Kapitel 12

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Blinzelnd öffnete ich die Augen und starrte an eine weiße Zimmerdecke. Ein helles Licht schien mir entgegen und ich kniff die Lider zusammen. Mir war übel und in meinem Kopf meldete sich ein schmerzhaftes Dröhnen zu Wort.

Ich ächzte und versuchte mich zu bewegen. Meine Glieder waren schwer wie Blei. Als wäre ich einen Marathon gelaufen.

Langsam kehrte mein Bewusstsein zurück und ich begann mich zu erinnern, dass ich mit Professor Wright - Julian - spazieren gewesen war. Auf dem Rückweg, kurz bevor wir sein Haus erreicht hatten, musste ich auf der Straße zusammengebrochen sein.

Fuck.

Was war passiert? War ich im Krankenhaus?

Ich drehte meinen Kopf zur Seite, blinzelte gegen die Helligkeit an, um mich umzuschauen und blickte in ein paar braune Knopfaugen.

Julians Schäferhündin saß vor mir und starrte mich aus großen Augen an. Ihre Zunge hing schlaff aus dem Mundwinkel, was mir ein schwaches Lächeln entlockte.

»Hey du«, ich hob die Hand, um sie am Ohr zu kraulen und sogleich schmiegte sie sich in meine Hand. Immerhin kein Krankenhaus, dachte ich mir, während sich Julians Hündin Streicheleinheiten abholte. Das war doch schon einmal ein Anfang. Statt in einem der ungemütlichen Krankenhausbetten lag ich auf einem gemütlichen, grauen Big Sofa inmitten eines stilvoll eingerichteten Wohnzimmers, wie ich feststellte. Hellgraue Wände, die von lichtdurchfluteten Fenstern mit weißen Vorhängen gesäumt wurden, verliehen dem Raum einen gemütlichen Flair. Das Mobiliar war komplett in Schwarztönen und Holzoptik gehalten.

Ob das Julians Zuhause war? Hatte er mich... etwa ins Haus getragen?

Aus unerfindlichem Grund machte mich der Gedanke, in seinen Armen gelegen zu haben, nervös. Nicht, weil es super peinlich war vor meinem Professor umzukippen, sondern weil ich ihm dadurch ziemlich nahe gekommen war. Und das auch noch ohne mich daran erinnern zu können.

Langsam versuchte ich mich aufzurichten.

»Geht es Ihnen besser?«, vernahm ich eine vertraute, tiefe Stimme.

Vor Schreck wären mir um ein Haar wieder die Arme eingeknickt. Ich hob den Kopf und blickte direkt in Julians Gesicht. Mit verschränkten Armen lehnte er an einem Türrahmen, der wohl hinaus auf einen Flur führte. Wie immer strotzte seine Körperhaltung nur so vor Energie.

Mein Blick wanderte von seinen fesselnden, grünen Augen über seine breiten Schultern und hinweg über die schlanke Taille. Ich hasste mich dafür, dass sein Anblick etwas in mir zum Leben erweckte. Ob ich mir wohl auch den Kopf gestoßen hatte?

»Es geht schon wieder«, entgegnete ich mit lädierter Stimme und schwang langsam die Beine über die Sofalehne.

»Machen Sie langsam«, sagte er sogleich mit ermahnender Stimme, als er begriff, dass ich aufzustehen versuchte. »Ihr Kreislauf ist kollabiert. Ich wollte schon einen Krankenwagen rufen.«

»Es geht mir gut, ehrlich«, ich hob beschwichtigend die Hände. »Ich brauche keinen Krankenwagen.«

Oh nein. Einen Krankenwagen war das Letzte, das ich gebrauchen konnte. Unter keinen Umständen sollte Julian erfahren, was mit mir los war. Ich konnte getrost auf sein Mitleid verzichten.

Julian kniff die Augen zusammen und sah mich mit argwöhnischem Blick an.

»Passiert Ihnen das öfter?«

Ich spannte mich kaum merklich an. Wie schaffte er es bloß, mit seinen Fragen immer genau ins Schwarze zu treffen?

Ja.

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