Wenclair

Kapitel 29

Der nächtliche Wind peitscht die Zweige und zerzaust Enids offene, nun wirre, Haare. Ihre blauen Strähnchen wiegen sich in der Luft hin und her wie Wellen auf dem Meer. Ihre blauen Augen glänzen im schwachen Licht des Halbmondes, während sie sich umschaut. Hand in Hand laufen wir im Wald von Crackstones Gruft. Ich atme die frische Waldluft tief ein und mein Geist verspürt fast sofort eine tiefe innere Ruhe. Es ist perfekt. Die einzige Person die ich gut leiden kann, mit der ich an einem wunderbaren Ort zu einer perfekten Zeit sein kann. Besser könnte es fast nicht sein. ,,Weißt du Wednesday... Mir kommt es manchmal nicht so vor, dass da draußen etwas sein soll. Mal spürt es scheinbar jede Seele, dass etwas drückendes auf diesem Land lauert, aber dann gibt es diese Momente, diese Momente, wo du eine einfache Schülerin bist und dein normales Leben führst. Wo du nicht die Angst auf einen Kampf hast, sondern einfach... Du bist. In diesen Momenten atmet man dann tief ein und erinnert sich kurz, wer zum Teufel man eigentlich ist... Und dann kommen wieder diese bewussten Gedanken, dass die Bedrohung da ist. Die unbekannte, tödliche Bedrohung...“ Ich atme kurz ein. ,,Du hast Recht. Es ist genauso. Tyler hat mir erzählt, dass in Jericho öfter mal mysteriöse Morde passieren. Morgen wollte ich mich mit ihm treffen, er wollte mehr herausfinden.“ Sie setzt zu einem Widerspruch an, aber ich rede schnell weiter: ,,Ich weiß, aber ich bin vorsichtig. Vertraust du mir?“ ,,Mit jedem Tropfen Blut in mir.“ erwidert sie ohne zu zögern. Mein Mundwinkel zieht sich noch oben. ,,Nagut. Aber sei vorsichtig, ja?“ ,,Immer.“ Sie bleibt vor mir stehen und drückt mir einen sanften Kuss voller Liebe auf die Stirn. Wir verharren eine Weile so und uns beiden ist bewusst, dass etwas Schreckliches aufkommt und nicht lange auf sich warten lassen wird.

May I present: Das kürzeste Kapitel im ganzen Buch:,)