38. Entlarvter Täter

64 13 0
                                    

Hukaru

Mit schnellen und großen Schritten fuhr mich Mingyu zum Clanführer, um die Verurteilung von Hanyu zu stoppen. Als mir Mingyu sagte, Hanyu würde heute verurteilt werden, hatten wir uns direkt auf den Weg gemacht.

Die Kinder schickten wir nach Hause und da Ayun ohne seinen großen Bruder alleine wäre, ging er solange mit zu Xuyun. Wir würden Hanyu befreien und den wahren Täter finden. Hoffentlich ging mein Plan auf.

Gerade rechtzeitig platzten wir in die Verurteilung hinein und sofort verstummte jede Stimme im Saal. Hanyu kniete gefesselt auf dem Boden vor ein paar Richtern und hatte den Kopf ermutig gesenkt.

Andere hohe Clanmitglieder die ich vom sehen kannte hatten sich auch hier versammelt, genauso wie einige fremde Personen. Mein Fokus lag aber auf Hanyu, der zu Unrecht beschuldigt wurde.

Mingyu stoppte den Rollstuhl einige Meter entfernt von Hanyu, so wie wir es uns zuvor abgesprochen hatten. Ich überreichte Mingyu meinen Sohn und stemmte mich zunächst aus meinen mittlerweile dritten Rollstuhl auf.

,, Es wäre mir angenehmer gewesen euch nicht bei eurem wichtigen Vorhaben zu stören, doch ist es meine Pflicht als Kyron anderen zu helfen die meine Hilfe benötigen", begann ich die Stille im Saal durch meine Stimme zu ersetzten.

,, Versteht mich nicht falsch. Ich würde niemals einer Person helfen, die auf dem Weg ist ihre Taten zu büßen, doch sollte es schon die Richtige sein", setzte ich fort. Hanyu müsste uns schon mitbekommen haben, aber ihm war es bisher verboten sich zu erheben.

Der Clanführer schien nicht richtig zu verstehen, also handelte ich aus eigenen Willen. Schwerfällig lief ich zu Hanyu, um ihm zu helfen, doch wurde mir der Weg von bewaffneten Kriegern versperrt.

,, Bitte geht nicht weiter. Er ist gefährlich! ", wurde ich zurückgedrängt, doch ließ ich mir sowas nicht gefallen. Ich kramte meine Flöte hervor und begann ein Lied auf ihr zu spielen. Mithilfe der Flöte sammelte ich die in der Luft angesammelte Feuchtigkeit auf einen Fleck.

Die Töne waren harmonisch und reihten sich immer weiter auf, bis ich dann einen schrillen Ton aus ihr gab und das Wasser die beiden Männer mithilfe des Drucks von mir weg schupste.

Da der Weg nun frei war, schritt ich weiter voran und ließ mich vor Hanyu nieder.
,, Was hast du vor ? ", fragte mich der Clanführer misstrauisch.

,, Den Unschuldigen befreien ", antwortete ich mit dem Rücken zu ihm gewandt. Seine Sorge und Misstrauen konnte ich sehr gut nachvollziehen und doch sollte man lieber zweimal hinschauen bevor man handelte.

Zaghaft nahm ich mir Hanyus gefesselten Hände in meine und legte sie auf meinem Schoß ab. Wieder spielte ich eine engelsgleiche Melodie auf meiner Flöte, bis es einen etwas schrilleren Ton gab, der die Fesseln um Hanyus Handgelenke lösten.

Klirrend vielen die Ketten zu Boden und befreiten den unschuldigen Mann von seiner Gefangenschaft. Ich nahm seine Hände und sah ihn liebevoll an. Er sah mich aus ungläubigen Augen an. Damit hatte er anscheinend nicht gerechnet.

,, Wieso hilfst du mir?", fragte er mich aufgelöst. Anhand seines Gesichtsausdrucks, konnte ich erkennen, wie sehr er mit dieser Situation überfordert war.

,, Es gibt da jemanden der dich sehr vermisst und außerdem möchte ich denen helfen die Hilfe brauchen. Egal wie hart unser Start war, ich bin jederzeit bereit deine andere Seite kennenzulernen, solange du es zulässt ", fing ich an mit ihm zu erzählen.

Seine Haare hingen ihm wild im Gesicht, was mich dazu veranlagte seine Haare hinter sein Ohr zu streichen. Der eifersüchtige Blick von Mingyu entging mir natürlich nicht. Innerlich musste ich kichern und hoffte er wusste, dass ich ihn viel mehr mochte als irgendjemand anderen hier. Niruko selbstverständlich ausgeschlossen, er war mein Leben.

,, Wie kann ich dir nur danken ", hauchte Hanyu mit Tränen in den Augen. Seine Tränen waren für mich dank genug. Sie zeigten mir wie sehr er mir hierfür dankte und was gibt es kostbarstes, was er mir jetzt geben könnte?

,, Ich möchte nichts. Pass einfach weiterhin gut auf den süßen Ayun auf ", antwortete ich ihm lächelnd. Er bejahte es mit einem kurzen Nicken und half mir dabei mich aufzurichten. Es viel mir noch etwas schwer solche Tätigkeiten auszuüben, aber die Fortschritte ließen mich nie lange warten, da war mein Ehrgeiz zu groß.

Nun kamen wir zu dem etwas kniffligeren Teil meines Plans. Wir mussten den Täter entlarven. Selbstsicher drehte ich mich zum Clanführer, der alles still beobachtete hatte.
,, Eure Durchlaucht, Hanyu trägt nicht die Schuld an meinen Unfall. Er kam lediglich zu mir, um zu helfen. Den wahren Täter konnte ich glücklicher Weise erkennen, bevor er verschwand ", log ich, um dem Täter ins Schwitzen kommen zu lassen.

Ich hatte leider nur das Gewand des Täters gesehen und kam dadurch schon mal zu einem Entschluss. Er musste Mitglied aus diesem Clan sein, ob er diesem treu war, war wieder eine andere Geschichte.

,, Tatsächlich? Wer war es denn dann? ", fragte mich der Clanführer neugierig. Jetzt wurde es interessant, aber um alles genau beobachten zu können, schleppte ich mich zurück zu Mingyu, um mich dann wieder in den Rollstuhl zu setzen. Von dort hatte ich bessere Aussicht und hatte ein wunderbares Alibi für meinen plötzlichen Rückzug in meinen Rollstuhl, dank meiner körperlichen Schwäche.

,, Die Person ist in diesem Clan aktiv, aber auch in einem anderen Clan. Was ist wenn ich euch verrate, dass diese Person nur als Spitzel hier untergekommen ist? ", gab ich eine Spekulation frei und beobachtete ein Gesicht genau.

Anhand der Reaktion meines Verdächtigen, konnte ich mit stolz meiner aufgestellten Theorie glauben schenken. Er wusste nicht, dass ich alles was ich gesagt hatte nur vermutete und dank seiner unscheinbaren Reaktion eine Bestätigung bekam.

Nun war es Zeit noch mehr in den wunden Punkt zu drücken, um ihn zu meiner gewünschten Reaktion zu verleiten.
,, Er stammte ursprünglich aus dem Clan der mein ganzes Dorf ausgerottet hatte und erkannte mich von Anfang an ", versuchte ich es weiter und konnte beobachten, wie sich die Hände meines Verdächtigen zu Fäusten ballten.

,, Er stammt aus dem Nia-Clan oder auch Nia-Fujan Clan genannt. Sie haben uns gejagt, ermordet und geächtet, sie sind Schuld für den Untergang meines Volkes ", gab ich den Rest und hatte ihn zu einem Wut verzehrtes Gesicht animiert.

Nun hatte ich ihn und mein Plan ging perfekt auf.
,, Wie man immer in meinem Dorf zu sagen pflegte, 'Unterschätzt niemals die ruhigen Gewässer, denn so friedlich sie dir auch scheinen, verstecken sie die meisten Gefahren unter ihrer Hülle'. Dieser Spruch passt doch am besten zu dir ", redete ich in die Menge und sah niemanden ins Gesicht.

,, Hab ich nicht recht, Aryu? ", sprach ich nun die Person an und wandte mein Blick direkt auf ihn. Alle Augen folgten meinen und trafen eine mit Wut gezierten Grimasse.

Neu entdeckte Leidenschaft (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt