4. Erhobene Stimme

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Hukaru

Nach der gesättigten Speise, reichte mir Mao, den Tee, worin sich die heilenden Kräuter befanden, die meinem Körper gut tun sollen. Niruko schien das Essen ebenfalls gesättigt zu haben, da er wohlig in meinem Arm herum schmatzte.

Ein Glück war er ein pflegeleichtes Baby, ich hatte schon andere Eltern in unserem Dorf gesehen, die mit dem Baby sehr geschafft aussahen.

Vorsichtig pustete ich in die Tasse befüllt mit Tee, bevor ich sie an meine Lippen ansetzte und einen guten Schluck trank. Ein leicht bitterer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus, aber es war noch akzeptabel.

,, Darf ich euch später meiner Familie vorstellen? ", fragte mich Mao mit einem flehenden Ausdruck, so als würde ich ihr gar nichts schuldig sein. In Wirklichkeit war ich ihr tatsächlich mehr als nur ein bisschen schuldig, deshalb überraschte es mich, dass sie mich deswegen fragte.

,, Natürlich ich hätte nichts dagegen ", stimmte ich ihrer Frage zu, was sie freudig lächeln ließ. Schmunzelnd sah ich zu meinen Sohn, in meinem Arm herunter und sah schon wie er gegen die Müdigkeit kämpfte.

Immer wieder fielen ihm leicht die Äuglein zu, doch er kämpfte tapfer gegen sie an, verlor jedoch den Kampf allmählich. Das Essen hatte ihn anscheinend ziemlich müde gemacht, doch Hauptsache ihm hat es geschmeckt und gesättigt.

,, Vielen Dank. Ich werde ihnen gleich heute einen Brief schreiben ", freute sie sich über meine Zusage. Einverstanden nickte ich ihr leicht zu, während ich Niruko leicht in den Schlaf wiegte.

Mit einem zufriedenen Lächeln stand sie vorsichtig von ihrem Stuhl auf und holte eine recht große metallische Schüssel aus einem Schrank. Sofort erhob ich mich mit Niruko, bereit ihr zu helfen, doch stellte sie die Schüssel alleine vor den Esstisch.

,, Soll ich dir helfen? ", fragte ich sie hilfsbereit und bekam wieder einmal ein dankbares Lächeln geschenkt. Langsam reichte ich ihr meinen schlafenden Sohn, den sie mir entzückt entgegennahm. Lieblich beobachtete sie ihn, während ich das dreckige Geschirr in die alte metallische Schüssel legte.

,, Wohin soll ich dir den Behälter stellen? ", fragte ich sie hilfsbereit und hob den Behälter ohne Probleme hoch. Mao schreckte auf, als ich sie beim träumen störte und schien etwas in Verlegenheit zu geraten.

,, Folge mir bitte. Wir werden es am Bach reinigen", bat sie mich leicht lächelnd. Nickend stimmte ich bei ihrem Vorhaben zu, weshalb sie sich umdrehte und ich ihr anständig folgte.

Ihr kleines heimisches Häuschen hatte einen Hinterausgang, der uns auf eine Wiese voller saftig grünen Gas und bunten Blumen führte. Neben der Wiese plätscherte das Wasser, eines 5 Meter breiten Baches, dessen Wasser klarer war, als jedes andere Gewässer.

,, Stell es bitte dort ab. " Mao zeigte mit ihrem faltigen Finger auf einen großen Holzeimer mit dunklen Metall Henkeln, der wohlmöglich als Waschbehälter benutzt wurde.

Genau neben diesen stellte ich den Behälter, worin das schmutzige Geschirr klapperte, ab. Als ich mich erhob zischte ein unangenehmer Schmerz durch meine Schulter und ließ mich mein Gesicht schmerzhaft verziehen.

,, Vielen Dank für deine Hilfe ", bedankte sich Mao aufrichtig bei mir und sah mein durch Schmerz verzogenes Gesicht nicht. Konnte sie auch nicht, wenn ich mit dem Rücken zu ihr stand.

,, Dafür brauchst du dich nicht bedanken. Es ist selbstverständlich das ich helfe", wagte ich es sie zu berichtigen. Langsam richtete ich mich auf und unterdrückte den grausamen Schmerz in meiner Schulter.

Ich lief wieder zu Mao, die mein schlummerndes Baby im Arm trug und lächelte sie freundlich an.
,, Oh ihr Kyrons seit ein so tolles Volk, mit vielen großartigen Menschen ", flüsterte sie beneidenswert und sah Niruko sanftmütig an.

Für mich war der Satz ein Schlag in die Magengruppe, denn nun plagte mich abermals die Erkenntnis darüber, niemanden aus unseren Dorf jemals wiederzusehen. Niruko würde nicht unter dem Zusammenhalt aufwachsen, den ich kannte und auch seine Mutter konnte er niemals wiedersehen.

Ich würde alles geben, um ihm das Leben zu ermöglichen welches ich einst kannte. Er sollte wissen was passiert war und wer er wirklich war. Das hatte jedoch noch seine Zeit und ich sollten nicht länger hinterher trauern auch wenn die Narbe tief in meinem Herzen immer bleiben würde.

,, Hukaru? Alles in Ordnung? ", holte mich die besorgte Stimme von Mao aus meinen traurigen Gedanken. Erschrocken blickte ich zu ihr auf, unfähig irgendwas zu erwidern. Stattdessen nickte ich ihr einfach zu, doch ihr besorgter Gesichtsausdruck zierte noch immer ihr Gesicht.

,, Es ist in Ordnung Trauer zu verspüren oder den Zweifel an einem selbst. Wichtig ist es nur es zu akzeptieren und das beste aus der Zukunft zu schaffen ", gab sie mir einen gut gemeinten Rat.

Obwohl sie nicht wusste worüber ich nachgedacht hatte, konnte sie mich mit ihrem Rat aufheitern. Sie war wirklich eine sehr intelligente Frau und das noch in ihrem Alter.

,, Danke, dass hat mir wirklich sehr geholfen", sagte ich mit einem zarten Lächeln zu Mao, ehe ich mich leicht vor ihr verbeugte, um ihr nochmals meine Dankbarkeit auszudrücken.

,, Bitte erhebe dich wieder. Ich habe nur das getan, um dir zu helfen, denn ich denke, dass du ein sehr disziplinierter junger Mann bist. Von dir können sich einige eine Scheibe abschneiden und außerdem habe ich euch beide jetzt schon in mein Herz geschlossen ", gestand mir Mao und trieb mir Freudentränen in die Augen.

,, Sowas liebes hatte bisher noch keine außenstehende Person zu mir gesagt. In unserer Gegend sind wir Geächtete und wurden nie als richtige Menschen gewertet ", beichtete ich ihr gerührt.

Auf Maos Gesicht bildete sich ein fürsorgliches Lächeln, ehe sie näher zu mir trat und meine Hand in ihre nahm. Ungläubig sah ich sie an, nachdem sie höchstwahrscheinlich unabsichtlich eine sehr tiefgründige Geste meines Dorfes vollführte.

Sie nahm meine Hand in ihre und versprach mir ihren Beistand.
,, Ihr seid Menschen mit bewundernswerten Fähigkeiten, die nur von Göttern auserwählt sein können. Jeder von euch verdient den höchsten Respekt und diejenigen die euch nicht wertschätzen können, sind blind vor Neid ", vergewisserte mir Mao zuversichtlich.

Dank Mao verließen mich die trostlosen Gedanken an meine kürzliche Vergangenheit und ließ mich stattdessen in Freudentränen ausbrechen.
All die Jahre wurden wir als Abschaum des Landes bezeichnet und heute wurde nun endlich die Stimme dagegen erhoben.

,, Oh Hukaru ", meinte Mao fürsorglich und nahm mich in eine herzliche Umarmung. Wir achteten selbstverständlich darauf das mein Baby nicht zwischen unseren Körpern erdrückt wurde, sodass es eine vorsichtige Umarmung geworden war.

Neu entdeckte Leidenschaft (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt