»Ich bin wirklich beeindruckt.«, sagte Evan Rosier, als er mit Hermine zu einem der abgelegenen Festzelte flanierte.
»Das höre ich gern.«, meinte Hermine und ignorierte den bitteren Geschmack auf ihrer Zunge. Obwohl ihr Auftritt genauso dramatisch war, wie sie ihn sich vorgestellt hatte, wollte sie eigentlich nur einen Zeitraum finden, in dem sie mit Draco ungestört reden konnte. Doch dass Evan Rosier sie einfach in Beschlag nehmen würde, damit hatte sie nicht gerechnet.
Niemand hatte das und diesen Umstand ließen die Reinblüter die beiden durch ihre vielsagenden Blicke spüren.
Evan führte sie an einigen Familien vorbei, an die sich Hermine teilweise viel zu gut erinnern konnte. Sie war schließlich mit ihnen zur Schule gegangen, war von ihnen gefoltert worden oder hatte ihnen in ihre Augen gesehen, als sie nach der Schlacht darum gebettelt hatte ihre toten Freunde begraben zu dürfen.
Und während Rosier mit seiner charmanten Art etliche andere Gäste grüßte und Hermine für alle hörbar die Positionen und Namen der Zauberer und Hexen nannte, an denen sie vorbeikamen, so gegensätzlich waren die Reaktionen der besagten Reinblüter und Todesser. Auch wenn sie sich nicht äußerten, war die Abneigung deutlich zu spüren.
Ihre Kinder jedoch, zumindest die, die bereits alt genug waren für das Fest und Hermine aus Hogwarts kannten, schienen vollkommen überrascht über die Veränderung ihrer Lehrerin und lächelten verunsichert oder grüßten aufgeschlossen, als das ungewöhnliche Paar an ihnen vorbeikam. Helena Greengrass winkte ihnen ebenfalls aufgeregt und tuschelte dann angeregt mit einigen ihrer Freundinnen. Sie zeigen beunruhigenderweise auch auf Mr Rosier, was Hermine dazu veranlasste folgende Bemerkung zu machen: »Sie scheinen recht beliebt zu sein.«
Sie hatten die Hauptzelte umrundet, als Evan mit »Nicht nur schön, sondern auch scharfsinnig.«, antwortete. Er trat beiseite, damit Hermine das hintere der beiden kleinsten Zelte auf dem Grundstück betreten konnte.
Das Zelt war kreisrund, drei kleinere Tische standen möglichst weit voneinander entfernt und nur einer von ihnen war unbesetzt. An dem linken Tisch ruhte ein sehr alter Zauberer in einem weichen Sessel mit zwei breiten Armlehnen, er schwebte wenige Zentimeter über dem Boden. Hermine musste sofort an eine Art magischen Rollstuhl denken. Der Mann schnarchte laut und ein langer Speichelfaden hing zwischen seinem Mundwinkel und dem Zipfel der bis an den Kinn gezogenen Decke.
An dem anderen Tisch jedoch saß eine junge, blonde Frau, die gerade Weinkorken zu einem wackligen Turm stapelte. Ihre Haare lagen in unendlich erscheinenden, hellblonden Wellen über ihren Schultern und als Hermine mit dem Todesser an ihrer Seite eintrat, schaute die Frau auf und klatschte in ihre langfingerigen Hände, so dass ihr Korkenturm einfach umpurzelte und sich die einzelnen Korken über den gesamten Tisch und im Gras verteilten. Der Mann in der anderen Ecke schnappte im Schlaf nach Luft, aber schien von dem kleinen Tumult nicht aufzuwachen.
»Hermine!« Die Frau sprang auf und Evan Rosier verzog genervt sein Gesicht, anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass sie in diesem Zelt auf jemanden treffen würden.
Er antwortete, bevor Hermine die Chance hatte, die Frau ebenfalls zu begrüßen.
»Wo ist Ihr Wächter, Ms Lovegood?«Hermine blickte in ihrer Schockstarre sehnsüchtig zu Luna. Die beiden Frauen konnten die Augen nicht voneinander lassen und plötzlich schämte sich Hermine für ihr furchtbar enges, anzügliches Kleid mit dem Ausschnitt, der erst kurz über ihrem Bauchnabel endete. Sie hatte nicht an ihre Freunde gedacht, als sie das Kleid von Olenna hatte anfertigen lassen. Auch wenn ihr jetzt bewusst wurde, dass Hannah wohl nicht umsonst den restlichen gestrigen Abend geschwiegen hatte.
»Mr Dolohow hat gesagt, dass ich mich hier setzen soll. Ich maße mir nicht an, ihm nachzuspionieren oder seine Anweisungen zu hinterfragen, Mr Rosier. Sir.«
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Malice
FanfictionDer Krieg ist verloren und Harry Potter tot. Hogwarts ist kein Ort der Liebe und Sicherheit mehr, sondern eine Schule dominiert von Lehrern, die eigentlich Voldemorts Schergen sind. Hunderte Kilometer entfernt lebt Draco Malfoy in einer arrangierten...