Das Feld hinter Hogsmeade

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Das Osterfest war genau eine Woche her, als Hermine zum ersten Mal wieder etwas von Draco hörte. Sie war gerade in ihrem Büro im Schloss gewesen, als ein Brief durch das Feuer rauschte, an die gegenüberliegende Wand prallte und Hermine so heftig zusammenzucken ließ, dass ihre lockere Frisur von links nach rechts kippte.

Die Nachricht war kurz, wie sie es von ihm gewohnt war:

Du hast deinen ersten Lohn bekommen.
Wir eröffnen dir morgen ein Konto bei Gringotts.
Treffpunkt morgen, Hogsmeade Dorfeingang – 10 Uhr.

Draco Malfoy

Es war nicht die Wortwahl, die Hermine störte, sondern die Dinge, die nicht gesagt wurden und die daraus resultierende Ungewissheit, die sie deshalb verspürte.

Niemand redete mit ihr über den Ostersonntag bei den Malfoys. Sie wusste nicht, was mit Oliver passiert war und traute sich nicht nach Hogsmeade zu Hannah – aus Angst, dass sie davon gehört hatte und ihr die Schuld an dem Tumult geben würde.

Also warf sie den Brief von Draco ins Feuer und blätterte weiter in dem Buch, das Harry seiner Nachwelt hinterlassen hatte.

Jede Seite offenbarte kleine Puzzleteile, aus denen größere Puzzleteile wurden. Teile, die sie nach und nach zusammensetzte, damit daraus das Rezept wurde mit dem sie den wohl wichtigsten Trank ihres Lebens würde brauen können.

Einen Trank, der ihr so kompliziert erschien, dass sie sich fragte, ob sie überhaupt dazu im Stande wäre ihn umzusetzen. Und selbst wenn, was dann?

Mit einem schweren Seufzer klappte Hermine das Buch zu und starrte an die Steindecke. Wie sollte sie Voldemort einen Trank einflößen, der ihn töten würde? Sie konnte ja schließlich nicht einfach um eine Privat-Audienz beim Dunklen Lord bitten und mit ihm gemütlich an einem Getränk schlürfen.

Also stellte sie das Schulbuch ergebnislos ins Regal zurück und löschte das Feuer im Kamin – es gab für sie heute nichts mehr zu tun in ihrem Büro und sie sehnte sich nach einem einfachen Abendbrot in ihrer Hütte.

Gerade als sie das Schloss verlassen hatte und in Richtung Gewächshäuser spazierte, bemerkte sie Licht hinter den dunstigen Scheiben von Gewächshaus Nummer vier. Anhand seines Schattens wusste sie, dass Gaspard aus seinen Ferien zurückgekehrt sein und wieder im Schloss wohnen musste, also bog sie ab mit dem Plan, ihren Kollegen kurz zu begrüßen.

Das kleinste der vier Gewächshäuser war besonders warm und die frische Erde, die Gaspard ausgelegt hatte roch süßlich, als wäre sie mit einem Trank versetzt worden.

»Hi, wieder da?«

Wie Hermine vorhin in ihrem Büro, war Gaspard so vertieft in seine Arbeit gewesen, dass er sie gar nicht bemerkt hatte und sich erschrak. Er schob sich, verwundert darüber, dass sie plötzlich im Gewächshaus aufgetaucht war, seine Brille auf der Nasenspitze hoch, so als ob er gar nicht mehr daran gedacht hat, dass sie ja auf den Ländereien gefangen war und die Ferien hier verbringen musste.

»Ja. Ich muss Alraunen und Sternnesseln anpflanzen.«

Mit Gaspard zu reden war wie aus einem Kelch zu trinken, dessen Inhalt man nicht kannte.

Diesmal wirkte abwesend, fast schon genervt darüber, dass Hermine aufgetaucht war, aber sie wusste auch, dass er recht launisch zu sein schien. Zumindest hatte er damals in Hogsmeade versucht, sich ihr zu erklären, und war am Ende sehr freundlich zu ihr gewesen.

»Brauchst du Hilfe? Ich habe sowieso nichts Besseres zu tun.«

Er seufzte, blickte sich um und schien sich innerlich überwinden zu müssen, zuzugeben, dass er tatsächlich eine helfende Hand gebrauchen konnte.

MaliceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt