11. Ahnungsloser Mingyu

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Ryu

Wie konnte Hanyu dem armen Jungen nur so etwas unterstellen! Unser Clan hatte eindeutige Grundsätze, die uns zu denen machten, die wir waren. Wir stellten nie Vorurteile auf, das war schon immer einer der wichtigsten Grundsätze, den wir schon als kleine Kinder lernten.

Hukaru stand mit seinem Sohn einige Häuser entfernt und versuchte diesen zu beruhigen, obwohl ich der Ansicht war, dass auch er sich wieder beruhigen musste. Man hatte es deutlich an seiner Gestik gesehen und doch war es Hanyu nicht aufgefallen!

,, Wir stehen für den Frieden, hast du das vergessen? ", fragte ich ihn verständnislos. Hanyu straffte seine Brust und sah mich mit einem Wut verzerrten Gesicht an.

,, Wer weiß was er für böse Energien hinter sich her schleift! Wir wissen nichts über ihn und Mao bezahlt ihm alles!", zischte Hanyu zornig. Fassungslos sah ich ihn an, doch behielt meine Kontrolle bei mir.

,, Es ist in Ordnung sich Sorgen zu machen, aber man sollte es nicht so ausdrücken. Ja wir kennen ihn noch nicht richtig, wissen aber, dass er sich unwohl fühlt wenn Mao oder einer von uns ihm etwas kaufen will ", schritt Zunyu nun auch mit ein.

Hanyu sah uns grimmig an, wobei sich Aryu aus der Situation heraus hielt und alles mit stillen Augen betrachtete. Er war nie derjenige der viel sprach. Lieber beobachtete er alles mit ruhigen Augen.

,, Habt ihr denn keine Angst um Mao? ", fragte nun Hanyu mit bebenden Körper. Er formte seine Hände zu Fäusten, die unter seiner Spannung zitterten.

,, Selbstverständlich haben wir das. Sie ist meine Oma, aber es ist nicht richtig andere so zu behandeln, obwohl sie nichts getan haben", teilte ich ihm mit. Ich verstand, warum er so aufgeweckt war und Hukaru nicht wirklich leiden konnte, doch hatte er sowas nicht verdient.

Schnaubend wandte sich Hanyu von uns ab und drehte uns seinen Rücken zu. Er war unzufrieden, doch schien er es verstanden zu haben. An einer Strafe wird er allerdings nicht vorbeikommen, denn sowas konnte man nicht unbestraft lassen.

Wenig später kamen dann auch endlich mein Bruder zusammen mit Mao aus dem Kleidershop. Die Augen meines Bruders suchten sofort nach Hukaru, doch fand er ihn nicht bei uns. Seine Stirn legte sich in Falten, als er auf uns zugelaufen kam.

,, Wo ist Hukaru? ", fragte er mich, wobei ein genervtes Schnauben von Hanyu nicht fehlen durfte. Perplex schenkte er Hanyu einen Blick, der auf seinen Rücken traf.
Verwirrt sah er wieder zu mir und wollte Antworten auf seine aufkommenden Fragen haben.

Jetzt war allerdings nicht der geeignete Zeitpunkt, sich nochmals mit dem Thema auseinander zu setzen, während wir in der Öffentlichkeit waren.
,, Erzähle ich dir nachher ", meinte ich nur dazu und bekam ein Nicken von meinem kleinen Bruder zurück.

,, Hukaru ist dort drüben, um Niruko zu beruhigen", gab ich nun Mingyu Auskunft. Seine Augen huschten sofort in die Richtung, wohin ich guckte. Wie vor einigen Minuten, stand Hukaru noch immer auf dem selben Fleck und schaukelte sein Baby mit sanften Bewegungen hin und her.

Auch Mao entdeckte sie nun und eilte schon zu ihnen hinüber. Mingyu wollte ebenfalls hinterher gehen, wurde aber durch mich gehindert.

,, Lass sie alleine gehen. Hukaru braucht jemanden den er vertrauen kann und länger als ein paar Stunden kennt ", informierte ich meinen kleinen Bruder, der mich intensiv musterte.

Ich hingegen gab keine genauere Auskunft mehr über dieses Thema und beobachtete, wie Mao Hukaru in die Arme nahm. Ihm schien dieses Thema wirklich sehr angegriffen zu haben und das auch noch von jemanden aus unseren Clan.

Mao brachte Hukaru wieder zu uns, der ziemlich fertig aussah. Niruko schien es wieder besser zu gehen, da er so wie fast die ganze Zeit an der Brust von Hukaru schlummerte. Die nassen Tränenspuren waren noch immer auf seinen kleinen Wangen zu sehen, da sie im Licht der Sonne schimmerten.

,, Hukaru und ich werden noch die Lebensmittel kaufen und dann wieder abreisen. Ihm ist nicht wohl und auch für Niruko sollte die Aufregung genug gewesen sein ", verkündete Mao ihren Entschluss.

Ich legte meinem Bruder, der mit ihrer Entscheidung nicht ganz zufrieden war, da er Hukaru nicht mehr sehen würde, meine Hand auf die Schulter. Es war für mich kein großes Geheimnis mehr zu wissen an wen mein kleiner Bruder gefallen fand, nachdem er uns gestanden hatte, dass er Männer aktiver fand, als Frauen.

Hukaru schien der Erste zu sein, an dem er wirklich nicht locker lassen wollte, obwohl dieser ein Baby hatte. Wo die Mutter des Babys war, blieb uns bisher unbekannt und ich war mir sicher, dass Hukaru uns schon gesagt hätte wo sie war, wenn er bereit dazu gewesen wäre.

,, Klar, wir verstehen das. Seid bitte vorsichtig auf eurer Rückkehr. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder ", verabschiedete ich mich bei Mao, Hukaru und Niruko, der in seinem Schlaf wohl eher weniger davon mitbekam.

,, Sind wir und ich bin fester Überzeugung, dass wir uns schon bald wieder sehen werden", verabschiedete sich Mao und lief mit Hukaru davon. Wir sahen ihnen noch hinterher, bis sie außer Sichtweite waren und liefen dann zurück zu unserem Boot.

Als wir dann ablegten, ging ich mit meinem kleinen Bruder in einen der Bootsräume, um uns zu unterhalten.
,, So jetzt erzähl mir was passiert ist ", forderte Mingyu ernst.

Er ließ sich auf einen Stuhl nieder und verschränkte die Arme vor der Brust.
,, Hanyu wollte Hukaru etwas ausfragen, um sicher zu sein, dass er Mao nichts böses will. Seine Ausdrucksweise war sehr grob und er hatte nicht auf Hukarus Körpersprache geachtet. Als er zu weit ging bin ich dazwischen gegangen, doch Hukaru schien ziemlich verletzt gewesen zu sein und Niruko ist durch unsere laute Diskussion wach geworden ", erklärte ich ihm, was vorgefallen war.

Still hörte er mir zu und ließ mich bis zum Ende hin aussprechen. Trotzdem merkte ich wie sauer er wurde, als ich ihm erklärte durch was Hukaru so verletzt wurde.
,, Was hat er ihn genau gefragt?", fragte mich Mingyu nun nach den Details, die ich ihm natürlich auch berichtete.

Mingyu war zwar noch ein junger Mann und manchmal sehr grün hinter den Ohren, doch wenn ihm etwas wichtig war, verhielt er sich wie ein Erwachsener. Hukaru schien ihn von der ersten Sekunde an in den Bann gezogen zu haben, denn so hatte ich meinen Bruder noch nie erlebt.

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