Kapitel 3

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Es ist früher Abend, aber der Tag war anstrengend für beide Mädchen, weshalb sie früh schlafen. Enid schläft wieder bei Wednesday, da ihr kaputtes Bett noch nicht gemeldet wurde. Wednesday nimmt es sich für den nächsten Tag vor. Schließlich schläft sie ein, den Rücken zu Enid gedreht aber immernoch mit den überkreuzten Händen.

Wednesday POV.
Ich weiß nicht, wie spät es ist, vielleicht mitten in der Nacht laut dem Mond, als ich aufwache. Enid umarmt mich wieder. Ich knurre wie ein Wolf, aber der Werwolf hinter mir ignoriert es gekonnt und schläft selig weiter. Sollte ich ihr vielleicht ein Messer in den Bauch rammen?
Eine neue Stimme meldet sich mit einem lautstarken, empörten ,,NEIN!“ in mir. Erschrocken über mich selbst blinzelte ich ganz langsam. Dann schlafe ich weiter.

Der Schultag zieht sich heute mal nicht wie Kaugummi, sondern geht schnell vorbei und ich vertreibe mir die Zeit danach mit dem Bogenschießen. Immerhin trainiert das weiterhin meine Hand-Augen-Koordination. Der Bogen liegt nicht so angenehm in der Hand wie meiner zu Hause, aber ich komme dennoch damit klar. Die Sehne lässt sich sehr gut spannen. Meine Koordination scheint schon perfekt zu sein, ich treffe von der weitesten Entfernung alle Ziele in der Mitte. Zufrieden mit mir selbst gehe ich in Enids und mein Zimmer, wo ich an der Fortsetzung meines Romans arbeite. Nachdem ein Kapitel mit meiner Zufriedenheit fertig ist, spiele ich ein Stück auf dem Cello.
Händchen hat mir geholfen, es nach draußen zu tragen.
Als ich das Stück zu Ende gebracht habe, klopft es drinnen. Händchen und ich räumen schnell das Cello weg, dann öffne ich die Tür. Es ist Xavier.
,,Was willst du?“ frage ich unfreundlich. Er scheint verwirrt von meiner Kaltherzigkeit. ,,Dir eine Frage stellen.“ Ich lasse ihn herein. Sein Blick fällt kurz auf die zerbrochenen Teile von Enids Bett, dann sieht er wieder mich an. In der Zwischenzeit habe ich die Tür geschlossen. ,,Wednesday... liebst du mich.“
Verwirrt von dieser Frage schweige ich. Warum sollte er das denken? ,,Nein, warum?“ ,,Du bist netter zu mir als zu anderen Menschen. Du hörst mir zu und kommst nicht immer gleich mit einer Morddrohung.“ ,,Das ist kein Grund. Nein, Xavier, ich stehe nicht auf dich.“ ,,Warum?“
Warum sollte ich ihm einen Grund geben, dass ich ihn nicht mag? ,,Ist es wegen Tyler?“ Ah, jetzt verstehe ich. Halt. ,,Woher weißt du von Tyler?“ ,,Ich habe euch gesehen. An dem Abend... Ich musste ein paar Besorgungen machen und dann... habe ich euch gesehen.“ Wieder schweige ich. Dann fange ich an:,, Tyler war der Hyde. Als ich das herausgefunden habe, hatte ich keine Gefühle mehr für ihn.“ Mit Nachdruck füge ich hinzu:,, Und seitdem habe ich auch keinerlei Gefühle für irgendjemand anderen.“ Xavier nickt, aber seine Augenbrauen sind zusammengekniffen und er runzelt die Stirn. ,,Du glaubst mir nicht,“ stelle ich fest. ,,Nein, das tue ich nicht.“ Damit steht er auf und geht aus dem Raum. ,,Gute Nacht, Wednesday.“ sagt er mit bitterer Stimme. Händchen kommt unter dem Bett hervorgekrabbelt. ,,Kein Wort,“ sage ich düster. Mehr zu mir selbst als zu Händchen stöhne ich dann:,, Jungs!“

Erzähler POV:
Sie stellt sich auf den Balkon und schaut in den Mond und die Wolken drumherum. Eine Wolke wäre ich gerne... frei, ungebunden und nichts und niemandem verpflichtet.
Dann unterbindet sie diesen Gedanken mit Hör auf zu heulen, das bringt rein gar nichts.

Dann denkt sie darüber nach, dass sie schon wieder vergessen hat, Enids zerbrochenes Bett zu melden. Morgen... Morgen mache ich es.

Als hätte Wednesday sie gerufen, kommt Enid herein. ,,Hey Wednesday! Morgen haben wir ja frei wegen dem Wochenende, deshalb könnten wir heute einen Filmemarathon machen!“ ,,Einen Was?“ ,,Einen Filmemarathon, du weißt schon: Wir schauen uns einen Film nach dem anderen an, essen Popcorn und kuscheln.“ Wednesday wirft ihr einen Wiederhole-das-und-ich-bringe-dich-um-Blick zu. ,,Oder nur Filme schauen und Popcorn essen...“ sagt Enid daraufhin. ,,Wenn es sein muss. Aber ich setze eine Bedingung.“ ,,Ja?“ Enid klingt jetzt so ängstlich als erwarte sie eine Skalpierung durch Wednesday. Keine schlechte Idee... denkt Wednesday, als der Gedanke sie durchströmt. ,,Wir schauen Horrofilme - gute!“ Enid scheint mit sich zu ringen, dann nickt sie. ,,Abgemacht.“

Wir setzen uns in mein Bett und Enid startet einen Film. (An dieser Stelle will ich eigentlich keine Werbung machen, aber passend zu Wednesday... Jenna Ortega spielt auch in "Scream" ne Rolle) Während mir die ganze Zeit nach lachen zu mute ist, scheint Enid sich fürchterlich zu gruseln.
Und dann ist da etwas in mir, was ich noch nie gefühlt habe. Eine winzige Regung, eine Verschnellerung meines Herzschlags, ein Gefühl... Wednesday blinzelt. Das kann doch nicht sein, oder? Aber falls es das ist, und Wednesday ist sich fast sicher, dann wüsste sie nicht, was für eines.

Sie hat eine Weile dem Film nicht zugehört, doch nun passiert etwas richtig gutes. Enid scheint immer mehr Angst zu bekommen und dann liegt sie in ihrer Armbeuge. Wednesday beobachtet sie leicht überrascht. Und dann fallen ihr mehrere Dinge gleichzeitig auf.
Enids Haare haben ein so klares, natürliches blond. Ihre Augen... Ihre schreckgeweiteten, großen Augen. Sie sind wie Ozeane. Wednesday glaubt, sie könnte darin ertrinken. Zwei runde Ozeane, in denen Wednesday gerade ertrinkt. Das sind ihre Augen. Und ihre perfekten Lippen, wie zum Küssen geschaffen. Und ihre süße kleine Stupsnase passt gerfekt ins Bild-

,,Nein.“ sagt Wednesday laut und unterbricht ihren Gedanken. ,,Was?“ fragt Enid. ,,Tschuldigung, ich hatte einen komischen Gedanken...“ ,,Verstehe,“ murmelt Enid und schaut weiter. Auch Wednesday schaut auf den Bildschirm, aber sie nimmt nicht wahr, was sich dort abspielt. Sie schaut noch einmal in Enids Gesicht. In Enids wundeeschönes, perfektes Gesicht..

Plötzlich wird ihr unglaublich warm. Ihr Herzschlag verdchnellert sich und ihre Lunge hat zu wenig Luft. Ist das ein Anfall? Was ist das?“

Wednesday versucht ihre Atmung zu kontrollieren und nicht Enid anzuschauen. Dafür trifft ihr Blick den Spiegel gegenüber vom Bett. Schockiert weiter sie die Augen. Ihr Gesicht ist rot wie Feuer.

Noch einmal schaut sie sich Enid an und sie kann nicht leugnen, dass sie ihr Gesicht wirklich hübsch findet. Ich will neben ihr unter der Erde liegen.

Wie findet ihr das Kapitel?

WenclairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt