Sechzehn

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Du verfluchtest Nakahara. Die Gewalt die sie dir vor einigen Tagen antat, entwickelte sich zu neuen blauen Flecken. Dein Rücken schmerze fürchterlich und ein leichter lilablauer Streifen war an deinem Hals zu erkennen. Du knöpftest deine Bluse bis zum Anschlag, auch wenn es dir vorkam als könntest du keine Luft bekommen. Trotz des Kragens konnte man dein Hämatom erkennen und ehrlich gesagt, war es dir egal. Dir war nun alles egal. Du gingst zwar immer noch nicht ins Training, doch miedst die Zwillinge auf deinem Schulweg. Zumindest Atsumu. Leider musste Osamu auch darunter leiden, doch du konntest nicht anders. Wenn du Atsumu's ignorantes Wesen um dich herum hattest, fühltest du dich sofort minderwertig und erbärmlich.

Die Pausen verbrachtest du auf dem Dach und Hamasaki leistete dir Gesellschaft. Ihr hattest du dich seltsamerweise anvertraut, zumindest was Nakahara und ihre Kompanie anging. Verächtlich schnaubte diese und versuchte dir in den Pausen nicht von der Seite zu weichen. In ihr hattest du eine gute Freundin gefunden. Eurer gemeinsames Hobby machte es auch leichter, somit wart ihr auf einer Wellenlänge.

Das Klingeln riss dich aus deinen Gedanken, du hattest es kaum geschafft dem Unterricht zu folgen. Benommen sahst du aus dem Fenster und konntest die Worte deines Lehrers nur in Watte gehüllt aufnehmen. Nachdem du im Schneckentempo deine Sachen zusammengepackt hattest, tratst du auf den Schulhof. Die Erkenntnis traf dich wie ein Blitz.

Ihr schreibt am Montag eine Klausur, damit du übers Wochenende lernen konntest, bräuchtest du dein Japanischbuch. Gestresst liefst du zurück ins Schulgebäude, an deinen Spind und nahmst dir das Buch, welches du zum Lernen brauchtest. Mit diesem im Schlepptau, tratst du wieder auf den Schulhof.

Die Tage wurden immer wärmer und die warme Luft in Kobe blies dir durch die Haare.
Du fühltest dich nicht besonders gut. Weder körperlich, noch emotional. Dein Leben fühlte sich erbärmlich an. In Tokio war alles um so vieles einfacher. Wieso hattest du dich nochmal dazu entschieden zurückzukommen?
Stimmt ja.. insgeheim wolltest du nicht in einem Land, besser gesagt auf einem anderen Kontinent sein, als er. Und was hatte es dir gebracht. Nichts.

Du wurdest seit dem Tag an dem du zurück warst ignoriert.

„Hey Kimura", rief dir jemand zu und riss dich somit aus deinen depressiven Gedanken.

Du wandtest dich der Stimme zu, die dir bekannt vorkam. Kurz kniffst du nachdenklich die Augen zusammen, bis du ihn erkanntest.
Erschrocken wichst du einige Schritte zurück, dein Gegenüber schien deine Panik bemerkt zu haben.

„Ich wollte mich entschuldigen, dass ich auf der Party so aufdringlich war", er verbeugte sich leicht.

Es klang ehrlich, deshalb wolltest du nicht nachtragend sein. Dennoch wolltest du so schnell es ging von ihm weg kommen.

„Ist in Ordnung", winktest du gleichgültig ab und drehtest dich um, damit du in die entgegengesetzte Richtung gehen konntest.

„Halt warte", er hielt dich an deinem Handgelenk fest und zwang dich somit zum Stillstand.

Unbeeindruckt sahst du ihn an, fordertest ihn jedoch mit deinem Blick auf zu sprechen. Da du endlich nach Hause gehen wolltest.

„Hast du morgen Zeit, wir könnten auf ein Date gehen?", fragte er dich mit einem süffisanten Lächeln, welches dir gar zuwider war. Bestimmt hattest du ihm dein Gelenk aus dem Griff gezogen.

„Kein Interesse!"

Du drehtest dich nun endgültig um. Ganz bestimmt würdest du nicht mit so jemanden auf ein Date gehen. Er war dir zu aufdringlich und seine Art widerte dich an. Zudem hattest du für jemand anderes etwas übrig, das wäre selbst so jemanden gegenüber nicht fair.

Schnell hatte er dich eingeholt und stellte sich dir in den Weg. Ihr wart bereits außerhalb des Schulgeländes, doch du konntest noch vereinzelte Schüler erkennen. Diese schienen euch jedoch kaum Beachtung zu schenken.

„Komm schon, stell dich nicht so an", meinte er und drängte dich gegen eine naheliegende Mauer. Panisch schlug dein Herz gegen deine Brust, du versuchtest dir deine Angst jedoch nicht anmerken zu lassen.

„Nein!", entschieden sprachst du dieses Wort aus und das selbstgefällige Grinsen deines Gegenübers wich ihm aus dem Gesicht. Seine Gesichtszüge wirkten verärgert und der Griff um deine Handgelenke, mit denen er dich gegen die Mauer drängte, wurde augenblicklich stärker.

„Liegt es am Miyabastard? Glaub mir, ich kann dich bestimmt glücklicher machen", versuchte er verführerisch zu flüstern und leckte sich dabei lüstern über die Lippen.

Du wurdest wütend. Langsam reichte es dir. Zuerst diese eifersüchtigen Mädchen in der Schule und jetzt dieser Penner.

„Kann man nicht einfach mit jemanden befreundet sein, ohne dass gleich die ganze Welt meint man hätte etwas miteinander. Mein Gott, Osamu und ich sind nur Freunde. Also nein, es liegt nicht an ihm. Ich brauche keinen Grund, um nicht mit dir ausgehen zu wollen. Du penetrantes Arschloch", du versuchst seine Fassungslosigkeit auszunutzen, um dich aus seinem Griff befreien zu können. Doch er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle.

„Wer redet denn über Osamu. Jeder Typ auf der Inarizaki weiß, dass man sich von dir fern halten sollte. Und das ganz bestimmt nicht wegen Osamu", lachte er hämisch auf. Irritiert blicktest du ihn an. Sein Lachen wurde durch deine ahnungslose Haltung immer lauter.
„Ich rede von Atsumu", klärte er dich auf.

Ein verbittertes Lachen drang nun auch aus deiner Kehle.

„Ich hab mit Atsumu nichts zu tun, da sind deine Informationsquellen wohl nicht ganz seriös", spottest du. „Und jetzt lass mich verdammt nochmal los!"

Er fand es amüsant, dass du wohl die verliebten und vor allem besitzergreifenden Blicke des blonden Miya's nicht bemerkt hattest. Das machte dich für ihn noch begehrenswerter. Er wollte dich um jeden Preis haben.

„Hast du was an den Ohren? Sie hat dir gesagt, dass du sie loslassen sollst."

Torn - Miya Atsumu x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt