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„Tut mir leid", murmel ich und ziehe ein Tuch hervor um ihm das um seinen Muskulösen Oberarm zu binden und somit die Blutung stoppe. Ich gucke wieder hoch zu ihm und muss kurz grinsen als ich sehe, dass sein Blick auf meinem Ausschnitt ruht.

„Meine Augen sind hier oben Dixon", sage ich und schlage ihm kurz gegen seinen Muskulösen Oberkörper. Sein Oberkörper ist ziemlich durchtrainiert und er hat wirklich definierte Bauchmuskeln. Er sieht attraktiv aus, das muss man ihm schon lassen. Ich gehe ein paar Schritte von ihm weg uns setze mich wieder auf den Boden um zu trinken. Dann fällt mein Blick auf sein Rücken welcher von Narben übersäht ist, doch lange kann ich diese nicht begutachten, da Daryl sich seine Sachen wieder überzieht. Jedoch scheint er meinen besorgten Blick zu bemerken.

„Das war mein Vater", erklärt Daryl und ich schüttle nur den Kopf.

„Er war ein Alkoholiker mit Aggressionsproblemen. Diese hat er immer an Merle und mir ausgelassen. Aber als Merle dann zum Militär ging, hat unser Vater ja nur mich gehabt. Manchmal weil er zu viel getrunken hat oder manchmal auch einfach nur aus Lust und Laune", erklärt Daryl und ich merke wie sich in mir alles zusammenzieht.

„Daryl ich-", will ich antworten doch er stürmt raus weswegen ich ihm folge.

„Ich wollte nie werden wie mein Vater. Ich wollte besser sein. Freunden und Familie helfen. Und? Was ist passiert? Der Gouverneur stand direkt vor unseren Toren. Ich hätte ihn vorher finden können. Ich hätte ihn töten können, hätte ich ihn nur weiter gesucht. Er hat dich vergewaltigt und dich verletzt. Und er hätte es wieder getan. Er hat alles zerstört, weil ich es nicht verhindern konnte. Unser zu Hause. Einfach alles.", man hört deutlich wie Daryls Stimme zittert und wie er nach den ersten Sätzen direkt beginnt zu weinen.

Ihn so zu sehen tut weh. Er wirkt immer so als würde ihn nichts interessieren, doch das Stimmt nicht. Er macht sich wirklich vorwürfe. Sofort gehe ich auf ihn zu und umarme ihn von hinten. Er legt seine Hände auf meine Arme und weint einfach nur weiter. Ich merke auch wie sich tränen in meinen Augen ansammeln, doch ich versuche sie zurückzuhalten.

„Es ist nicht deine Schuld", hauche ich leise und halte ihn einfach nur fest. Sein starker Körper bebt regelrecht und seine harte Schale beginnt zu zerbröckeln. Ich lege meinen Kopf an seinen Nacken und so verweilen wir einen Moment.

Als es dunkel wird, setzen wir uns mit etwas Alkohol auf die Veranda. Ich zünde mir eine Zigarette an und gucke in den Nachthimmel.

„Meine Mutter war früher eine Kettenraucherin. Als ich klein war habe ich gerne mit irgendwelchen Jungs auf der Straße gespielt. Und eines Tages ist die Feuerwehr an uns vorbei gefahren. Ein paar Straßen weiter stand ein Haus in Flammen. Die Jungs sind sofort mit ihren Fahrrädern dorthin gefahren. Ich hatte keins also bin ich so schnell gelaufen wie ich nur konnte. Das brennende Haus war unser Haus. Meine Mutter ist betrunken mit einer Zigarette im Mund eingeschlafen als diese auf den Boden fiel und das Haus mit ihr im Flammen setzte. Ich verlief mich danach 9 Tage im Wald bis ich endlich bei meinem Vater abgekommen bin. Doch dieser hat nichtmal bemerkt, dass ich überhaupt weg war. Also habe ich mit Merle irgendeine Scheiße gebaut. Er hatte einen Drogendealer zu dem wir immer gegangen sind und uns bekifft haben. Wir haben gesoffen, gekifft und uns verprügelt. Dann war wieder alles gut und wir haben uns über irgendwelche Fernsehserien lustig gemacht", Daryl hält kurz inne und guckt mich an. Ich höre ihm bereits aufmerksam zu.

„Du willst wissen was ich vor alle dem gemacht habe? Ich trieb mich immer nur mit Merle rum. Ich war ein niemand. Ein Nichts. Ein Arschloch. Und ich hatte ein noch größeres Arschloch als Bruder", erzählt Daryl.

„Du vermisst ihn", stelle ich fest und gucke zu Daryl doch von diesem kommt nur ein Schulterzucken. Ich schnippe meinen Zigarettenstummel weg und gucke ihn weiterhin an.

„Das ist vollkommen okay Daryl. Auch wenn das nicht sein Tod rechtfertigt, aber er ist als Held gestorben. Er wollte den Gouverneur töten um uns zu schützen. Vor allem aber wollte er seinen kleinen Bruder retten. Er hat dich wirklich geliebt. Auch wenn er es nie gezeigt hat. Woher ich das weiß? Er wollte sich für dich bessern. Er hat mit mir über dich geredet und, dass er alles dafür tun würde seine Taten ungeschehen zu machen um seinen kleinen Bruder wiederzubekommen", füge ich hinzu und sehe wie Daryl sich eine Träne wegwischt.

„Weißt du, meine Mutter ist auch gestorben. Vor 4 Jahren. Sie hatte Krebs. Ich habe auch eine kleine Schwester. Sie heißt Soraya und müsste jetzt so ca. 13 sein. Wir waren schon immer auf uns alleine gestellt. Mein Vater war ein Frauenschläger. Der einzigen der er nie was getan hat war meine Schwester. Nachdem meine Mutter verstorben ist, hat er meine Schwester mitgenommen und mich zurückgelassen. Erst ein halbes Jahr vor der ganzen Apokalypse bin ich zu ihnen gezogen, weil die Drogenprobleme meines Vaters wieder schlimmer wurden. Ich hatte Angst, dass er meiner Schwester das Gleiche antut wie mir. Doch das hat er nie. Ich weiß nicht ob sie noch leben, aber ich weiß, dass du um einiges besser bist als unsere Väter. Du beschützt mich wo es geht Daryl. Du kämpfst Tag für Tag. Du bist ein guter Mensch", erkläre ich.

„Daran wirst du mich wohl öfter erinnern müssen", lächelt mich Daryl an.

„Du kannst dich doch auf niemanden verlassen Dixon. Außerdem bin ich sowieso bald weg und dann wirst du mich sehr vermissen", antworte ich.

„Sag sowas nicht", fordert mich Daryl auf, doch ich zucke nur mit den Schultern.

„Das mit deiner Familie tut mir leid. Wir werden deine Schwester finden", versucht er mich aufzumuntern doch ich nehme nur einen großen Schluck vom Alkohol.

„Wir sollten rein gehen", schlägt Daryl vor.

„Wir sollten es niederbrennen", berichtige ich ihn und deute auf das Haus.

„Wir brauchen aber mehr Fusel", stellt Daryl fest und steht auf. Dann kommt er zu mir und hält mir seine Hand entgegen. Lächelnd lege ich meine Hand auf seine, welche wohlbemerkt viel größer ist als meine. Vorsichtig zieht Daryl mich auf die Beine und wir gehen rein um mehr Alkohol zu holen. Wir schrauben die Einweckgläser auf und kippen in jeden Zentmeter dieser Holzhütte den Fusel bis hin nach draußen.

„Willst du?", fragt Daryl und hält mir ein Feuerzeug hin.

„Gerne", antworte ich und nehme ihm das Feuerzeug ab. Damit zünde ich das Geld an welches Daryl aus dem Golfer haus geholt hat und mir nun hinhält. Nachdem es Feuer gefangen hat, wirft Daryl den Geldbatzen auf die Veranda, welche sofort beginnt zu brennen. Wir gehen ein paar Schritte zurück um das große Feuer zu betrachten ehe Daryl seinen Mittelfinger hebt und ihn in Richtung des Hauses hebt. Er stubst mich an, also tue ich es ihm gleich und hebe meinen Mittelfinger in die Höhe.

Nach einer Weile kommen auch schon die ersten Beißer, weswegen Daryl seine Hand an meine Hüfte legt um mich umzudrehen. Das soll so viel heißen wie, dass wir jetzt gehen. Also machen wir das auch. Die ganze Nacht lang. 

Bereit zu sterben - Daryl Dixon Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt