Songempfehlung: Kyle Dixon & Michael Stein - Kids
»Laney!«, erklang die Stimme meiner Mom von unten aus der Küche. »Wir müssen los.«
»Ich komme gleich!«, rief ich zurück, während ich mein Zimmer ein allerletztes Mal betrachtete. Ich nahm die blauen Wände in Augenschein, das King Size Bett und selbstverständlich die unzähligen Poster von Chase Atlantic an der Wand, die meinem Zimmer eine persönliche Note gaben. Über dem Schreibtisch hingen vereinzelt noch einige Fotos aus meiner High School Zeit, die ich vorerst zurückließ. Ich würde mein Zimmer vermissen.
Oh ja, es gab so einiges, das ich vermissen würde, sobald ich in Yale war.
Yale.
Ich konnte mich noch immer nicht so ganz an den Gedanken gewöhnen, dass ich tatsächlich an einer Elite-Universität studieren würde. Das tägliche Büffeln für die SATs und die unzähligen außerschulischen Aktivitäten hatten sich ausgezahlt. Wenngleich sie ihren Tribut durch einen Mangel an sozialen Kontakten gefordert hatten. Denn der einzige Freund den ich besaß, war Josh, mein Nachbar und Leidensgefährte in der High School. Doch selbst meine Freundschaft zu Josh war in letzter Zeit auf eine harte Probe gestellt worden. Erst vor Kurzem hatte er mir seine Gefühle gestanden und wollte mich dazu überreden, ihm bis ans andere Ende des Landes zu folgen, um an der Stanford zu studieren.
Tja, leider war Yale schon immer mein größter Traum gewesen - auch wenn mir durchaus bewusst war, dass ich das Studium höchstwahrscheinlich nicht einmal zu Ende bringen würde... Davon mal ganz abgesehen erwiderte ich Joshs Gefühle nicht. Ich mochte ihn und in einer anderen Welt wäre er womöglich der Typ Mann gewesen, den ich an meiner Seite hätte haben wollen.
In einer Welt, in der ich nicht todkrank wäre.
Nichtsdestotrotz waren wir uns näher gekommen und hatten eine gemeinsame Nacht miteinander verbracht. Noch immer plagten mich Schuldgefühle deswegen. Obwohl ich gewusst hatte, dass Josh in mich verliebt war und ich seine Gefühle nicht erwidern konnte, bat ich ihn darum, mit mir zu schlafen. Ich wusste nicht, wie viel Zeit mir noch blieb und da ich bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei sexuelle Erfahrungen gemacht hatte, war dies etwas, das ich unbedingt noch erleben wollte, bevor ich starb. Und so egoistisch es auch klang, ich hatte mein erstes Mal mit jemandem erleben wollen, den ich kannte, den ich mochte und dem ich vertraute... Womöglich machte mich das nun zu einem schlechten Menschen und sorgte für einen erheblichen Rückstand was meine Karma Punkte betraf. Wenn es so etwas wie Karma überhaupt gab. Denn der Tag, an dem ich erfahren hatte, dass ich sterben würde, hatte meinem Glauben an eine höhere Macht einen gewaltigen Schlag verpasst.
Ich hielt kurz inne. Dann hob ich langsam die Hand und legte sie auf meine Brust, um meinen Herzschlag zu fühlen.
Es schlug.
Eins, zwei.
Eins, zwei.
Eins, zwei.Absurderweise gab mir das ein gewisses Gefühl von Sicherheit, denn es war der Beweis, dass ich noch immer lebte. Seit Dr Heyck mir vor knapp zwei Jahren bei einem Kontrolltermin mitgeteilt hatte, dass die Zeit gekommen war, mich auf die Liste für ein Spenderherz setzen zu lassen, hatte ich alles getan, um meine Gesundheit zu fördern. Ich stellte meine Ernährung um, trieb in Maßen Sport und nahm immer schön brav meine Medikamente. Leider schien das mein Herz recht wenig zu interessieren, denn seit einigen Monaten hatte sich mein Zustand noch einmal verschlechtert und ich musste sogar auf weitere sportliche Aktivitäten verzichten.
Es war schwierig für mich gewesen, all das zu akzeptieren. Auch wenn ich gewusst hatte, dass dieser Moment früher oder später ohnehin gekommen wäre. Ich konnte sogar von Glück reden, denn im Grunde genommen hätte ich nach Dr Heycks Aussage schon längst tot sein müssen. Und so hatte ich die letzten Jahre damit verbracht, um mein Leben zu weinen, hatte um meinem bevorstehenden Tod getrauert, hatte gehofft dass Gott mir half und gebetet für ein Wunder. Doch nichts davon traf ein. Und schließlich, im Angesicht des Todes, wurde mir bewusst, wie wichtig jede Sekunde war. Wie wichtig es war, das Leben in vollen Zügen zu genießen, bis ich schließlich erkannte, dass tatsächlich ein Wunder eingetreten war. Denn ich bekam die Chance, vor meinem Tod meine Traumuniversität besuchen zu können.
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Her Heart
RomansaDer erste Band der Hearts-Reihe! Laney Taylor ist schwerkrank. Schon von Geburt an leidet sie an einer Herzschwäche und wartet seit einigen Jahren vergeblich auf ein Spenderherz. Während ihre Eltern täglich auf ein Wunder hoffen, hat Laney ihr Schic...