Kapitel 9

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Songempfehlung: Justine Sky ft. Tyga - Collide (Sped Up Remix)

Es war einer dieser Momente, in denen man vor Scham am liebsten im Erdboden versunken wäre. Einer dieser Momente, in dem sich einem der Magen umdrehte - oder in dem man am liebsten auf Kommando losgeheult hätte. Oder alles auf einmal.

Ich hatte diese verdammte Bucket Liste Professor Wright mitgegeben! Wie zur Hölle hatte mir das passieren können? Wahrscheinlich war sie irgendwie zwischen die Blätter des Aufsatzes gerutscht. Doch warum, um Himmels Willen, hatte ich den Aufsatz vorher nicht noch einmal kontrolliert?

Weil du zu spät dran warst sagte mir meine innere Stimme und ich verfluchte mich selbst für meine Nachlässigkeit. Caya neben mir, die sich seit einer gefühlten Ewigkeit in Schweigen hüllte, räusperte sich schließlich.

»Das«, begann sie zu sprechen. »Ist ziemlich ungünstig.«

Fassungslos schoss ich zu ihr herum.

»Ungünstig drückt es nicht einmal ansatzweise aus«, donnerte ich. »Es ist beschämend. Es ist armselig. Bemitleidenswert. Dämlich. Lächerlich. Einfach nur dumm.«

»Waren das schon alle Adjektive aus deinem Wortschatz, die dir dazu einfallen?«,Caya hob eine Braue und handelte sich einen vernichtenden Blick meinerseits ein.

»Ich kann von Glück reden, wenn er mich nicht erneut vor dem ganzen Kurs vorführt!«, ich unterdrückte den Impuls, mit dem Fuß gegen ein Möbelstück zu treten. Sicher würde ich mir dabei nur den Fuß brechen.

»Was mache ich denn jetzt nur?«

Geschlagen ließ ich mich aufs Bett plumpsen.

»Ich sehe hierfür nur zwei Optionen«, sie reckte symbolisch zwei Finger in die Luft. »Erstens: Wir brechen in sein Büro ein, schauen nach, ob der Aufsatz noch dort ist und setzen uns dem Risiko aus, erwischt zu werden und von der Uni zu fliegen.«

Ich stöhnte laut. »Und was ist die zweite Option?«

»Zweitens: Du nimmst dein Schicksal hin und wartest ab, wie er darauf reagiert.«

»Beides nicht sehr vielversprechend«, brummte ich. »Davon abgesehen habe ich mitbekommen, wie er den Aufsatz in seiner Tasche verstaut hat. Ich bezweifle, dass wir bei einem Einbruch in sein Büro erfolgreich sein würden.«

»Puh, das ist wirklich mies«, entgegnete sie nachdenklich, bis ihr schließlich noch eine Idee kam. Ihr Gesicht erhellte sich und ich konnte mir die Glühbirne, die über ihrem Kopf aufging bildlich vorstellen

»Oh, wir könnten herausfinden, wo er wohnt und bei ihm Zuhause einbrechen?«

»Hast du auch irgendeinen Vorschlag, bei dem wir nicht das Gesetz brechen müssen?«, fragte ich sarkastisch, was Caya ein Schmunzeln entlockte.

»Leider nicht, nein«, sie schüttelte den Kopf. »Aber hey, Luan würde uns bestimmt aus dem Schlamassel rausboxen. Er wird doch Anwalt.«

»Fantastisch«, nuschelte ich und ließ mich mit dem Oberkörper nach hinten aufs Bett fallen. Niedergeschlagen starrte ich an die Decke. Vor meinem inneren Auge malte ich mir bereits aus, wie Professor Wright wohl reagieren würde, sobald er die Bucket Liste gesehen und gelesen hatte. Wenn mir das Schicksal nicht wohl gesonnen war, würde ich womöglich wirklich die längste Zeit in Yale gewesen sein. Je nachdem, wie Professor Wright reagierte. Entweder würde er mich vor dem ganzen Kurs wieder einmal bis auf die Knochen blamieren oder er würde mir eine ewig lange Moralpredigt über Verantwortungsbewusstsein halten.

Miss Taylor, Ihr Verhalten ist absolut unangebracht. Ist Ihnen bewusst, dass nur ein einziges Wort beim Dekan genügt, um Sie der Universität zu verweisen?

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