Gehorsam

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Es war eine Qual für Draco ein Auge auf Hermine zu haben.

Seine Anweisungen ließen ihm wenig Freiraum und er konnte nur schwer mit seinen jahrelang untergrabenen Gefühlen umgehen.

Dass er der Wächter für Hermine Granger sein musste, ließ sein ohnehin volles Fass sprudelnd überlaufen. Er fühlte sich wie in einem Theaterstück – nur, dass er nicht nachlesen konnte, wie der nächste Akt gespielt wurde und er keine Gewalt über den Ausgang der Geschichte hatte.

Er stieß die Tür zu Hermines Hütte auf, ging hinein und trat beiseite, damit sie nach ihm ins Innere folgen konnte. Er wusste, dass er respektlos gewesen war, aber sie sollte besser von Anfang an lernen, damit umzugehen, wenn sie in Hogwarts überleben wollte.

»Du hast dir selbst ausgesucht hier zu unterrichten, Granger. Was hast du eigentlich erwartet? Dass du fröhlich durchs Schloss spazieren kannst? Dass man dich in Ruhe in alten Büchern und Pergamenten stöbern lassen würde?«

Er entfachte mit dem Schlenker seines Zauberstabes das Feuer im Kamin.

Hermine wusste nicht, wie sie reagieren sollte.

Ihr Wächter hatte sie den gesamten Weg hinunter zur Hütte angeschwiegen, kein Wort mit ihr gewechselt – sie nicht angesehen und nun funkelten diese hellblauen Augen durch den Raum und verlangten nach einer Antwort.

»Du wirst hier sterben, Schlammblut. Wenn es einen Moment gibt, in dem sie sich unbeobachtet fühlen, dann werden sie dich töten.«

Draco meinte jedes Wort ernst und er ließ es auch unzweifelhaft so klingen. Natürlich hatte er Goyles Blick gesehen. Wäre er Draco und Amycus zuvorgekommen, hätte er sich Hermine einfach genommen und angenommen Carrow hätte die beiden dann in flagranti erwischt, dann wäre Hermine für den Verrat an den Reinblütern hingerichtet worden. Während Goyle nebenher gefoltert worden wäre – oder, je nach Laune des Dunklen Lords, gefeiert. Er hatte von den verbotenen Bordellen im Untergrund gehört und wusste, dass Goyle eine Vorliebe für Muggelfrauen entwickelt hatte.

»Warst du die ganze Zeit dort?«, fragte Hermine und unterbrach damit Dracos unschöne Gedanken.

»Ja.«, antwortete er als wäre dies eine Selbstverständlichkeit.

»Ziemlich guter Tarnzauber.«, lobte Hermine und schlang die Arme um sich, weil sie das Gefühl hatte, das sie sich nur so vor dem Schamgefühl schützen konnte.

Draco wollte etwas sagen, aber besann sich kurzerhand eines Besseren.

Währenddessen schämte sich die Frau vor ihm für Ihre Bedürfnisse und runzelte nachdenklich die Stirn, während sie in die Flammen des Feuers starrte.

Dass Draco sie auf diese Weise nackt gesehen, und sie versucht hatte ihn im Anschluss mit ihrer Nacktheit abzulenken, trieb ihr die Röte in ihr blasses Gesicht.

Hat Askaban eine Hure aus dir gemacht?

Sie senkte den Blick als sie an seine Worte dachte. Und so standen sich die beiden ehemaligen Klassenkameraden gegenüber.

Eine einst so mutige und schlagfertige, wissbegierige Muggelstämmige und ein einsamer, gebrochener Reinblüter. Jemand, der einst so gerne gesehen werden wollte und nun alles dafür tun würde, verschwinden zu können.

Draco fasste sich an den Kopf. Er raufte sich seine Haare und stellte Hermine eine Frage, die ihn, schon seit der Verkündung der Neuigkeit brennend interessierte. »Wieso bist du zurück, Granger? Du hättest irgendwo mit Weasley glücklich werden können.«

Hermine schloss die Augen und atmete tief durch, ihre Haare waren immer noch feucht von ihrem Bad, also trat sie näher an das im Kamin entfachte Feuer heran.

MaliceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt