Eine ungewöhnliche Umarmung

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Hermine ließ den Setzling im Schatten hinter einer kleinen Mauer in der Nähe der Gewächshäuser stehen und brachte zunächst ihre Egelfässchen zurück ins Schloss. Obwohl es Abendbrotzeit war, war ihr der Hunger vergangen. Sie sehnte sich nach ihrer wohlverdienten Dusche, und danach ihren Diptam in der Hütte unterzubringen.

Weil sich ihr Wächter Draco Malfoy nirgends blicken ließ, wunderte sich Hermine und kam nicht umhin jede Ecke und Nische im Schloss doppelt mit ihren Augen abzusuchen.

Sie hatte damit gerechnet, dass Draco ihr spätestens nach den Gewächshäusern auflauern würde, um sie dafür zu tadeln, dass sie sich nicht in brenzlige Situationen zu bringen hatte.

Aber weit und breit war nichts von ihm zu sehen. Selbst als sie noch eine Weile im Schloss durch die leergefegten Gänge streifte.

Als die Sonne schon sehr tief stand, war Hermine wieder hinter den Gewächshäusern angekommen. Sie waren mittlerweile abgeschlossen worden und Gaspard nirgends mehr zu sehen. Also schnappte Hermine ihren Setzling und machte sich auf dem Weg zu ihrer Hütte.

Es hätte ein schöner Spaziergang werden können, wenn sie hinter sich nicht das leise Lachen einer Person wahrgenommen hätte, mit der sie sich heute definitiv nicht mehr hätte unterhalten wollen: Pansy Parkinson.

Als Hermine beschloss, sich nicht umzudrehen und zu hoffen, dass diese Frau einfach ihrer Wege gehen würde, schloss Pansy zu ihr auf.

Beide beäugten die abgemagerte Gestalt der jeweils anderen. Und obwohl die Todesserin keine zehn Jahre in Askaban hungern musste, fand Hermine, dass Pansys eingefallene Wangen, denen von ihr deutlich Konkurrenz machten.

»Nein, was haben wir denn hier? So allein, ganz ohne ihren Wächter

Hermine blieb nicht stehen, sondern ging im selben Tempo weiter, was Pansy nicht davon abhielt neben ihr her zu spazieren, als wären die Todesserin und das Schlammblut beste Freundinnen. Und als wüsste sie gerade keinen schönen Ort als direkt neben ihr in den Sonnenuntergang zu schlendern.

»Hat man dir die Zunge rausgeschnitten? Oder bin ich nur nicht deine erste Wahl, wenn es um Konversation geht? Bei Gaspard hast du es doch auch versucht.«

»Belauschen ist unhöflich.«, meinte Hermine nur und Pansy lachte ihr schallendes Lachen. »Ja, Schlammblut. Die eigenen Ratschläge sind immer noch die besten.«

Hatte sie Hermine vorhin vor den Gewächshäusern also bemerkt? Es musste so sein, dachte Hermine verärgert. »Euch vorhin zu belauschen, das war nicht meine Absicht.«, sagte sie wahrheitsgemäß.

Ihr waren die privaten Angelegenheiten der beiden mehr als egal.

»Ich verstehe schon, wieso du zu ihm wolltest. Er ist ein echter Augenschmaus und ehrlicherweise hatte ich erwartet, dass er etwas freundlicher zu jemandem wie dir wäre. Wenn du verstehst.«

Sie schien darüber nachzudenken, wieso Gaspard so unfreundlich zu Hermine gewesen war und im Gegenzug, fragte sich Hermine, was zur Hölle Pansy mit ihrer Aussage eigentlich meinte.

»Jemanden wie mich? Einer Verräterin?«

»Ehemaligen Verräterin! So viel Respekt solltest du vor dir selbst schon haben.«, sagte Pansy und sah Hermine zweifelnd an. Es war offensichtlich, dass sie ihr nicht über den Weg traute.

Hermine konnte ihre Hütte in der Ferne sehen und fragte sich, wann Pansy endlich abbiegen würde, um nach Hogsmeade oder sonst wohin zu gehen.

»Und nein, Ms Schlammblut. Ich meinte natürlich nicht, dass Gaspard auf Verräter steht. Aber er will jemanden, um den er sich kümmern kann. Und so, wie ich das sehe, hast du in Askaban nicht nur deinen Biss verloren. Du bist wie ein Schnatz mit gebrochenen Flügeln. Gaspard liebt gebrochene Dinge.«

MaliceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt