Kapitel 42

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Als wir am nächsten Morgen in der Cafeteria etwas essen wollen, ruft uns Bianca zu sich und ihrer Gang. Wiederwillig gehe ich zu der Gruppe und sehe mir an, was sie haben: Eine Zeitung.
Ich brauche eine Weile, um die Schlagzeile zu begreifen:
438 Mordfälle verübt - Täter unklar
,,Quellen berichten von über 400 Töten“, so der Nachrichtensprecher gestern Abend. ,,Die Leichen wurden an verschiedenen Orten gefunden, sie würden schwer entfstellt. Der Mörder ist noch nicht gefasst, aber es wird angenommen, dass er nicht aufhören wird. Deshalb sollen alle Bewohner Jerichos vorsichtig sein.“ ,,Als ob vorsichtig sein etwas helfen wird, einen Serienmörder mit schon über 400 Opfern zu fassen. Und ich habe eine andere Vermutung, was das alles ist.“ ,,Du meinst, sie sind schon hier?“ fragt Yoko nach. ,,Natürlich. Wir kämpfen auf unserem Territorium, daher muss der Feind es auskundschaften. Und stell dir vor, du bist einer von ihnen, hast ein bisschen Hunger und dann läuft ein junges Päärchen an deinem Versteck vorbei. Was würdest du tun?“ Yoko schaut nachdenklich drein, dann nickt sie. ,,Aber warum lassen wir das zu? Wenn der Feind das Gebiet kennt, wird es einfacher für ihn.“ ,,Ja, aber je früher wir sie angreifen, desto weniger Zeit bleibt uns, uns vorzubereiten. Wir mögen bereit sein, aber je weniger Zeit wir nutzen, desto größer wird der Preis sein, den wir zahlen müssen. Ganz einfach.“ ,,Okay, kapiert. Dann trainieren wir weiter.“ ,,Geht auch in den Wald. Dort wollen wir kämpfen. Denkt euch Techniken aus, lässt euch von den Bäumen herunterfallen, keist eine Gruppe Gegner ein, sprintet vor und verletzt ihn kurz, bevor ihr wieder im Gebüsch verschwindet und die nächsten herauskommen. Denkt euch vorteilhafte Angriffs- und Verteidigungsmethoden aus. Man kämpft niemals planlos.“ ,,In Ordnung. Divina und ich werden zehn in den Wald führen und Kent und Yoko auch.“ ,,Wenn Enid das möchte, können wir auch noch einmal ein paar mitnehmen.“ ,,Ja, gerne.“ sagt Enid sofort mit einem kleinen Glitzern in den Augen. Sie wird mir später sagen, warum sie das so gerne möchte. ,,Aber vergesst nicht die Gefahr im Wald. Sie Kundschaften alles aus, das bedeutet auch, dass aus einem guten Training ein Kampf um Leben und Tod werden kann.“ ,,Wir schaffen das. Du bist nicht die einzige Führungsperson, Wednesday. Wir tragen genauso viel Verantwortung wie du. Mach dir keine Sorgen.“ Ich reagiere nicht. War ich nicht die erste, die es wusste? Die die Vision bekommen hat? Die nach und nach den ersten davon erzählt hat? Die die ganze jetzige Situation versuacht hat? ,,Wednesday?“ Enid fasst sanft meine Schulter an und schaut mir unsicher in die Augen. Ich konzentriere mich wieder auf die Situation. ,,Es wird alles gut. Das Training ist super, das haben wir gestern erst gesehen, und wie sind viele Schüler. Wir können Nevermore, Jericho, und wer weiß was danach drankommen würde, beschützen!“ ,,Ja, ja... Ich bin nur nicht so optimistisch wie ihr. Ich sehe Dinge, die verbessert werden müssen und nicht die guten Sachen.“ ,,Ich weiß. Und deshalb werde ich dir später auch alles zeigen, was verbessert und optimiert wurde,“ meint Bianca. ,,Und ich werde dabei helfen,“ lächelt Enid. ,,Okay. Aber jetzt ist erst einmal Unterricht, den wir überleben müssen.“ ,,Wie sehen uns später in Pflanzenkunde.“ sagt Bianca mit einem schelmischen Leuchten in den Augen. ,,Mal sehen, wer heute gewinnt.“

Für das Fach Pflanzenkunde ist einfach ein Ersatz gefunden worden und die Lehrerin ist gut und gestaltet den Unterricht sehr interessant. Bianca und Wednesday haben eine Wette abgeschlossen: Pro Stunde kann man gewinnen, indem man sich am meisten Meldet und einen Fakt zur Plfanze nennt. Die jeweils andere soll dann einen weiteren nennen und wer am Ende von der Lehrerin unterbrochen wird, hat gewonnen. Man hat auch gewonnen, wenn der anderen nichts mehr dazu einfällt. Wer am Ende die bessere Note auf dem Zeugnis hat, schuldet dem anderen irgendeinen Gefallen. Es ist zu einem raffinierten Spiel geworden.

Der gesamte Unterricht, außer Pflanzenkunde, zieht sich wie Kaugummi und als Wednesday und Enid endlich ihre Schulsachen ins Zimmer räumen und mit zehn ausgewählten Schülerinnen und Schülern in den Wald gehen können, sind sie heilfroh und erleichtert.

WenclairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt