Es war das erste Mal Luftholen nach zehn Jahren für jeden von ihnen. Frische, reine, unschuldige Luft. Sauber und durchzogen von den Gerüchen der Londoner Innenstadt. Harry Potters Freunde und Vertraute standen in einer Seitengasse hinter dem Zaubereiministerium. Zwei Beamte in sicherer Entfernung.
Ginny war ihren Brüdern sofort in die Arme gelaufen, als die Frauen als Nachzügler das Ministerium verlassen hatten, um sich gezwungener Maßen auf dem Weg in ihr neues Leben zu machen. Man hatte ihre Fragen nach den überlebenden Männern die ganze Zeit über gekonnt ignoriert und Ginny war bis zuletzt davon ausgegangen, dass sie schlichtweg nicht überlebt hatten. Aber nun umarmte sie gleichzeitig Bill, George und Ron. Es war ein seltsamer Anblick, die vier Rotschöpfe – die Weasleys, die die Schlacht überlebt hatten. Und Askaban.
Ihre Brüder schienen nicht weniger überrascht davon, dass Ginny lebte. Sie wiederholten nacheinander, dass sie ihren Augen nicht trauen wollten und ob das hier echt war.
»Aber ... wie ist das möglich?«, flüsterte Bill und wischte sich Tränen aus den Augenwinkeln.
Hermine sah in diesem kleinen Chaos als Erstes, dass der rechte Ärmel von Rons olivgrünem Umhang eingekrempelt war. Bis zu der Stelle, wo der Unterarm auf den Ellenbogen hätte treffen müssen. Zwar hatte er Askaban überlebt, sein rechter Arm jedoch nicht.
Als Ginny dies ebenfalls bemerkte, drückte sie ihren Bruder noch fester an sich.
Nacheinander fielen sich die Überlebenden in die Arme. Oliver Wood, Bill Weasley, George Weasley, Ron Weasley, Michael Corner, Morag McDougal, Luna Lovegood, Cho Chang, Ginny Weasley und Hermine Granger.
Sie alle hatten überlebt.
»Aberforth?«, fragte Luna in ihrer flüsternden Stimme, als sie jeden an ihre zarte Gestalt gedrückt hatte. Oliver Wood schüttelte den Kopf.
Er war in Askaban verstorben, vermuteten sie, aber mit Sicherheit konnte es niemand sagen. Alle schwiegen eine Weile, zum Andenken an den Mann, der ihnen mehr als einmal das Leben gerettet hatte.
Es bleib wenig Zeit sich zu unterhalten, weil jeder von ihnen mit einer abgeschwächten Version von der Spur verzaubert wurde. So konnten die Todesser ganz genau verfolgen, ob und wann die Freigelassenen ihren vorgeschriebenen Arbeitsort erreichten. Sie hatten nicht die Zeit sich einzeln um sie zu kümmern und ihre persönlich zugeteilten Wächter würden sich erst zu Arbeitsbeginn vorstellen.
»Wir müssen uns etwas beeilen.«, meinte Cho, als sich Oliver Wood gerade mit Ginny darüber unterhielt, dass er nur bis zur Winkelgasse musste, weil er für einen Besenlieferanten von Qualität für Quidditch arbeiten würde.
»Ron, Bill und ich sollen auf die Drachenfarm von Charlie. Er hat wohl einen Antrag gestellt und auf sein Recht als Reinblüter bestanden. Außerdem hat er denen wohl auch ein paar sehr wertvolle Drachenaufzuchten versprochen.«, meinte George und kratzte seinen Bart, als wäre er eher genervt als dankbar.
Ginny formte ihre Augen zu Schlitzen. »Und dabei mich vergessen? Oder meint er immer noch, dass ich nicht feuerfest genug wäre für seine heißgeliebten Drachen?«
Es wirkte fast wie ein normaler Geschwisterstreit, wäre da nicht Bills Antwort gewesen: »Nein. Man hat ihm gesagt, du seist tot. Uns allen.«
»Was?!«
Ron nickte. »Ja. Wieso sollte man uns deswegen anlügen? «
Noch mehr Fragen, auf die niemand eine Antwort kannte.
Hätte sie hingerichtet werden sollen, weil sie diesen Rodrick angegriffen hatte?
Hatte niemand damit gerechnet, dass man sie begnadigen würde?
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Malice
FanfictionDer Krieg ist verloren und Harry Potter tot. Hogwarts ist kein Ort der Liebe und Sicherheit mehr, sondern eine Schule dominiert von Lehrern, die eigentlich Voldemorts Schergen sind. Hunderte Kilometer entfernt lebt Draco Malfoy in einer arrangierten...