Kapitel 7

1.7K 101 43
                                    

Songempfehlung: Seafret - Atlantis

»Streich den letzten Punkt«, verlangte ich sofort, als ich mir die Liste ansah, die nun auf meinem Schreibtisch lag und die ich soeben mit Caya erstellt hatte. Den letzten Punkt musste sie heimlich hinzugefügt haben.

»Aber warum denn?«, schnurrte sie und klimperte mit ihren falschen Wimpern. »Komm schon, selbst du musst zugeben, dass du ihn nicht von der Bettkante stoßen würdest, wenn du die Chance hättest.«

»Ich...«, ich stockte.

»Ha! Erwischt«, Caya grinste und deutete triumphierend mit dem Zeigefinger auf mich.

Ich nahm ihr trotzdem den Kugelschreiber aus der Hand und strich den letzten Punkt durch.

»Spielverderber«, murmelte sie enttäuscht, was ihr einen giftigen Blick meinerseits einbrachte. Ich las mir die Liste noch einmal durch.

10 Dinge, die ich tun möchte, bevor ich sterbe:

- Ein Tattoo stechen lassen
- Motorrad fahren
- Sonnenuntergang am Meer schauen
- Einen Fremden küssen
- Eine Nacht unter freiem Himmel verbringen
- Nacktbaden
- Riesenrad fahren
- Mit Caya betrinken
- Ein Autokino besuchen
- Lernen mit Stäbchen zu essen
- Mit Julian Wright rumknutschen (durchgestrichen)

»Was hältst du davon, wenn wir schon mal einen Punkt abhaken?«, fragte sie und ein verschwörerisches Glitzern trat in ihre Augen.

»Welchen Punkt genau?«, verlangte ich zu wissen und kniff argwöhnisch die Brauen zusammen. Caya grinste, dann fragte sie:

»Was hast du morgen nach den Vorlesungen vor?«

Einen Tag später fand ich mich in der Nähe von East Rock wieder, nicht weit entfernt vom Campus und starrte auf das leuchtende Neonschild des Tattoostudios. Aufregung und Nervosität erfüllten mich, während mir bewusst wurde, dass ich wirklich im Begriff stand, mir ein Tattoo stechen zu lassen. Dass ich wirklich diese Bucket Liste in Angriff nahm.

Caya, die mich begleitete, grinste nur und schien voller Tatendrang zu sein. Sie hatte ja auch leicht reden, schließlich sah man an ihrem Körper mehr Tinte, als Haut. Sie ließ sich ebenfalls ein neues Tattoo stechen, wollte mir aber nicht verraten, welches Motiv sie sich ausgesucht hatte.

»Vertrau mir, es ist gar nicht so schmerzhaft, wie alle immer behaupten, mehr wie ein kleiner Piks.«

Ich hob zweifelnd die Brauen. »Und das soll mich beruhigen?«

Caya lachte, ehe sie mich zum Eingang schob. »Na komm schon.«

Wir traten ein und sofort fühlte ich mich, wie in einer anderen Welt. Wir wurden darum gebeten, auf einem lilafarbenen, abgewetzten Sofa Platz zu nehmen. Ich sah mich um. Die Wände des Studios waren in einem strahlenden Rot gehalten und permanent hörte man das stetige Summen der Tätowiermaschine, was meinem Lampenfieber nicht gerade zugute kam. Caya machte sich die ganze Zeit über mich lustig und nannte mich ein Angsthäschen. Danach betitelte ich sie als eine miserable Freundin. Schließlich übermannte sie doch ein schlechtes Gewissen und sie machte es wieder wett, indem sie mir das Händchen hielt, als ich auf dem Tätowierstuhl saß. Da es nur ein kleines Motiv war, benötigten wir glücklicherweise keinen Termin.

Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, mir ein Tattoo stechen zu lassen, weshalb es schließlich auch auf meiner Bucket Liste gelandet war. Von daher wusste ich genau, was ich wollte. Ich ließ mir das Symbol für Heart Disease Awareness auf meinen Unterarm stechen. Es handelte sich dabei um eine rote Schleife. Da ich jedoch nicht nur eine schlichte rote Schleife unter der Haut tragen wollte, sondern etwas Kreativeres, bildete die rote Schleife die eine Seite eines Herzens. Die andere Hälfte des Herzens bestand aus einer schlichten, schwarzen One-line Linie.

Her HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt