So seltsam es sich auch anfühlte, mitten im Mai war für Hermine eine Art Normalität eingekehrt. Yaxleys Verschwinden, so präsent es auch für die Todesser war, war in den Hintergrund gerückt für Hermine und die Professoren von Hogwarts.
Denn die Prüfungsvorbereitungen wurden nahtlos von den darauffolgenden Prüfungen für dieses Jahr abgelöst und ließen Schüler und Lehrer die Wochenenden dringlichst herbeisehnen.
So saß Hermine mit vier turmhohen Stapeln Pergamentrollen an einem Freitag Ende Mai in ihrem Büro und rieb sich ihre schmerzenden Schläfen, weil sie nicht glauben konnte, dass ein Zweitklässler bei einer Prüfungsaufgabe einfach einen Drachen gezeichnet hatte, anstelle der korrekten Antwort.
Sie seufzte und sehnte sich nach einem Fenster hier unten, um zumindest etwas frische Mailuft um die Nase wehen zu lassen, und dadurch einen klaren Kopf zu behalten, aber stattdessen atmete Hermine die Luft des süßlichen Dampfes des Zaubertranks ein, den sie gerade schon wieder in zweifacher Ausführung aufsetze.
Es war erneut eine Essenz der Leere – diesmal höher konzentriert und viel sorgfältiger ausgeführt als ihr erster Versuch.
Alecto Carrow stand kurz vor der Geburt und so wie Pansy berichtet hatte, hielt sie die Tage ohne starke schwarzmagische Mittel kaum noch durch.
Der Stuhl kratzte über den Boden, als Hermine aufstand, um die zwei aufgestellten Kessel zu kontrollieren. Sie konnte die Tinkturen gegen Abend abfüllen und durch das Feuer direkt an die Carrows schicken. Die Freigabe hatte Pansy ihr kürzlich gegeben.
Sie mochte die Todesserin immer noch nicht, aber sie konnte nicht abstreiten, dass Pansy als Verbündete ein Silberstreif am Horizont war.
Und sie wusste, dass Pansy und der Widerstand das gleiche über sie dachten.
Weil die Todesser die Umgebung durchkämmten und immer noch nach Yaxley suchten, war es Hermine nicht möglich gewesen, heimlich nach Hogsmeade zu gehen, um Rhiannon persönlich kennenzulernen.
Pansy hatte ihr allerdings versprochen möglichst bald ein Treffen zu arrangieren.
Die Wartezeit quälte Hermine. Durch ihre Arbeit hatte sie zwar regelmäßig eine Ablenkung und ihr Geist und Körper waren zur genüge beschäftigt – sie erwischte sich dennoch regelmäßig dabei, wie ihre Gedanken abdrifteten, weil sie den Trank von Harry endlich brauen wollte.
Von einem Treffen mit dem Widerstand versprach sie sich einen sicheren Ort, an dem sie ungestört üben konnte, ohne dabei erwischt zu werden.
Und jedes Mal wenn sie darüber nachdachte, dass dieser sichere Ort besonders wichtig war, glitten ihre Gedanken automatisch zu Blaise, der sein Versprechen gehalten hatte. So gut, dass er ihr nicht einmal mehr im Schloss über den Weg lief.
Auch Fawley hatte aufgehört um sie herumzuschleichen im Unterricht. Stattdessen waren die Unterlagen vom Ministerium bei Hermine eingetroffen.
Unterlagen darüber, was sie alles können musste, wenn sie am Ende des Schuljahres ihre Vorprüfung für die Zaubertrankprofessur ablegen sollte.
Nachdenklich kehrte Hermine an ihren Schreibtisch zurück, arbeitete die Pergamentrollen der Zweitklässler ab und verstaute diese mit rauchendem Kopf zwei Stunden später in einer Ablage, gerade dann, als einer der Kessel ein leises Ächzen von sich gab und die Farbe des Rauches sich von rötlich-violett zu einem undurchdringlichen blauschwarz änderte.
Das war das Zeichen, dass er fertig war, also füllte Hermine die vier Phiolen sorgfältig ab und hing diese an ein Metallgestell direkt über die Flammen, bevor sie sie mit dem Schlenker ihres Zauberstabes zu den Carrows schickte.
DU LIEST GERADE
Malice
FanfictionDer Krieg ist verloren und Harry Potter tot. Hogwarts ist kein Ort der Liebe und Sicherheit mehr, sondern eine Schule dominiert von Lehrern, die eigentlich Voldemorts Schergen sind. Hunderte Kilometer entfernt lebt Draco Malfoy in einer arrangierten...