Hermine zitterte noch immer, als sie im ehemaligen Büro von Severus Snape stand.
Teilnahmslos blickte sie auf einen Holzstuhl und überhörte zusammenhanglose Brabbeleien von Hubertus Greyweed.
Ein Ministeriumsbeamter, der aktuell den Lehrplan für Zaubertränke in den Jahren eins bis sieben durchsetzte. Hermine erinnerte sich an seinen Namen. Er hatte sich gerade mit einem Professor im zweiten Stock unterhalten, als sie sich mit hinter dem Wandvorhang der Walküren verstecken musste. Und nun stand der kleine, ergraute Hubertus vor ihr und richtete seine sechseckige, vergoldete Brille, sortierte Zutaten und Pergamente in eine Kiste, die er Hermine anschließend in die Arme drückte, als wäre sie schon immer seine Assistentin gewesen.
»Das ist alles wahnsinnig unstrukturiert, müssen Sie wissen. Ich bin mir nicht sicher, ob die Bezahlung vom Ministerium dem Stress in Hogwarts gerecht wird.«
Er gluckste kurz über seinen eigenen Spruch und stemmte seine Arme wichtigtuerisch in die Hüften. Als er gucken wollte, ob sein kleiner Scherz auch bei Hermine angekommen war, bemerkte er, dass sie einfach nur wie versteinert dastand und mit leerem Blick in Richtung Stuhl starrte. Unfähig das Geräusch der brechenden Knochen von Flitwicks Rücken aus ihrem Gedächtnis zu verbannen.
Er tippelte kurz ungeduldig mit seiner Fußspitze auf und schnippte mit den Fingern vor Hermines Gesicht herum. »Ms Granger? Hallo?«
Ertappt wandte sie sich dem Zauberer zu und nickte. »Ja. Viel zu wenig Gehalt, genau.«, murmelte sie und brachte Hubertus dadurch wieder zum Lächeln.
»Aber wem sage ich das, oder? Sie werden ja auch nur ausgebeutet.«, blubberte er weiter und packte noch einige Kleinigkeiten in die Kiste, die Hermine wie eine äußerst zuverlässige Abstellmöglichkeit für ihn bereithielt.
»Ich verstehe gar nicht, dass sie überhaupt hergeholt wurden. Reine Schikane, wenn Sie mich fragen. Professor Fawley bringt hier zwar etwas Struktur rein, aber ich setze mich ganz sicher nicht zum Essen an einen Tisch mit diesen ungehobelten Schachfiguren.«
Stimmt, dachte sich Hermine. Sie hatte ihn nicht gesehen als Draco ihr die Professoren, wenn man sie denn so nennen konnte, vorgestellt hatte beim Frühstück.
Es fehlten noch einige andere Lehrkräfte, aber sie hatte bisher keine Zeit gefunden, danach zu fragen.
Der Umgang mit Flitwick hatte sie erschüttert. Als Draco sie hinter sich hergezogen hatte, sprach er erst am Eingang der Kerker wieder mit ihr.
»Kein Wort mehr darüber, Granger. Sei dir bewusst, dass wenn die Carrows ihre Zauber gewirkt hätten, Flitwick nicht wieder aufgestanden wäre.«
Hermine hatte genickt und war ihm schweigend zu Snapes altem Büro gefolgt, während Draco ihr erklärte, dass sie die Große Halle nicht mehr betreten musste, wenn sie nicht wollte. Mit den Hauselfen war abgesprochen worden, dass sie ihre Mahlzeiten in dem Raum hinter der Großen Halle brachten. Als Verräterin am magischen Blut, ist es ihr nicht gestattet neben all den erhabenen Reinblütern zu essen.
Ehrlicherweise war es Hermine auch nicht wichtig.
Nach dem grausamen Vorfall mit Flitwick war ihr heute erst so richtig bewusst geworden, dass das Leben nicht für jeden Zauberer normal weiterging. Als sie Rosmerta und Hannah begegnet war, erschien ihr alles so natürlich. Aber sie hatte ja nicht einmal danach gefragt, was die beiden eigentlich durchstehen mussten. Obwohl Hannah bereits angedeutet hatte:
Sie schikanieren uns alle schon genug.
»Ich glaube, ich kann eine gute Lehrkraft werden. Deshalb bin ich hier.«, antwortete Hermine verspätet und Mr Greyweed nickte beiläufig.
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Malice
FanfictionDer Krieg ist verloren und Harry Potter tot. Hogwarts ist kein Ort der Liebe und Sicherheit mehr, sondern eine Schule dominiert von Lehrern, die eigentlich Voldemorts Schergen sind. Hunderte Kilometer entfernt lebt Draco Malfoy in einer arrangierten...