Her Heart

Kapitel 24

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Zehn Tage.
Es waren ganze zehn Tage, die ich im Krankenhaus hatte verbringen müssen, wenn man von den Tagen des künstlichen Komas einmal absah.
Zehn Tage, die mir wieder einmal gestohlen worden waren.
Zehn Tage, in denen ich eine Untersuchung nach der anderen über mich hatte ergehen lassen müssen.

Ich hasste es.

Ich hasste es so sehr, dass am Tag meiner Entlassung meine Reisetasche schneller gepackt war, als The Flash laufen konnte.

Als ich das Krankenhaus verließ, spiegelte das Wetter meine fröhliche Laune wider. Für Oktober war es herrlich warm und die Sonne am Himmel thronte angenehm auf die Erde herab. Eine halbe Stunde später stand ich - sehr zu Moms und Dads Missfallen - wieder vor der Tür meiner Studentenwohnung, die ich mir mit Caya und Yuki teilte.

Mom und Dad wollten mich ursprünglich mit nach Waterbury nehmen, aber ich bestand darauf, dass sie mich zurück zum Campus fuhren. Ich wollte nicht wieder in mein altes Leben zurückkehren, wenn hier in Yale mein neues auf mich wartete. Ich hatte mir versprochen, die Zeit die mir noch blieb sinnvoll zu nutzen. Ich wollte leben und nicht schon sterben, bevor mein Herz überhaupt aufhörte zu schlagen. Und da die Leistung meines Herzens mit jeder Rhythmusstörung, mit jedem Vorhofflimmern und vor allen Dingen mit jedem Kammerflimmern mehr und mehr nachließ, durfte ich keine Zeit mehr vergeuden. Denn Zeit war ein kostbares Gut. Ein Gut, von dem mir nicht mehr viel blieb.

Ich trat ein und stand in einem leeren Wohnzimmer. Von Caya und Yuki fehlten jede Spur. Allerdings hatte ich ihnen auch nicht verraten, dass ich heute zurückkam. Ich wollte sie überraschen. Da der Kalender einen Sonntag schrieb, war es nicht weiter verwunderlich, dass die beiden nicht anzutreffen waren. Sicher trieben sie sich irgendwo mit Noah und Luan herum.

Mit einem Seufzen ging ich zu meinem Zimmer, stellte die Reisetasche ab und begann sogleich damit, sie auszuräumen. Während ich meine Wäsche sortierte und Hygieneartikel auspackte, schweiften meine Gedanken ab.

Ich beschloss, den beiden eine Nachricht zu schicken und zog mein Handy aus der Hosentasche hervor. Doch statt ihnen eine SMS zu schreiben, landete ich irgendwie auf Instagram und erwischte mich dabei, wie ich wie eine abhängige Stalkerin in der Suchleiste den Nutzernamen Ju.Wri. eingab. Zum wiederholten Male. Ich hatte Julians Profil während meines Krankenhausaufenthaltes öfter aufgerufen, als ich Rachel McAdams und Ryan Gosling in Wie ein einziger Tag auf der Leinwand gesehen hatte. Und das war definitiv im höheren zweistelligen Bereich. Nun ja, was sollte ich sagen? Während die meisten Teenager für Robert Pattinson geschwärmt hatten, sabberte ich Ryan Gosling hinterher.

Meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf das Telefon in meinen Händen. Überrascht stellte ich fest, dass es einen neuen Beitrag gab, den ich noch nicht gesehen hatte. Sofort tippte ich das Foto an und betrachtete es.

Es war ein Bild, das Julian und Sam ablichtete.

Aber es war nicht nur irgendein Bild.

Julian lag bäuchlings auf seinem Sofa im Wohnzimmer, das mir mittlerweile schon sehr vertraut war, während er einen Arm um Sam geschlungen hatte. Die lag halb neben, halb unter ihm, ihren Kopf in seiner Armbeuge und schaute aus großen Knopfaugen direkt in die Kamera. Ihr Kopf versteckte Julians Gesicht zur Hälfte. Man konnte nur eines seiner grünen Augen erkennen, mit dem er über Sam hinweg in die Linse schaute. Sein braunes Haar war ein wildes Durcheinander, als wäre er gerade erst aufgestanden. Doch all diese kleinen Details waren nicht das, was mich instinktiv den Atem anhalten ließ.

Nein, es war die Tatsache, dass Julian oberkörperfrei war.

Nicht auf diese angeberisch, prahlerische Art und Weise, die man von gymverrückten Jungs kannte, die extra vor der Kamera posierten, um ihren testosterongeladenen Körper zu präsentieren. Nein, es war mehr auf eine unwissende, verspielte Art und Weise. Als wäre ihm gar nicht bewusst, dass er auf dem Bild kein Shirt trug. Und das machte ihn in meinen Augen noch sexyer. Wenn das überhaupt noch irgendwie möglich war.