Als die doppelflügelige Haustür mit einem lauten Krachen links und rechts gegen die vertäfelte Foyerwand schlug, zuckte Astoria so stark zusammen, dass ihr eines ihrer kostbaren Kristallgläser aus der Hand rutschte.
Sie legte genervt ihren Kopf in den Nacken, atmete geräuschvoll ein und wieder aus. »Reparo.«, murmelte sie, gerade als Draco hereingerauscht kam, sich eine Flasche Elfenwein vom Tisch griff und kommentarlos wieder aus der Küche flüchtete.
Es gab Zeiten, in denen Astoria ihm hinterhergerufen hatte. Ihren Ehemann darum gebeten hatte, ihr zu erklären, was sein Gemüt so sehr durcheinanderbrachte. Doch da Draco ihr nie zufriedenstellende Antworten gab und sie größtenteils abwimmelte, hatte sie es aufgegeben und beobachtete im Stillen, wann er kam und ging, wie es ihm beliebte oder sich im Ostflügel der Villa verbarrikadierte.
Sie stand ratlos in der Küche und stellte das reparierte Glas mit einem frustrierten, aber sehr leisen Seufzen auf ein zurechtgelegtes Silbertablett.
Astoria traf gerade Vorbereitungen für das anstehende Osterdinner. Einige befreundete, reinblütige Familien richteten die jährlichen Feiern abwechselnd aus und dieses Jahr waren die jungen Malfoys das erste Mal nach ihrer Hochzeit an der Reihe.
Es war ihr eine große Ehre, so wie die Tatsache, dass sie die Frau von Draco Malfoy geworden war.
Mrs Astoria Malfoy. Es erfüllte sie mit stolz, dass die beiden ein Paar waren, und ihr war es egal, dass hinter vorgehaltener Hand noch über ihre Schwiegereltern getuschelt wurde. Sie stand loyal hinter ihrem Ehemann und wusste, dass er ein wichtiges Mitglied ihrer Gemeinde war.
Ein wichtiger Todesser.
Allerdings verlangte ihr die Ehe mit Draco auch einiges ab. Sie war geduldig mit ihm, versuchte stets eine gute Frau zu sein. Achtete darauf, den Haushalt anständig zu führen, und nahm fleißig ihre Fruchtbarkeitskräuter. Nur falls sich Draco eines Tages doch noch dazu entscheiden sollte, Nachkommen mit ihr zu zeugen. Außerdem war sie viel allein, kümmerte sich um ihren Garten und im Winter um das kleine viktorianische Gewächshaus mit all den exotischen Blumen, die Draco schlichtweg egal waren.
Manchmal dachte Astoria, dass es ihm mit ihr genauso ging. Doch dann schenkte er ihr kostbare Setzlinge, die er aus aller Welt in ihr Haus nach Dorset schicken ließ. Er erkundigte sich sogar danach, ob sie ihr gefallen hatten.
Das war sehr aufmerksam, fand sie und klammerte sich an den Gedanken, dass dies nun mal seine Art war ihr Liebe zu zeigen.
Also ging sie Draco auch diesmal nicht hinterher, sondern brachte das Tablett mit den neu erstandenen Kristallgläsern hinüber ins Esszimmer, welches die Hauselfen gerade festlich schmückten und mit schneeweißen Blumenarrangements ausstatteten.
Girlanden aus geflochtenem, zartgrünem Efeu hingen an den bodentiefen Sprossenfenstern und ließen das Esszimmer der jungen Malfoys freundlich und aufgeschlossen wirken. Ganz anders als Dracos Eltern ihr Eigenheim früher gestaltet hatten.
Astoria verlieh diesem Anwesen etwas Lebendiges und Astoria fragte sie sich, ob Draco sie später vielleicht sogar loben würde für ihre Mühen.
Im Ostflügel, hinter dem massiven Kirschholzschreibtisch, kam allerdings noch keine festliche Stimmung auf. Dracos Brust hob und senkte vor Aufregung. Er schaffte es nicht, seine Wut zu zügeln, setzte die soeben entkorkte Falsche mit Elfenwein an und ließ den süßen, schweren Wein über seine Zunge in die Kehle laufen.
Vor seinem inneren Auge spielte sich immer und immer wieder die Szene ab, wie Hermine aus dem Wasser gekrochen war. Wie sich ihre Blicke trafen und wie besonnen und sortiert sie geblieben war, als er sie damit konfrontierte, was sie eigentlich im verdammten See von Hogwarts zu suchen hatte.
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Malice
FanfictionDer Krieg ist verloren und Harry Potter tot. Hogwarts ist kein Ort der Liebe und Sicherheit mehr, sondern eine Schule dominiert von Lehrern, die eigentlich Voldemorts Schergen sind. Hunderte Kilometer entfernt lebt Draco Malfoy in einer arrangierten...