Seit Olivers Tod hatte Hermine nur sehr wenig geschlafen und zum ersten mal aktiv nach einem Ort gesucht, an dem sie den Todestrank für Voldemort herstellen konnte.
Das Büro, so sicher, wie es ihr auch erscheinen mag, war ein zu riskanter Ort. Sie war sich nicht sicher, ob sie es wagen konnte, überhaupt auf dem Gelände von Hogwarts einen Trank zu brauen, der von niemanden entdeckt werden durfte.
Diese Woche hatte der Unterricht wieder begonnen und Hermine war mehr denn je an dieses Büro gebunden. Sie musste auf die Stelle als Professorin hinarbeiten, um in Hogwarts bleiben zu können. Um überleben zu können.
Außerdem waren Harrys Knochen hier und ob sie wollte oder nicht, sie würde diese Knochen für den Trank ausgraben und einkochen müssen.
Hogwarts war zwar die perfekte Tarnung, sowohl für Severus Snape damals, als auch für sie jetzt, aber es war kein sicherer Ort um Harrys letzten und hart erkämpften Strohhalm aufs Spiel zu setzen.
Hermine blickte ohne jedes Gefühl von Sicherheit durch das Fenster ihrer Hütte und schluckte die Schuld und Angst hinunter, die sie gegenüber ihren Freunden verspürte.
Sie hatte dieses Mal niemandem geschrieben. Weder Ron noch Ginny und vor allem nicht Luna darüber informiert, was passiert war.
Lunas freundliches Gesicht tauchte in ihren Erinnerungen auf. Wie sie Hermine angeblickt hatte, wie verständnisvoll sie gewesen war – es würde Hermine brechen, sollte Luna sie je so ansehen, wie es Ginny nach der Freilassung getan hatte.
Was würde sie wohl sagen, wenn sie erfuhr, dass Oliver gestorben war, weil er Hermines Wächter gegenüber handgreiflich geworden war? Würden sie sofort denken, dass es Hermines Schuld war? Würden sie sie dafür verantwortlich machen?
Das dachte zumindest Hermine über sich selbst, bevor Draco ihr gestanden hatte, dass Oliver die Beherrschung wegen Astoria verloren hatte und nicht, weil er dachte, dass Hermine und ihr Wächter eine Affäre hatten.
Es war eine bedrückende Situation.
Hermines Gefühle gegenüber Draco waren ambivalent, sie merkte, wie sehr sie die Nähe und Vertrautheit herbeisehnte, aber verspürte auf der anderen Seite eine unüberwindbare Schuld und Abneigung, wenn sie daran dachte, dass er auch nur ein kleines Rädchen in Voldemorts System war.
Nichts hatte er bewirken können, obwohl er mehrmals betonte, dass er alles in seiner Macht Stehende getan hatte, um Oliver zu retten. Am Ende war er trotzdem hingerichtet worden.
Oliver hatte zehn Jahre Askaban überlebt, nur um dann durch die lockeren Zügel seines Wächters und der Unüberlegtheit von Dracos unglücklicher Ehefrau letztlich doch zu sterben.
Hermine schüttelte mit dem Kopf, wenn sie daran dachte. Sie befand sich in einer unmöglichen Lage – schwer überschaubar und noch schwerer auszuhalten. Trotzdem war es wichtig, dass sie weitermachte.
Dass sie genug Leistung erbrachte und den Kopf unten hielt, bis sie bereit war, um das zu tun, was ihr bester Freund in seinen letzten Momenten als finalen Ausweg für eine gesamte Gemeinschaft geplant hatte.
Ein Schwarm kleiner Vögel flog über die Gewächshäuser hinweg, als Hermine daran vorbeiging. Sie sah Gaspards Schatten in Gewächshaus Nummer drei und hätte schwören können seine Stimme zu hören, aber sie ignorierte ihn und würde es auch weiterhin tun.
Die Art wie er mit ihr sprach und wie er auf sie niederblickte, war fast noch unerträglicher als alles, was die Reinblüter Hermine ins Gesicht sagten, und sie war deshalb so unbeschreiblich wütend auf ihren Kollegen.
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Malice
FanfictionDer Krieg ist verloren und Harry Potter tot. Hogwarts ist kein Ort der Liebe und Sicherheit mehr, sondern eine Schule dominiert von Lehrern, die eigentlich Voldemorts Schergen sind. Hunderte Kilometer entfernt lebt Draco Malfoy in einer arrangierten...