Etwas Abseits von der Gruppe sitze ich nun und schnitze Pfeile für meinen Bogen. Die kühle Nachtluft umspielt meinen Körper und es herrscht eine angenehme Stille. Ich blicke zur Gruppe wo bereits alle friedlich schlafen. Deswegen beginne ich wieder meine Pfeile zu schärfen. Ich frage mich bis heute wie so ein Virus ausbrechen konnte. Wie kann es sein, dass die halbe Welt zu solchen Monstern geworden ist? Mir werden noch immer die Bilder vom ersten Tag der Apokalypse im Kopf bleiben. Innerlich verweste untote fallen über Menschen her. Der widerliche Gestank, das Gurgeln und ihre Art sich fortzubewegen. Ich dachte immer, dass es sowas nur in Horrorfilmen gibt. Doch jetzt ist das Leben auf der Erde der einzige Horrorfilm den die Menschheit je sehen wird.
Ich säubere mein Messer etwas und packe es wieder weg, da meine Hand von dem ganzen Schnitzen schon weh tut. Ich packe alle fertigen Pfeile zu den anderen die ich vorhin aus den Köpfen der ganzen getöteten Beißer gezogen habe. Jeder Pfeil zählt. Auch die von Daryl. Und da ich sowieso mehr Pfeile geschafft habe als ich eigentlich vorhatte, packe ich ein paar davon auf den Haufen für Daryl. Eigentlich hat es nicht wirklich verdient, aber er hat mir auch geholfen. Und hinzukommt, dass er ein wirklich guter Schütze ist. Kurz lege ich meinen Kopf in den Nacken als ich feststellen muss, dass wirklich viele Sterne am Nachthimmel zu sehen sind. Ein kleines Lächeln macht sich auf meinen Lippen breit, als ich mich daran zurückerinnere wie ich früher immer mit meiner kleinen Schwester die Sterne bewundert habe. Wir haben es geliebt draußen in unserem riesigen Garten zu zelten. Jeden Abend im Sommer lagen wir draußen und haben einfach nur die Stille genossen, während wir in den Himmel geguckt haben. Vor allem als unsere Mutter gestorben ist. Vater meinte immer, dass sie der hellste und schönste Stern am Himmel ist und sie von dort aus, über uns wacht. Für meine Schwester gab es nichts schöneres als die Sterne. Vielleicht liegt es auch an ihrem Namen „Soraya" was so viel bedeutet wie Stern. Und nun ist sie einer von ihnen. Als ich ein Knacken hinter mir höre, drehe ich mich ruckartig um.
„Wolltest du nicht wache halten und nicht in die Sterne gucken. So gehen wir alle noch drauf". Natürlich ist es Daryl. Was habe ich sonst gedacht.
Erleichtert atme ich aus und blinzle mir die Tränenflüssigkeit aus meinen Augen. Für einen kurzen Moment könnte man denken, dass Daryl sich schuldig gefühlt hat. Aber das war sicher nur ein Fleck auf meiner Linse.
„Ich hätte die Beißer schon noch bemerkt. Warum bist du wach und schläfst nicht bei Carol und den anderen", entgegne ich ihm.
„Du solltest schlafen gehen. Du warst den ganzen Tag auf den Beinen und hast viel Blut verloren. Zudem sah die Sache im Innenhof mit den ganzen Beißern ziemlich Energieraubend aus.", erklärt er und fügt in einem plötzlich sehr ernstem ton hinzu: „außerdem vertraue ich dir nicht".
Ja da ist der Arschloch-Daryl wieder. Doch ich schüttel nur den Kopf. Ich habe Rick gesagt, dass ich wache halten werde und das werde ich auch. Trotz der Tatsache, dass ich ziemlich müde bin.
„Das war keine Bitte, das war eine Aufforderung", sagt Daryl streng.
Ich überlege kurz und eigentlich hatte er Recht. Sogar Rick, Glenn und Shane meinten, dass ich nicht die ganze Nacht wache halten soll, da morgen ein anstrengender Tag wird. Ich nicke, sammle meine Pfeile ein und verstaue sie in einer Tasche. Dann nehme ich die Pfeile von Daryl und stehe auf.
„Danke", murmel ich.
„Ich mache das nicht für dich", grummelt Daryl direkt und ich nicke erneut. Natürlich macht er das nicht für mich.
Ich gehe ein paar Schritte zu ihm und halte ihm die Pfeile hin. Sowohl seine alten als auch die neu angefertigten. „Hier das sind deine. Ich habe auch ein paar neue für dich mit gemacht", erkläre ich ihm. Doch er begutachtet diese nur ohne sie zu nehmen.
„Ey Danke Vitoria. Kein Ding Daryl du hast mir ja auch geholfen. Ach weißt du was, es war nur gut gemeint. Nimm sie einfach selber, wenn du willst", sage ich und lege die Pfeile vor ihm auf den Boden. Danach gehe ich etwas dichter zur Gruppe und lege mich dort hin um einfach wieder in den Himmel zu starren. Ich kann jedoch nicht anders und gucke kurz zu Daryl und zu meinem erfreuen hat er sich tatsächlich die Pfeile genommen. Geht doch. Anscheinend bin ich doch kaputter als ich gedacht habe, da ich direkt einschlafe.
...
„Nein, lasst sie noch schlafen", höre ich Glenns Stimme ganz ruhig sagen.
„Nix da. Aufstehen Sterngucker", höre ich nun auch die Stimme von Daryl und spüre kurze Zeit später einen Schlag gegen meinen Arm.
Mit einem Schlag öffne ich die Augen. „Dir auch einen guten Morgen, Arschloch", begrüße ich ihn und stehe auf. Es ist bereits wieder hell und alle anderen scheinen schon wach zu sein. Entschuldigend gucke ich Rick an und begebe mich zu ihm.
„Hey, tut mir leid, dass ich so lange geschlafen habe. Oder dass ich überhaupt geschlafen habe", entschuldige ich mich bei ihm.
„Das muss die nicht leidtun. Es ist gut, dass du doch geschlafen hast. Du musst heute auch nicht mitmachen.", antwortet er mir sanft.
Heute steht nämlich die Säuberung eines kompletten Zellenblocks und den dazugehörigen Beton Hof an.
„Doch ich helfe mit", sage ich entschlossen.
„Guten Morgen Victoria, wie geht es deinem Bein", fragt Hershell, welcher grade auf uns zukommt.
„Schon viel besser. Danke nochmal", antworte ich, woraufhin er nur lächelnd nickt.
„Gut, dann werden Victoria, Glenn, Daryl, T-Dog und ich wie besprochen mit dem Hof dort beginnen", stellt Rick nochmal klar woraufhin alle nicken.
„Warum denn ich nicht", fragt Shane aufgebracht. Man merkt deutlich, dass er nicht damit klarkommt, dass Rick hier der Anführer ist. Doch ich denken so ist es das Beste. Mit Shane als Anführer würden wir sicher alle sterben. Nichts für ungut.
„Wir brauchen dich hier draußen, falls was passiert", besänftigt Rick ihn. Der Mann kann Scheiße auch echt schön reden, weswegen ich etwas schmunzeln muss.
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Bereit zu sterben - Daryl Dixon
FanfictionVictoria Johnson ist mit 21 Jahren eine angehende Ärztin. Grade soll sie sich darum kümmern eine Leiche zu obduzieren, als diese plötzlich zu leben erwacht. Da sie nach einem Jahr immer noch nicht ihre Familie gefunden hat, beschließt sie zum Zentru...