11.

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Irgendwann öffne ich meine Augen und gucke an mir herab. Immer noch zitternd und ohne Hose liege ich auf dem Boden. Langsam richte ich mich auf und spüre den stechenden Schmerz in meinem Bauch. Nun fällt mir auch die Blutlache auf in der ich Liege. Ebenso wie die Schusswunde und meine blauen Handgelenke.

Mit laufenden Tränen lehne ich meinen Oberkörper gegen ein Regal und ziehe mich wieder an. Quälend langsam ziehe ich mein Oberteil etwas hoch um meine Schusswunde zu begutachten. Scheiße, die sieht wirklich übel aus, doch ich glaube, dass keine Organe beschädigt wurden. Ich gucke mich um und greife hinter mich ins Regal. Ich ziehe eine Flasche Alkohol, Nadel und Faden und verbände hervor. Okay Victoria beiß die Zähne zusammen. Du musst hier raus und Hershel helfen. Sonst wirst du Zombiefutter. Ich öffnet die Flasche Vodka und nehme erst einen großen Schluck, bevor ich danach die Kugel mit meinen Händen herausziehe. Es beginnt wieder stark zu bluten. Was habe ich auch anderes erwartet. Ich beiße mir stark auf die Unterlippe und beachte dabei nicht, dass diese ohnehin schon aufgeplatzt ist. Schnell kippe ich den Alkohol in meine Wunde und danach über meine Hände. Ich spüre schon wieder wie mir durch den Schmerz schwindelig wird. Ich muss mich beeilen. Mit zitternden Händen packe ich Nadel und Faden aus. Ich nehme meine Taschenlampe in den Mund um somit besser mit dem Licht auf meine Wunde zu leuchten. Mit aller Überwindung setzte ich den ersten Nadelstich. Scharf ziehe ich die Luft ein. Diesen Vorgang wiederhole ich so oft, bis die Wunde vollständig zugenäht ist. Ich drücke Kompressen auf die Naht und wickel einen Verband herum. Erschöpft lasse ich alles fallen und atme erleichtert aus.

Die Bilder von Shane schießen mir sofort wieder in den Kopf. Ich habe später noch Zeit mich zu bedauern. Ich darf nicht vergessen warum ich eigentlich hier war. Also ziehe ich mich am Regal hoch und versuche den Schmerz zu verdrängen. Mit der Taschenlampe leuchte ich in die Regale um meinen Rucksack wieder zu finden. Und da ist er. Volltreffer. Langsam humpel ich auf in zu und ziehe ihn auf meine Schultern. Schnell werfe ich mir noch ein paar Schmerztabletten ein bevor ich mich startklar mache.

Okay also ich muss hier raus. Ich bin jetzt nichtmal ansatzweise so schnell wie vorher, aber ich kann immer noch leise sein. Die Taschenlampe verstaue ich wieder. Jetzt nehme ich in die eine Hand ein Messer und in die andere Hand meine Waffe. Mit zittriger Atmung öffne ich langsam die Tür und schleiche mich zum Ausgang des Krankenhauses. Soweit so gut. Doch als ich rausgucke und sehe wie viele Beißer mittlerweile wieder draußen sind, läuft es mir kalt den Rücken runter.

Jetzt oder nie denke ich mir und versuche so unauffällig wie möglich zu sein. Das gelingt mir auch relativ gut. Mich haben nur eins zwei Beißer entdeckt, doch die lege ich leise mit meinem Messer um. Ich brauche auch gar nicht davon ausgehen, dass das Auto noch hier steht. Also bereite ich mich mental auf einen langen Fußmarsch vor. Ich gehe nicht direkt auf der Straße zurück, sondern eher Abseits am Waldrand. Hier sollten mich nicht so viele Beißer erkennen. So wie ich mich fortbewege könnte man jedoch denken ich wäre einer von ihnen. Ich spüre das stechen in meinem Bauch schon wieder doch ich versuche es zu ignorieren.

Es dämmert bereits und so langsam verlässt mich meine Kraft. Doch ich werde jetzt nicht aufgeben. Sonst war ja alles umsonst. Und Shane dieses Arschloch würde mit allem durchkommen. Ich dachte Daryl ist ein Arschloch. Ist er ja auch aber er würde mich niemals- ich kann darüber nicht nachdenken. Sofort fühle ich mich wieder ekelhaft. Klar könnte das auch an dem ganzen Blut von den Zombies liegen, jedoch hat sich das mit meinem schön vermischt. Mhm lecker.

Der Weg kommt mir so endlos lang vor. Doch Moment. Ich kann das Gefängnis sehen. Nochmal nehme ich all meine Kraft zusammen. Egal ob jeder Schritt den ich mache schmerzt. Ich komme den Gefängnis immer näher und kann ein Paar Beißer vor dem Zaun erkennen, doch wie aus dem nichts fallen diese zu Boden. Jemand hat sie abgeschossen. Das ist perfekt. So würde man mich bemerken. Ich laufe gradewegs auf das Tor zu, als ich Carl sehe. Er sieht ziemlich traurig aus. Ich hoffe nur, dass Hershel und den anderen nichts passiert ist. Anscheinend hat er mich auch direkt wahrgenommen. Er hat wie immer den Sherrifhut seines Vaters auf.

„Oh gott Victoria!", er öffnet sofort das Tor und kommt zu mir raus. Ich laufe ihm entgegen bis er vor mir stehen bleibt und mich mustert.

„Was ist passiert", fragt er entsetzt.

„Lange Geschichte. Komm wir müssen schnell rein", antworte ich ihm und gehe an ihm vorbei.

Er nickt zögernd „Ich dachte du bist tot" und kommt dann um mich zu stützen. Gemeinsam gehen wir ins Gefängnis und Carl schließt wieder das Tor. Mit zunehmenden Schmerzen und Carl als stütze, schleppe ich mich zu den anderen. Sie scheinen grade in einem Gespräch verwickelt zu sein. Muss was ernstes sein so wie Rick und Glenn schreien.

„Dad", ruft Carl und sofort sind alle Blicke auf uns gerichtet.

„Warum guckt ihr so als hättet ihr einen Geist gesehen", versuche ich zu Scherzen und somit die Schmerzen zu überspielen.

„Oh mein Gott du lebst", kommt Maggie angerannt und umarmt mich sofort. Zischend ziehe ich die Luft ein, weswegen sie sich sofort von mir löst.

„Was ist los?" Maggie geht einen Schritt zur Seite und ich ziehe mein Oberteil hoch.

„Was isn mit dir passiert. Dein Gesicht sieht noch blutiger aus als deine Wunde da und über deine Handgelenke wollen wir gar nicht erst reden", lacht Daryl.

Rick kommt auf mich zu und hält mir eine Waffe an den Kopf. Maggie versucht ihn zu beruhigen doch vergebens.

„Das sind Bisse und Kratzer. Geh weg von meinem Sohn", schreit er mich an.

„Rick ich-"

„Nein. Shane meinte du wurdest von den Beißern angegriffen, deswegen musste er dich zurücklassen und weil du versucht hast ihn mit in den Tod zu reißen hat er menschliche Kratzspuren auf der Haut. Deine. Verschwinde bloß", schreit er weiter weswegen sich in meinen Augen nur tränen sammeln.

„Victoria, du lebst", Shane. Er tut total verwundert.

„Du mieses Schwein", schreie ich als ich ihn sehe und will auf ihn losgehen. Tränen laufen meine Wange runter und Rick hält mich zurück.

„Hey schon gut ich verzeihe dir was du gemacht hast", redet Shane weiter.

Da der Schmerz immer größer wird, gucke ich runter zu meinem Bauch. Die naht ist aufgegangen. All der Schmerz von der Vergewaltigung kommt zurück und meine Beine lassen nach. Mit einem Ruck sacke ich zusammen und beginne immer mehr zu weinen.

„Das- das sind keine Bissspuren", schluchzte ich.

„Ach ja? Was dann", schreit Rick während er immer noch die Waffe auf mich richtet.

„Das Rick, ist eine Schusswunde", sage ich und ziehe erneut mein Oberteil hoch. „Saubere wunde. Das könnte niemals ein Beißer gewesen sein"; stimmt Maggie mir zu.

„Das. Sind Platzwunden" erkläre ich und deute auf mein blutiges Gesicht, während immer mehr Tränen in meine Wunde laufen.

„Und das. Das sind Blutergüsse", ich ziehe meine Ärmel hoch und zeige ihm meine Handgelenke genauer.

Rick nimmt seine Waffe runter. „Es gab einen Kampf", stellt er fest.

„Die Kartzwunden an Shane sind von mir. Er hat mich vergewaltigt und- und dann angeschossen, weil es keiner Erfahren sollte. Aber ich habs geschafft-"; kläre ich alle auf, während ich immer mehr weine. Sofort nimmt Maggie mich in den Arm.

„Das kann jeder behaupten", versucht Shane ganz cool zu sagen.

Zitternd hole ich die Kugel aus meiner Hosentasche. Es klebt noch Blut an ihr, aber das ist egal, ehe ich sie Rick reiche.

„Shane. Waffe her", befielt er.

„Komm schon Rick was soll der Scheiß", antwortet Shane.

„Wir alle haben gesehen wie du sie immer angeguckt hast. Und jetzt gib die Waffe her.", argumentiert Rick.

„Hey Leute ich würde sowas niemals machen", spricht Shane in die Runde, doch alle gucken ihn verurteilend an. 

Bereit zu sterben - Daryl Dixon Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt