Sie wäre zu allem bereit gewesen in diesem Badezimmer. Bereit dazu sich ihrem Wächter hinzugeben. Bereit dazu in seinem Haus die Ehefrau zu betrügen, die so verzweifelt versucht hatte dieses Fest, zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen.
Doch Draco bückte sich, hob Hermines Umhang wieder auf und legte ihn um die nackten Schultern der Frau, für die er seit seinem dreizehnten Lebensjahr Gefühle hatte. Während er die Knöpfe ihres Umhangs schloss, ließ er sich von Hermine dabei mit einer Mischung aus Überraschung und Kränkung beobachten. Sie hätte nicht gedacht, dass er ihre offensichtliche Einladung ausschlagen würde.
»Du bist nicht tot.«, flüsterte er.
Hermine blickte Draco weiterhin an und er wiederholte die vier Worte, als sie nichts darauf erwiderte. »Wieso bist du dir da so sicher?«, wollte sie wissen und Draco schien mit sich und einer Antwort zu hadern. »Ich weiß, dass es in Hogsmeade nicht danach aussah, aber ich beschütze dich. Ich bin hier und ich beschütze dich. Solange ich da bin, wirst du nicht sterben.«
In Hermine regte sich nichts. Keine Gefühle, keine Erleichterung – keine Dankbarkeit. Das dunkle Chaos, das seit ihrer Freilassung in ihr herrschte, vernebelte die Hermine, die sie noch vor zehn Jahren gewesen war. Die gerührt gewesen wäre, sich bedankt hätte. Stattdessen raffte sie ihren Umhang. »Du meinst, wir sind dieses Mal auf der gleichen Seite?«, fragte sie, als sie sich zum Spiegel umdrehte und ihre Frisur und den Lippenstift kontrollierte.
Durch den Spiegel beobachtete Draco jede Bewegung seines Schlammblutes und nickte zustimmend. Er trat von hinten an Hermine heran, führte seine Finger über die Beuge zwischen Nacken und Schulter, berührte die zwei kleinen Edelsteine, die er für sie ausgesucht hatte. War Hermines Aufmachung für ihn gewesen, fragte er sich. Wieso dieses versteckte blutrot auf dem Innenfutter? Weil sie ein Schlammblut war? Weil sie sein Schlammblut war?
Er ließ von ihr ab. »Du wirst den Rest des Abends in meiner Nähe bleiben.«
Es war ein Befehl. Keine Bitte.
Sie verließen unbeobachtet das Gästebad. Im Foyer trafen sie auf einen breit grinsenden Evan Rosier, der mit einer Frau im Halbdunkeln der Treppe stand. Während die Frau aussah, als hätte man die beiden in flagranti erwischt, verhielt sich Rosier so, als wären Gespräche, versteckt im Haupthaus des Gastgebers etwas vollkommen Normales. Draco ignorierte die beiden, während Hermine beim Gesichtsausdruck von Rosier nervös blinzelte.
Als die beiden wieder im Garten ankamen, spielte Hermine an Dracos Seite den lammfrommen Schützling. Sie wurde in Gespräche über das Schulsystem verwickelt, bekam distanzierte, aber auch löbliche Blicke und Draco stellte sie einer Mischung aus Hexen und Zauberern vor, die es ihr am restlichen Abend leicht machten Teil dieser Festlichkeit zu sein und als es langsam dunkel wurde, setzte sich Hermine auf eines der schwebenden Kissen am hinteren Ende des Gartens und beobachtete die seltsamen Musikinstrumente, die ihre leisen Klänge in die Nacht hinaus spielten. Sie dachte an Draco und seinen Gesichtsausdruck – er wollte sie in der Heulenden Hütte, aber nicht in seinem Haus. Das war verständlich, aber kratzte an Hermines Ego. Vielleicht wünschte sie sich diese Art von Nähe doch mehr, als sie sich eingestehen wollte.
»Wieso das Kleid?«
Die Stimme war zwar vertraut, aber doch musste sich Hermine umdrehen, um zu erkennen, wer es war. Oliver Wood setzte sich nicht. Er stand mit einem Kelch einfach nur neben ihr und starrte an den Instrumenten vorbei in die Natur.
»Habe ihre Vorstellungen von Schlammblütern an mein Äußeres angepasst.«, antwortete Hermine leise und blickte ihn an. Oliver sah nicht aus wie Ende zwanzig, er wirkte älter. Askaban hatte ihm jegliche Jugend genommen. Seine Stirn war nachdenklich gerunzelt und er trank einen kräftigen Schluck aus seinem Kelch, bevor er auf Hermine hinunterblickte.

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Malice
FanficDer Krieg ist verloren und Harry Potter tot. Hogwarts ist kein Ort der Liebe und Sicherheit mehr, sondern eine Schule dominiert von Lehrern, die eigentlich Voldemorts Schergen sind. Hunderte Kilometer entfernt lebt Draco Malfoy in einer arrangierten...