Kapitel 17

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Enids Augen strahlen mich voller Zuneigung an. Zusammen liegen wir in meinem Bett und sind uns gegenseitig ein Kuscheltier, was für mich inzwischen nicht mehr neu ist, nachdem Enid jetzt schon einige Nächte bei mir schläft. Wir haben ihr kaputtes Bett immernoch nicht gemeldet... Was soll's... Enid drückt sich noch enger an mich und kuschelt sich in meine Halsbeuge. Sie seufzt wohlig und driftet schnell in einen ruhigen Schlaf ab. Liebevoll küsse ich sanft ihre Stirn.
Ich aber kann nicht schlafen. Enid ist eine einzige Heizung und als wäre das noch nicht genug, liegen wir unter einer Decke. Ich schlafe nie unter einer Decke.
Hitze steigt brodelnd in mir auf und und in meinem Magen summt es wie ein Schwarm Bienen. Aufgewühlte Gefühle werden wie Flutwasser in mir herangespült. Und was ist mit Xavier los? frage ich mich dann besorgt. Sein Blick voller Hass und Abscheu, als Pläne er einen Mord als Rache für etwas. Dass ich ihn abgewiesen habe? Wie Enid es nennt "gefriendzoned? Was wird er tun? Was könnte er tun? Wird er etwas tun? Immer mehr Fragen tummeln sich in meinem Kopf und irgendwann, beunruhigt von Xavier, gleite ich in einen unruhigen Traum.

Enid und ich laufen Hand in Hand durch den Wald von Crackstones Gruft. Normalerweise weise ich jeglichen Körperkontakt ab, aber Enid jagt mir jedes Mal einen wunderbaren Schauer über den Rücken, wenn wir uns berühren. Fröhlich erzählt sie mir etwas und ich höre ihr aufmerksam und lächelnd zu. Ich liebe dieses aufgeweckte, soziale Mädchen wirklich.
Ein Zweig knackt. Eigentlich ist das nichts schlimmeres oder ungewöhnliches an dich hier draußen, aber in mir regt sich die Vorahnung, dass etwas großes auf dem Vormarsch ist, etwas gefährliches, tödliches.

Ein Schrei lässt mich mit angstverzerrtem Gesicht herumfahren. Enid liegt am Boden und schreit voller Qual, ohne eine sichtbare Wunde. Erschrocken knie ich mich neben ihr nieder. ,,Enid! Was ist los? Was ist passiert? Enid, ich-“

,,Wednesday, wach auf! Wach auf, Wednesday!“ Schweißgebadet und keuchend schrecke ich hoch. Enid steht neben mir am Bett, mit  Tränen in den Augen. ,,Bitte jage mir nie wieder solche Angst ein!“ fleht sie und umarmt mich heftig. ,,W- was ist passiert?“ ,,Das würde ich dich gerne fragen.“ Sie weint jetzt wirklich. ,,Du hast geschrien und um dich geschlagen und - o Wednesday, ich hatte solche Angst um dich!“ Ich auch um dich, meine Liebe, denke ich voller Angst. ,,Es ist alles gut. Ich hatte nur einen furchtbaren Traum...“ Hoffentlich keine Vision.

,,Lass uns etwas essen gehen.“ schlage ich vor, der Schreck sitzt immernoch in unser beider Knochen. Enid nickt und wir machen uns fertig.

Das Wetter erlaubt uns, draußen zu essen, was viele der Schüler auch machen. Manche tragen vorbildlich ihre Uniformen, andere nutzen die Gelegenheit und haben an, was sie wollen. Enid und ich tragen die Uniformen, Enid hat mich geradezu angefleht, nicht mein Kleid zu tragen, in welchem ich, wie auch letztes Jahr, hierhergekommen bin. Widerstrebend habe ich zugestimmt, nur für sie.

,,Ich glaube, irgendetwas geht hier vor.“ Meint Enid, nachdem wir eine Weile schweigend gegessen haben. ,,Ach, echt?“ ,,Ja, echt!“ ,,Du meinst zum Beispiel, dass es kein Erlern-Wochenende gab, worauf wir beide echt gut auch weiterhin verzichten können?“ ,,Zum Beispiel, ja. Warum wohl?“ ,,Diese Frage würde ich auch gerne beantwortet haben. Aber wir können ja nicht einfach zur Direktorin gehen und fragen: Hey, warum gab es kein Eltern-Wochenende?“ ,,Du hast Recht. Vielleicht müssen wir das allein herausfinden.“ Überrascht schaue ich Enid an. Ungewöhnlich, dass sie so etwas unternehmen will. ,,Was,“ fragt sie mich, ,,du würdest das auch ganz allein machen, das weiß ich. Und ich will das auch wissen.“ ,,Aber wir haben nicht genug Material um irgendetwas herauszufinden...“ ,,Vielleicht gibt es irgendetwas aus Jericho, was in gewisser Weise nützlich sein kann?“ überlegt Enid. ,,Könnte sein.“ Hat Tyler etwas damit zu tun? Könnte er etwas wissen? Oder wurde das Wochenende aus einem anderen Grund abgesagt? Nein, das glaube ich nicht. Irgendetwas geht hier vor, etwas, von dem wir nichts wissen dürfen. Aber was?

Aber was? Und hier hätte ich gerne eure kreativen Ideen dazu in den Kommis😁

WenclairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt