Songempfehlung: Tom Rosenthal - Lights are on
Daphne ist meine Exfrau.
Die Worte hallten in meinem Kopf wider. Wieder und wieder. Unaufhaltsam.
Meine Kinnlade klappte herunter, während sich die Erkenntnis in mir ausbreitete, wie ein Virus.
»Sie sind verheiratet?«, purzelten die Worte nur so aus mir heraus.
»War verheiratet«, korrigierte er mich, während er nach der Weinflasche griff und sich großzügig nachfüllte. Ich folgte seiner Bewegung mit den Augen.
Ich konnte nicht fassen, dass er verheiratet gewesen war. Er war doch noch so jung! Nun ja, so jung nun auch wieder nicht. Ich vergaß hin und wieder die Tatsache, dass er bereits Ende zwanzig war und somit durchaus in einem heiratsfähigen Alter. Doch eine Heirat schien mir mit meinen neunzehn Jahren noch so fern. Vielleicht lag es aber auch schlicht und ergreifend daran, dass ich nie groß übers Heiraten nachgedacht hatte. Immerhin war das etwas, was ich niemals erleben würde. Vielleicht war es deshalb für mich in solch weite Ferne gerückt.
Meine Gedanken wanderten zu Daphne. Diese hübsche, schroffe und unfreundliche Schönheit war seine Frau gewesen? Neugierde erwachte in mir zum Leben und lechzte danach, gestillt zu werden. Wie lange sie wohl verheiratet gewesen waren? Und was der Grund für ihre Trennung war?
Immer mehr Fragezeichen ploppten in meinem Kopf auf. Doch in der Position Fragen zu stellen, befand ich mich nicht. Nur mit Mühe konnte ich mich zurückhalten, um Julian nicht mit einer Frage nach der anderen zu bombardieren.
Stattdessen beobachtete ich ihn.
Er wirkte etwas bedrückt, aber weder traurig noch niedergeschlagen. Nichtsdestotrotz war es allem Anschein nach keine Trennung im Guten gewesen. Auch die Art und Weise, wie abfällig sie miteinander gesprochen hatten, deutete darauf hin, dass zwischen ihnen einiges im Argen lag.
Julian schien sich allmählich wieder zu fangen.
Er räusperte sich geräuschvoll.
»Tut mir leid, wie meine Exfrau mit Ihnen gesprochen hat und dass Sie das mitansehen mussten«, er kratzte sich verlegen am Hinterkopf. »Meine Privatangelegenheiten sollten eigentlich... naja, privat bleiben.«
Es bedurfte keiner weiteren Worte, um mir zu signalisieren, dass dieses Thema hiermit beendet war. Und das war auch sein gutes Recht. Ich rief mir selbst in Erinnerung, dass mich die zerbrochene Ehe meines Professors nicht im Geringsten zu interessieren hatte. Auch wenn sie das auf verrückte Weise doch tat.
Ich gab allerdings mein Bestes, mir nichts anmerken zu lassen, denn ich spürte, wie unangenehm ihm die ganze Situation war.
»Ist schon vergessen«, ich lächelte schwach und nippte erneut an meinem Weinglas. Vielleicht würde der Alkohol ja etwas Ordnung in meine aufgewühlten Gefühle bringen.
»Sie haben sicherlich Hunger«, er stand auf und ging zum Ofen, um das Essen herauszuholen.
Es war fast schon auffällig, wie viel Mühe er sich gab, die Stimmung etwas zu kitten, aber die Begegnung mit seiner Exfrau hing über seinem Kopf, wie eine dunkle Gewitterwolke.
Und genauso über meinem.
Nachdem Julian jedem von uns etwas auf den Teller geschöpft hatte, nahm er wieder neben mir Platz. Das Essen sah köstlich aus. Dementsprechend schmeckte es auch. Ein weiteres Talent, das Julian wohl zu besitzen schien. Nach meinem ersten Bissen beschloss ich, einen Versuch zu starten, ihn aus der Reserve zu locken. Womöglich würde das ja die aufgebrachte Stimmung etwas auflockern.
DU LIEST GERADE
Her Heart
RomanceDer erste Band der Hearts-Reihe! Laney Taylor ist schwerkrank. Schon von Geburt an leidet sie an einer Herzschwäche und wartet seit einigen Jahren vergeblich auf ein Spenderherz. Während ihre Eltern täglich auf ein Wunder hoffen, hat Laney ihr Schic...