Songempfehlung: Kina - Get you the moon
Ich beobachtete Sam, die fröhlich vor uns herlief und begeistert mit einem Stöckchen spielte, das sie gefunden hatte. Mit jedem Schritt, den sie tat, peitschte ihre Rute beschwingt hin und her. Wir liefen am Ufer des Mill Rivers entlang, der sich durch den East Rock Park bis hin in die Stadt schlängelte und schließlich mit dem Quinnipac River und dem New Haven Harbor im Long Island Sound mündete. Das liebte ich an New Haven. Die Vielfältigkeit der Stadt. Einerseits war New Haven natürlich für die Yale University bekannt. Eine Studentenstadt mit vielen Attraktionen und Sehenswürdigkeiten. Gleichzeitig gab es jedoch inmitten der Stadt auch wunderschöne Natur zu entdecken. Selbst wenn ich noch nicht an dem Soldiers and Sailors Monument gewesen war, so hatte ich bereits gehört, dass ein Besuch dieses Aussichtspunktes sogar so etwas wie ein Pflichtprogramm war.
Der Westen des Parks, wo wir uns aktuell aufhielten, war vollständig von Klippen umgeben, unter denen der Mill River floss. Es gab Naturpfade sowie Fußgängerbrücken, die entlang des Weges verliefen. Es war ein Paradies für Wanderer und Radfahrer. Kurzum: Der Park war wunderschön.
Wir hielten gerade auf eine Brücke zu, die zum anderen Ufer führte. Das Bauwerk spiegelte sich im Wasser des Flusses und einige Blätter schwammen unter uns hindurch. Gesäumt wurde alles von den eindrucksvollen Klippen, grasgrünen Bäumen und wundervoller Natur.
Noch immer konnte ich nicht glauben, dass das tatsächlich passierte. Dass ich wirklich spazieren war. Mit Julian Wright. Meinem Professor. Ob er das öfter tat? Sich von seinen Studenten auf Hundespaziergänge begleiten zu lassen? Innerlich schmunzelte ich über meinen absurden Gedankengang. Natürlich tat er das nicht öfter. Mir war klar, dass es sich hierbei um eine Ausnahme handelte. Es war schließlich nicht üblich, in solch intensivem, privatem Kontakt zu seinen Studenten zu stehen. Nun ja, außer Professor und Student befanden sich in einem Arbeitsverhältnis, so wie es bei Professor Wright und mir war. In solchen Fällen war es nämlich üblich, dass man relativ viel Kontakt zueinander pflegte. Ich warf ihm einen kurzen Seitenblick zu und musterte ihn. Er schaute in die Ferne, schien die Natur in sich aufzunehmen, ehe seine Aufmerksamkeit zu Sam wanderte und ein kleines Lächeln auf seinen Lippen erschien. Oh, und was für ein Lächeln. Die Sonne würde bald untergehen und warf ein wunderschönes Licht auf sein Gesicht. Er kniff leicht die Augen zusammen, um sich vor dem blendenden Licht zu schützen. Seine grünen Augen wirkten fast golden im Schein der Sonne.
Seit wir losgelaufen waren, hatten wir nicht viel miteinander gesprochen. Hier und da ein kurzes Gespräch, aber nichts Bewegendes. Und selbstverständlich brachte ich nicht den Mumm auf, um das Thema auf die Bucket Liste zu lenken, was schließlich auch der Grund dafür war, weshalb ich Professor Wright überhaupt begleitete. Sicherlich wartete er schon die ganze Zeit darauf, dass ich endlich mit der Sprache rausrückte. Doch es kam kein einziger Ton über meine Lippen.
Ich war nervös, ja fast schon schüchtern könnte man meinen.
»Also Laney«, durchbrach er plötzlich unser Schweigen und mir fiel auf, dass er mich zum ersten Mal bei meinem Vornamen ansprach. »Waren Sie schon einmal oben am Monument? Der Ausblick ist wirklich herrlich.«
Er deutete mit der Hand nach oben zu den Klippen.
Überrascht hob ich den Blick und sah ihn an.
»Ich ähm... Nein, noch nicht«, ich schüttelte verneinend den Kopf, während mir Böses schwante. Er hatte doch nicht etwa vor, bis ganz nach oben zu laufen? Das konnte ich gesundheitlich ganz bestimmt nicht durchhalten. Es war zu viel Anstrengung für mein Herz. Dr. Heyck hatte mir nicht grundlos angeordnet, auf jegliche sportliche Aktivitäten zu verzichten.
»Dann werden Sie es gleich sehen. Jeder Yalie sollte mindestens einmal oben gewesen sein. Man sieht über die ganze Stadt.«
Ich schluckte schwer.
DU LIEST GERADE
Her Heart
RomanceDer erste Band der Hearts-Reihe! Laney Taylor ist schwerkrank. Schon von Geburt an leidet sie an einer Herzschwäche und wartet seit einigen Jahren vergeblich auf ein Spenderherz. Während ihre Eltern täglich auf ein Wunder hoffen, hat Laney ihr Schic...