Auf Knien

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Als Sebastian Bulstrode zwei Tage nach dem Osterfest im Foyer der Malfoys stand und Astoria Greengrass anschrie, wusste Draco nicht, ob er träumte.

Er zückte seinen Zauberstab und ließ den anderen Wächter auf dem harten Steinboden des Foyers knien.

»Du wagst es, so mit meiner Frau zu reden?«, fuhr er ihn an und Astoria vergrub verzweifelt ihr Gesicht in ihren Händen. »Draco, hör auf!«, wimmerte sie gedämpft zwischen ihren Fingern hindurch.

»Er wird sterben!«, schrie Sebastian und versuchte sich, mit seinem eigenen Zauberstab aus der Starre zu befreien. Draco löste den Zauber, aber zielte trotzdem noch auf Sebastian, als dieser wieder auf die Beine kam. Eine stumme Drohung, dass er sich in seinem Haus zu benehmen hatte.

»Wir reden hier über Oliver Wood? Der Mann, der mich angegriffen hat und mir eine verpasst hat, weil er offensichtlich starke Emotionen bezüglich meines Schützlings hat, richtig?«, fasste Draco zusammen, als gäbe es keinen Zweifel, aber Sebastian schüttelte den Kopf und lachte – nicht weil er belustigt war, sondern weil er nicht fassen konnte, dass Draco und Astoria nicht über Oliver gesprochen hatten.

Dass diese Sache passiert war und die Frau von Draco Malfoy einfach geschwiegen hatte.

»Sie hat er gemeint!« Sebastian zeigte auf Astoria.

Im Foyer war einen kurzen Augenblick nur Astorias Schluchzen zu hören. Draco senkte seine Zauberstabhand.

»Einer von euch beiden erklärt mir jetzt, was los ist.«, flüsterte er bedrohlich und schaute zwischen den beiden Hin und Her bis Sebastian nach vorn trat und endlich erklärte, weshalb er zu so später Stunde bei den Malfoys aufdringlich geklopft und geklingelt hatte.

Wieso er im Foyer stand und Astoria behandelte, als wäre sie nicht deutlich ranghöher als er selbst.

Sebastian hatte Astoria am Abend des Festes hinter ihrem eigenen Haus entdeckt. Sie stand zwischen den Blumenfeldern, die sie vor vier Jahren so sorgfältig angelegt hatte – versteckt neben den kunstvoll geschnittenen Zypressen, die vor Blicken schützten. Doch Sebastian hatte kurz vor dem Feuerwerk nach seinem Schützling gesucht und ihn direkt zwischen Astoria und ihren Pflanzen gefunden. Wie sie weinend in seinen Armen lag. So unglücklich darüber, dass sie nicht die Ehefrau geworden war, die sie immer hatte sein wollen.

»Als das Feuerwerk losging, hatte ich Oliver zur Rede gestellt. Er hat versprochen sich zu benehmen, aber den Rest der Geschichte kennst du bereits.«, schloss Sebastian die kurze Zusammenfassung.

Draco hatte Astoria fixiert und ging dann einen Schritt zur Seite und zeigte hinter sich in den Flur, wo rechter Hand das Kaminzimmer lag. »Wir sollten uns setzen.«, war alles, was er sagte. Sein Gesichtsausdruck unlesbar, wie Astoria es bereits nur zu gut von ihm kannte.

Das Feuer loderte im Kamin. Die Haushelfen hatte eine Kanne Tee auf den Tisch bereitgestellt, der unangerührt zwischen den drei Reinblütern stand.

»Wir waren so etwas wie ein Paar. Vor dem Krieg.«, sagte Astoria irgendwann leise. »Aber weil zwischen uns ein so großer Altersunterschied lag und ich gerade erst vierzehn geworden war, haben wir beschlossen zu warten. Und dann kam allerdings der Krieg.«

Sie verschwieg, dass sie insgeheim eine ungeheure Angst hatte, dass die Ideale ihrer Familien ihrer Liebe irgendwann schaden würden. Sie hatte allerdings die Hoffnung, dass sie irgendwann mit Oliver zusammensein würde, denn sie war damals nur ein Teenager gewesen mit all den Plänen und Hoffnungen, die man in dem Alter nun mal hatte, wenn man verliebt war.

Sebastian sah aus, als würde er gleich anfangen, zu weinen, als er Astoria zuhörte und murmelte nur: »So eine Scheiße.«

Auf dem Gesicht von Draco hatten sich Falten zwischen den Augen gebildet. Er versuchte zu verstehen, wie das alles zusammenhing.

MaliceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt