10. Lautstarke Diskussion

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Hukaru

Mao und Mingyu waren schlussendlich zusammen in den Kleidershop gegangen, da ich mich dagegen geweigert hatte. Ich hatte mich mit Niruko zusammen auf eine Bank gesetzt, die einladend im Schatten der Häuser stand.

Auch wenn ich Niruko nicht mehr in den Armen halten musste, war es trotzdem anstrengend mit der zusätzlichen Last umher zu laufen. Meine schmerzenden Füße tat es gut eine kurze Verschnaufpause zu machen, bevor es wieder los ging.

Der Krieger, der Mingyu ähnlich sah, gesellte sich neben mich und ließ eine unangenehme Stille zwischen uns herrschen.
,, Mein Name lautet Ryu. Ich bin der große Bruder von Mingyu ", stellte er sich mir dann vor.

Jetzt verstand ich auch warum sich die beiden so ähnlich sahen. Mao hatte ja auch von Neffen gesprochen und als ich die beiden sah, hätte es mir eigentlich einfallen sollen.

Ich schenkte Ryu ein leichtes Lächeln, welches er auch erwiderte.
,, In dem Fall seid ihr auch ähnlich", nuschelte ich vor mich hin und vergaß dabei Ryu, der neben mir saß und mit mir gesprochen hatte.

,, Was meinst du? ", fragte er mich verwundert und ließ mich vor Scham erröten. Er hatte es auch noch gehört. Wie peinlich.

,, Oh ähm ich meinte euer Lächeln", murrte ich beschämt und sah mit geröteten Wangen zu meinem schlafenden Sohn. Heute war ich irgendwie sehr durcheinander, doch ob es an den fremden Menschen oder an der Angst erkannt zu werden lag, konnte ich nicht sagen.

,, Das hören wir oft, da wir nicht ganz unbekannt sind. Deswegen schauen uns auch so viele Menschen an ", erklärte er mir unbekümmert und sah mich mit einem sanften Lächeln an.

Überrascht und gleichzeitig erleichtert sah ich den Mann neben mir an. Ich dachte die ganze Zeit, dass man mich vielleicht erkannte, doch war meine Annahme komplett falsch.

Die Menschen sahen gar nicht zu mir, weil sie meine Abstammung erkannten, sondern weil ich mit bekannten Gesichtern durch die Straßen dieser Stadt wanderte!

,, Tut mir leid, aber ich habe noch nie von euch gehört. Weshalb seid ihr denn so bekannt geworden? ", fragte ich ihn interessiert, da man ja nicht als so oft von bekannten Menschen umgeben war.

,, Das ist kein Problem. Es ist sogar besser wenn man nicht ständig die Gerüchte von anderen wahrnimmt und sich stattdessen lieber selber ein Bild von dem Menschen macht", teilte Ryu mir seine Meinung mit und sie klang sehr vernünftig.

Oft konnte es passieren, wenn sich Leute Nachrichten überbrachten, dass Gerüchte entstanden, die gar nicht der Wahrheit entsprachen.

,, Mein Bruder und ich wurden in einen Clan hineingeboren, der schon von Anfang an, bekannt dafür war Frieden über diese Welt zu bringen. Mein Bruder und ich haben sehr viel dazu beigetragen, dass dieser Clan noch viel mehr Ruhm erntete als zuvor und so wurden wir auch bekannt ", erklärte er mir ohne wirklich auf ihre Taten einzugehen.

Die Taten für ihren Erfolg interessierten mich zwar brennend, aber ich wollte auch nicht aufdringlich sein. Also schluckte ich meine Neugier herunter und nickte stattdessen anerkennend.

,, Du hast keine Fragen? ", fragte mich Ryu überrascht, sodass ich ihn verwirrt ansah. Er nahm an, dass ich Fragen stellte obwohl er mir bereits das gesagt hatte, was er dazu sagen wollte?

,, Nein. Wenn du mir mehr von dir erzählen wolltest, hättest du das doch getan oder nicht? Wieso sollte ich also nochmal nachfragen? ", stellte ich nun doch Fragen.

Sprachlos sah mich Ryu an. Er hatte wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass ich seine Frage so kompliziert beantwortete. Ich hingegen entspannte mich im Schutz der grellen Sonne, dessen Strahlen unangenehm auf der Haut brannten, wenn man zu lange in ihrer Reichweite stand.

Der kühle Wind im Schatten machte es, trotz des warmen Wetters angenehm. Man merkte deutlich wie sehr sich die Temperaturen im Laufe der Zeit erhöhten. Heute Morgen war die Luft sehr kalt und die Wiesen waren bestückt mit dem kalten Tau der Nacht. Jetzt schien die Sonne aggressiv auf die Erde und erhitzte die Luft deutlich.

,, Ich habe eine Frage an dich ", meldete sich einer der jungen Männer, die bisher nicht ganz so gesprächig waren. Er sah mich neutral an, so als würde er seine Persönlichkeit vorerst vor mir verstecken wollen.

,, Stelle sie ruhig ", erlaubte ich ihm freundlich und sah ihn leicht lächelnd an. Sein Blick war starr auf mich gerichtet und der gefühlslose Ausdruck zierte weiterhin sein Gesicht.

,, Was hast du genau bei Mao zu suchen?", fragte er mich kühl. Sein College neben ihm, sahen den jungen Mann verständnislos und entsetzt gleichzeitig an.

,, Hanyu!", ermahnte auch Ryu den etwas direkten Mann. Ich hingegen lächelte ihn weiterhin leicht an und machte Ryu mit einer Handbewegung klar, dass alles in Ordnung sei.

,, Mein Sohn und ich waren am Flussufer angespült worden. Ich war verletzt und wusste nicht was ich hätte machen sollen. Vor Erschöpfung hatte ich mich an einen Baum gelehnt und versuchte neue Kraft zu tanken, bis dann plötzlich Mao kam und uns mit sich nahm ", erklärte ich ihm den Grund weshalb ich bei Mao war.

Er schien jedoch noch immer sehr misstrauisch zu sein, was verständlich war. Ich war immerhin ein Fremder, ohne Geld, der sich bei einer alten Dame aufhielt. Wenn ich er wäre, würde ich wahrscheinlich auch so vorsichtig sein.

,, Euch geht es doch gut. Wieso geht ihr nicht wieder? ", fragte er mich weiter und behielt seine Ausdrucksweise aufrecht. Ryu neben mir wurde sauer, was ich an seiner zitternden Hand erkannte, die zu einer Faust geformt war.

,, Mao hatte mir und meinen Sohn angeboten zu bleiben, so lange wir wollen. Ich habe im Moment keinen Ort wo ich noch unterkommen könnte, also nahm ich ihr Angebot an ", beantwortete ich ihm auch diese Frage.

Hanyu verzerrte unzufrieden sein Gesicht und schien noch nicht fertig zu sein mit seinen Fragen.
,, Du bist doch von irgendwo her gekommen wieso gehst du dort nicht zurück?", fragte er mich abschätzig.

Ryu schien kurz vorm platzen zu sein, denn nur mit Mühe und sehr viel Beherrschung versuchte er seine Wut unter Kontrolle zu halten. Ich zögerte bei dieser Frage und sah geknickt auf dem Boden.

,, Ich bin noch nicht bereit darüber zu sprechen ", nuschelte ich und bekam feuchte Augen. Hanyu schien es nicht wirklich wahrgenommen zu haben, da er schon wieder zur nächsten Fragen ansetze.

,, Ah verstehe. Du kannst uns nicht sagen, wieso es dich hierher verschlägt. Wie sollen wir dann sicher sein, dass du nichts radikales im Kopf hast? ", fragte er mich mit einem gehässigen Unterton.

Nur mit Mühe und Not konnte ich meine Tränen zurückhalten, wo hingegen Ryu sich nicht mehr beherrschen konnte. Ruckartig stand dieser auf und stellte sich mit einem finsteren Ausdruck vor Hanyu.

,, Was fällt dir ein ihm Dinge zu unterstellen, die niemand beweisen kann! Wenn er sagt er kann noch nicht darüber reden, dann ist es eben so! Du musst ihn nicht gleich zum Schwerverbrecher machen! Hast du unsere Grundsätze vergessen? ", ermahnte Ryu den jungen Mann lautstark, wodurch Niruko wach wurde.

Weinend spuckte er seinen Nucki aus, während immer mehr Tränen über seine Wangen rannten. Ryu und Hanyu hatten aufgehört sich lautstark zu zanken und sahen mich mit unterschiedlichen Gefühlen an.

,, Entschuldigt mich kurz ", flüsterte ich mit gesenkten Kopf. Ich stand von der Bank auf und lief ein paar Häuser weiter, um den störenden Lärm der Streithähne aus dem Weg zu gehen, die wieder lautstark miteinander diskutierten, als ich weg war.

Während die dort drüben miteinander stritten, versuchte ich Niruko wieder zu beruhigen, doch nicht nur er musste sich beruhigen. Auch ich wurde sehr getroffen und versuchte die Trauer tief in meinem Herzen wegzusperren.

Neu entdeckte Leidenschaft (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt