36. Voreiliger Entschluss

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Mingyu

Ich unterhielt mich gerade mit dem Lehrer über Hukaru, da hörten wir es plötzlich krachen und rumsen. Sofort war ich alarmiert und rannte zu der Stelle, wo ich Hukaru abgestellt hatte.

Sprachlos keuchte ich, als ich ein ganzes Bücherregal auf meinem Hukaru liegen sah. Hanyu hantierte ein wenig an dem Regal herum und sah dabei ziemlich verzweifelt aus. Keine Ahnung wie das passieren konnte, aber zu aller erst mussten wir Hukaru dort heraus bekommen.

,, Hanyu und ich heben den Schrank hoch und du ziehst ihn hervor! ", handelte der Lehrer sofort und ließ mich aus meiner Starre erwachen. Hanyu und der Lehrer packten sofort am Schrank an und hoben ihn zitternd hoch.

Ich wollte nicht wissen wie viel das Regal wog, doch hatte ich nicht mal die Zeit um darüber nachzudenken. Sobald das Regal hoch genug angehoben wurde, schlüpfte ich hinunter.

Alle Bücher lagen kreuz und quer, verdeckten teilweise sogar Hukaru und Niruko. Schnell stieß ich die Bücher von Hukaru weg, nahm ihn an den Achseln und zog ihn krampfhaft unter dem Regal hervor.

Sobald wir in Sicherheit waren, legten Hanyu und der Lehrer das Regal wieder auf den Boden. Mein Herz raste und meine Sicht verschwamm durch die aufkommenden Tränen.

Hukaru musste in Ordnung sein! Ich konnte ihn noch jetzt nicht verlieren. Wir hatten uns doch erst gestern Abend unsere Liebe gestanden! Das alles konnte doch nicht umsonst gewesen sein! Was sollte ich denn ohne ihn machen!

,, Wir brauchen einen Arzt! ", rief der Lehrer voll bei der Sache. Ich war wie weggetreten , konnte nicht fassen was gerade passierte oder warum Hanyu überhaupt hier war.

,, Was ist denn hier los?", fragte plötzlich jemand anderes. Es war noch ein anderer Lehrer, der wohl von dem Trubel hier Wind bekommen hatte.
,, Informiere ein Arzt!", rief der andere Lehrer anstatt ihm zu antworten.

Ohne irgendwelche Fragen zu stellen, rannte der frisch dazugekommene Lehrer los, um einen Arzt zu finden. Der einzige, der etwas unternahm war der Lehrer. Hanyu sah aus als hätte er einen Geist gesehen und ich konnte nicht mehr klar denken.

,, Hier nimm ", forderte mich der Lehrer auf und überreichte mir ein Bündel. Sofort kam ich zu mir und nahm ihm Niruko mit zitternden Händen ab. Er war okay und sah mich nur aus großen Augen an.

Niruko war mir genauso wichtig wie Hukaru. Zumindest ging es ihm gut und hoffentlich hatte es Hukaru nicht als so schlimm erwischt. Ich wollte mir doch mit beiden eine Zukunft aufbauen! Das konnte ich nicht einfach vergessen!

Das kleine Baby drückte ich nah an mich, aber passte darauf auf, ihn nicht weh zu tun. Der Lehrer versuchte Hukaru irgendwie zu verarzten, während Hanyu Hukaru mit blassen Gesicht anstarrte.

,, Was ist denn hier passiert? ", fragte plötzlich die Stimme meines Vaters. Ich drehte mich um und sah meinen Vater, meine Mutter und den Arzt. Der Arzt eilte sofort zu Hukaru und löste den Lehrer ab.

,, Hukaru wurde vom Bücherregal erfasst, als ich mich mit dem Lehrer unterhalten habe ", erklärte ich meinem Vater besorgt. Meine Mutter kam direkt zu mir und nahm mich in den Arm. Meine Eltern wussten das ich nur an Männer interessiert war und konnten sich sicherlich gut vorstellen, dass ich und Hukaru eine engere Bindung hatten.

,, Und was macht Hanyu hier? " Die Frage war eher an Hanyu gerichtet, als an mich und siehe da, er schreckte aus seinem Tagtraum auf. Aufgewühlt sah er meinen Vater an.

,, I..ich war das nicht! Ich h..habe Bücher für meinen Bruder rausgesucht", rechtfertigte er sich überfordert. Ihm schien diese Sache auch sehr erschrocken zu haben. Mein Vater hatte allerdings einen anderen Eindruck und ließ Hanyu einfach so festnehmen.

Er vermute bestimmt er hätte das alles zu verantworten, aber wir hatten keinerlei Beweise dafür!
,, Vater du kannst ihn doch nicht einfach verhaften! ", wehrte ich mich gegen seine Entscheidung.

Verständnislos sah er zu mir herab und ließ Hanyu trotzdem von Kriegern verhaften, die hinter meinem Vater aufgetaucht waren.
,, Willst du denn nicht das der Unruhestifter weggesperrt wird?!", fragte er mich fassungslos.

Natürlich wollte ich dem Täter seine Taten büßen lassen, aber den richtigen! Ich hatte zwar keinen Beweis dafür, dass Hanyu es nicht war, aber er war doch genauso erschrocken wie ich. Das konnte man doch in diesem Falle nicht vorspielen! Woher hätte er so schnell Puder herkriegen sollen, um sein Gesicht blass aussehen zu lassen?!

,, Doch aber wir wissen nicht ob Hanyu es wirklich war! ", widersetzte ich mich meinem Vater. Sein kühler Blick ließ mich schlucken, aber ich durfte nicht den Anschein machen aufzugeben.

,, Achso dann sag mir wer stattdessen verantwortlich ist!", forderte mich mein Vater streng auf. Ab diesen Punkt wusste ich nicht mehr weiter. Niemand anderes außer ihn hatte ich gesehen und dennoch glaubte ich nicht das er der Schuldige war.

Verbissen kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Ich hatte keine Antwort auf seine Frage und hatte somit verloren.
,, Ich nehme ihn mit, ohne Wiederrede! Morgen findet das Urteil statt ", verkündete mein Vater streng und zog mit dem gefesselten Hanyu ab.

,, Mutter kannst du denn nichts dagegen unternehmen?", fragte ich sie verzweifelt und erntete einen entschuldigen Blick von ihr. Sie strich mir ruhig über den Kopf, so wie sie es auch als ich klein war getan hatte.

,, Tut mir leid mein Schatz, aber wenn sich dein Vater etwas in den Kopf gesetzt hat, lässt er sich schlecht davon abbringen ", sagte sie nur dazu und ließ mich verzweifelt seufzen.
Was kam denn nun noch!

,, Hukaru hat eine Platzwunde am Kopf, aber sonst sollte alles in Ordnung sein. Er wird auch bald wieder aufwachen", kam nun auch der Arzt mit der Diagnose zu uns. Zum Glück war er am Leben und hatte keine zu großen Schäden davon tragen.

Eine riesige Last fiel von meinen Schultern ab, sodass ich sogar anfing zu weinen. Es hätte so viel schlimmer kommen können, aber ein Glück konnte Hukaru wieder werden. Normalerweise würde ich nie in der Öffentlichkeit weinen, aber dieses Mal tat ich es aus Freude und Erleichterung.

Der Arzt und meine Mutter brachten mich, sowie auch Hukaru zu mir nach Hause. Andere Clanmitglieder würden sich um das Chaos in der Bibliothek kümmern, damit die Lehrer ihren Unterricht normal fortführen konnten.

Nachdem ich noch ein wenig mit meiner Mutter und dem Arzt über Hukaru sprach, gingen sie auch wieder ihrer Arbeit nach. Ich legte mich, mit Niruko, neben Hukaru und gab auf meine Liebe acht, solange sie schlief und bekam später sogar Unterstützung.

Neu entdeckte Leidenschaft (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt