Kapitel 12

911 45 5
                                    

Als ich mich an Enids Schulter anlehne, bekomme ich ein seltsames Gefühl, als ob ich mich schuldig dafür fühle. Aber ich ignoriere es und schließe voller Ruhe die Augen, um mich nach diesem furchtbaren Film zu beruhigen. ,,So schlimm?,“ fragt Enid mitfühlend und etwas belustigt. ,,Mhm,“ mache ich nur. Dann übermannt mich der Schlaf.

Es ist ein kalter Wintertag und ich bin in einem kahlen Wald. Es könnte der neben der Schule sein. Ich weiß nicht, wohin ich gehe, aber es ist ein gutes Gefühl. Vom Boden steigt ein leichter Nebel auf, sodass man die Füße nur verschwommen erkennt. Gegenüber von mir kommt aus dem Nebel eine Person angelaufen. Ich bleibe erwartungsvoll stehen. Sie hat etwas beruhigendes an sich und eine warme Ausstrahlung. Während sie näherkommt, erkenne ich , dass es Enid ist. Ihre meerblauen Augen leuchten voller Liebe. ,,Wednesday,“ sagt sie, ,,ich... ich liebe dich!“ Ich schweige kurz, dann hauche ich eine Erwiderung: ,,Ich dich auch.“ Enid stürzt vor und küsst mich wild und voller Zuneigung. Kurz bin ich viel zu überrumpelt, um klar denken zu können, dann erwidere ich den wunderbaren Kuss.

Ich öffne, noch benebelt von meinem Traum, die Augen und blinzele erschrocken. Träume ich immernoch?! Enid beugt sich über mich und hat unsere Lippen miteinander vereint. Beschämt löst sie sich dann von mir und lehnt sich zurück. Unsicher schaut sie mich an und scheint sagen zu wollen, dass sie sich nicht zurückhalten konnte und es ihr leidtut.
Durch den Traum weiß ich nun, was meine wahren Gefühle sind und ziehe einen Mundwinkel nach oben. ,,Wie lange ich darauf gewartet habe...“ murmele ich und drücke meine Lippen wieder auf Enids. Sie lächelt glücklich und wir beide schließen erleichtert und glücklich die Augen.

Timeskip: nächster Tag

So viele Gefühle...!, flucht Wednesday vor sich hin und geht im Zimmer auf und ab. Enid duscht zur Zeit. In dem Moment, wo sie sich geküsst haben, ist Wednesdays Welt zersprungen und sie hat gewusst, dass sie schon lange auf diesen einen Moment gewartet hat. Sie liebt Enid von ganzem Herzen und das ist das Problem. Diese neue Welt, die sie betreten hat, ist vollgestopft mit Gefühlen, von denen Wednesday keine Ahnung hat.

Enid kommt verträumt lächelnd aus der Dusche und zieht sich um. ,,Wends, wollen wir unsere Beziehung eigentlich öffentlich machen?“
Gestern, unmittelbar nach dem Kuss, haben sie sich beide ihre Liebe zueinander gestanden und das mit der Beziehung ist dann einfach gekommen.

,,Hmm, Enid, mir ist es egal. Es hat die Leute nicht zu interessieren, was wir machen, aber verstecken müssen wir es nicht.“ ,,Also nichts sagen, nichts verstecken. Dann kommen sie von ganz allein drauf, wenn sie nicht blind sind.“ Murmelnd fügt Wednesday hinzu: ,,Was aber bei vielen von ihnen zutrifft.“ Enid hat es entweder nicht gehört oder es überhört. Sie lässt sich nichts anmerken.

Wednesday seufzt leise und erleichtert. Endlich muss sie sich nicht selbst belügen. Das tut so gut.

WenclairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt