Ich glaube es einfach nicht! Wir haben schon so viele Gefahren überstanden und dann soll dir ein lächerlicher Biss das Leben zerstören?".

Zornesröte stieg Jace ins Gesicht.

"Ihr habt schon aufgegeben,bevor ihr es überhaupt versucht habt!".

"Hör auf!",rief Magnus und seine grünen Katzenaugen funkelten bedrohlich.

"Ich lasse mir viel sagen,aber das geht zu weit. Denkst du nicht,dass ich alles für meinen Alexander tun würde?",zischte Magnus und seine Stimme klang wie ein Fauchen. "Ich bin schon lange auf dieser Welt. Man kann weder Lykanthropie noch Vampirismus heilen".

Er redete sich in Rage.

"Wenn es etwas gäbe,gäbe es keine Vampire und Werwölfe mehr",fuhr er fort.

"Wenn es etwas gäbe, wäre ich ein verdammt gelangweilter oberster Hexenmeister von Brooklyn! Dann hätte ich nämlich keine Kundschaft mehr!",Magnus schrie inzwischen beinahe. "Es gibt keine Möglichkeit! Mir ist in meinem ganzen Leben noch nie so ein Fall begegnet! Und glaub mir: Ich habe schon viel gesehen!".

"Ähm,Magnus?",fragte Isabelle zögerlich.

"Was?",fuhr er sie an.

"Es gibt einen Fall in dem ein Vampir wieder zum Mensch wurde",sagte sie.

Für einen Moment lang herrschte nachdenkliches Schweigen. Clary begriff es als erste.

"Simon!",schrie sie. "Mein Vater",murmelte Magnus.

                                                                                             *

Etwa eine halbe Stunde später saßen Maryse,Jace,Clary,Magnus und Isabelle an dem langen Tisch in der Bibliothek. Isabelle gähnte. Sie hatte die ganze Nacht nicht geschlafen und im Moment sah es auch nicht danach aus,als ob sie das bald nachholen können würde. Die Sorge um ihren großen Bruder hatte sie wach gehalten und pulsierte auch jetzt wie Gift im ihren Adern.

"Es gibt viel zu besprechen",begann Maryse und auch ihr sah man an,wie müde sie war.

"Als erstes würde ich Magnus bitten uns zu erzählen,was er über Lykanthropie weiß".

Magnus seufzte.

"Viel gibt es nicht zu sagen. Lykanthropie wird durch den Biss eines Werwolfes übertragen. Sobald der Erreger im Blut ist,breitet er sich aus. Die Krankheit bricht dann beim nächsten Vollmond zum ersten mal aus",leierte Magnus die Informationen herunter.

"Das ist in 24 Tagen",sagte Clary nachdenklich.

"Aber das wird nicht passieren",rief Jace.

"Wir müssen nur Asmodeus fragen!".

"Nur Asmodeus fragen?",fragte Magnus,der heute äußerst leicht reizbar zu sein schien. "Wie stellst du dir das vor? Dass ich ihn heraufbeschwöre und sage: 'Hey Daddy. Würdest du mir einen Gefallen tun?' Erinnerst du dich zufällig daran,was letztes mal passiert ist?",entrüstete sich der Hexenmeister.

"Ich verstehe ja,dass du dich an jeden Strohhalm klammerst aber es gibt keine Möglichkeit",sagte Magnus traurig.

"Aber-",protestierte Jace.

"Na gut. Keine Möglichkeit,die nicht absolut hirnverbrannt und reiner Selbstmord wäre",verbesserte Magnus sich.

Jace schien unbeeindruckt und öffnete den Mund,um wieder etwas zu sagen doch Isabelle hielt es nicht mehr aus.

"Halt den Mund! Du hast Magnus gehört!",rief sie und Magnus nickte zustimmend.

"Seid jetzt bitte ruhig!",unterbrach Maryse sie. "Darüber können wir nachher noch diskutieren. Wir haben auch noch andere Probleme",sagte sie bestimmt.

"Andere Probleme?",keuchte Jace fassungslos. "Du hast andere Probleme als deinen kranken Sohn?".

"Jace",sagte Clary warnend,doch er war schon aufgesprungen und aus der Bibliothek gestürmt. Maryse seufzte.

"Ich habe beschlossen nun doch das Konzil und den Rat zu benachrichtigen",sagte Maryse und Magnus sog scharf die Luft ein,sagte aber nichts. "Was gestern passiert ist war ganz klar ein Verstoß gegen das Abkommen. Robert meinte,es sei das beste, wenn wir eine Ratsversammlung einberufen würden".

Clary und Isabelle schauten Maryse verständnislos an.

"Packt eure Sachen,wir reisen nach Idris. Heute.".

Malec-Eine unsterbliche Liebe?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt