Prolog

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Wie jeden Tag liefst du mit deinen beiden Freunden nach Hause. Ihr wohnt in derselben Straße und hattet euch seit dem Kindergarten miteinander angefreundet. In der Grundschule galtet ihr als das unzertrennliche Trio.

Dein zwölfter Geburtstag stand vor der Tür und somit auch das Ende der Grundschulzeit. Ab nächstem Schuljahr, wärt ihr drei nun Mittelschüler. Für euch war das unglaublich aufregend.

„Chizu-chan, warum steht da ein Transporter vor eurer Einfahrt?"

Du hattest dich eben noch mit dem identisch aussehenden Zwilling unterhalten, bis du dich verwundert zum anderen drehtest.

„Was meinst du damit Osamu?"

„Schau doch selbst", meinte er und zeigte auf besagtes Fahrzeug.

Deine Augen weiteten sich und dein Herz fing an wie wild zu pochen. In letzter Zeit hatten deine Eltern viel gestritten, doch über andere Veränderungen hattest du nicht weiter nachgedacht. Du warst viel zu sehr damit beschäftigt, deinen kleinen Bruder abzulenken. Damit er das Gekreische im Nebenzimmer nicht mitbekam.

Ohne ein weiteres Wort ranntest du in Richtung deines Zuhauses und konntest deinen kleinen Bruder bitterlich weinen sehen.

Psht.. nicht weinen Riku", behutsam tätschelst du seinen Kopf.

„D-Da bist du ja endlich Nee-chan.."

Überrumpelt hast du die Arme um ihn gelegt, als er sich in deine geworfen hatte.

„Komm Chizuru, verabschiede dich von deinem Vater. Wir gehen!"

Erschrocken blickst du deiner Mutter in die Augen und konntest deine Tränen nicht mehr zurückhalten, nicht einmal mehr Riku zu Liebe.

„W-Wie.. wohin?", brachtest du stotternd heraus.

„Nach Tokio, zuerst mal zu deiner Tante Miwako", sprach sie streng aus, doch nachdem sie deine weinerliche Statur sah, wurde ihr Blick sanfter. Nun sah sie auch die beiden Jungen, die ebenfalls angerannt kamen und dem ganzen Spektakel beiwohnten.

„Na gut, ihr habt eine Stunde. Dann fahren wir aber wirklich los."

Du fühltest dich betrogen. Betrogen von deiner eigenen Mutter. Wie konnte sie dich in so eine Situation bringen. Ohne vorher ein Wort darüber verloren zu haben. Du hattest hier nicht nur deinen Vater. Nein, auch deine besten Freunde.. dein ganzes Leben hast du hier in Kobe verbracht. Du wurdest noch nicht einmal gefragt, ob du überhaupt nach Tokio möchtest. Es wurde einfach über deinen Kopf hinweg entschieden.

Osamu weinte wie ein Schlosshund und schlang seine Arme um dich. Die Bluse deiner Uniforrm war bereits durchnässt und seine Tränen fanden kein Ende. Das Gute an seiner Trauer war, dass du dich dadurch ein wenig besser fühltest. Den beiden Jungs gegenüber entwickeltest du schon von klein auf einen Beschützerinstinkt und somit wolltest du unbedingt stark wirken. Auch wenn das hieß, keine weiteren Tränen mehr vergießen zu dürfen.

„Kommst du kurz mit?", Atsumu sah dich kaum an, doch du konntest seine Emotionen deutlich vernehmen. Er war angespannt. Nein.. sauer.
Seine Hände ballte er zu Fäusten und du konntest seine Knöchel weiß anlaufen sehen.
Fragend sahst du zu deinem Vater, denn von diesem wolltest du dich ebenfalls noch verabschieden. Du hattest all die Jahre eigentlich ein viel besseres Verhältnis zu ihm, als zu deiner Mutter. Doch niemals hättest du mit dem Gedanken spielen können, deinen Bruder alleine gehen zu lassen. Und für euch beide war dein Vater einfach zu schusselig.. nett ausgedrückt.

„20 Minuten, danach bringst du sie mir wieder Atsumu!", lächelte dein Vater sanft und wandte sich nun den anderen beiden Jungs zu.

Es herrschte eine schneidende Stille, die mehr als nur unangenehm war. Diese Empfindung hattest du in all den Jahren noch nie in seiner Gegenwart.

Plötzlich blieb er stehen und sah dir das erste Mal wieder in deine getrübten Augen. Nur sie konnten ihm verraten, wie es dir mit all dem wirklich ging. Immerzu behieltst du ein Lächeln auf den Lippen, um deinen Mitmenschen keine Sorgen zu bereiten. Das wusste er nur zu gut. Denn er kannte dich in- und auswendig.

„Ich werde dich vermissen", sprach er die Worte aus, die ihm die ganze Zeit auf der Zunge brannten und sein Herz schwer wiegen ließen. Sein Herz klopfte dabei in einem unheimlichen Tempo und er hoffte inständig, dass du es nicht hören konntest.

Die Tränen die du mit Mühe zurückhalten wolltest, liefen nun deine geröteten Wangen entlang.
„Ich werde euch auch vermissen..", kam es leise von dir und du klammertest dich an seine Uniform. Gewiss konntest du sein schnell schlagendes Herz spüren, doch weil dein eigenes genauso schnell raste, verwechseltest du es mit deinem.

Als ihr euch wieder auf den Rückweg macht, lieft ihr an einer Blumenwiese vorbei. Schon des Öfteren hatte er dich beobachtet, wie du die weißen Tulpen mit Faszination ansahst. Windig lief er auf das Feld zu und riss eine deiner Lieblingsblumen aus der Erde.
„F-Für dich", verlegen sah er zur Seite und du konntest nicht anders als ihn anzulächeln. Er sah gerade einfach zu niedlich aus.
„Danke Atsumu", zögerlich bettetest du ihm einen Kuss auf die Wange und liefst auch gleich voraus, damit er dein breites Grinsen nicht sehen konnte. Doch Atsumu machte dir einen Strich durch die Rechnung und hielt dich am Handgelenk fest.

„C-Chizuru.. i-ich.. ich mag dich!"

Torn - Miya Atsumu x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt