Zweiundvierzig

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Unbewusst fandst du deinen Weg auf euer Hausdach. Du erwischtest dich in letzter Zeit oft, wie du dich dorthin flüchten wolltest, sobald dir etwas zu viel wurde.

Du bekamst mit, dass Kita sich mit dem Schulleiter zusammengesetzt hatte. Atsumu bat ihn wohl darum, dafür zu sorgen, dass das Mädchen, welches dir all das angetan hatte, von der Schule verwiesen wurde. Denn hätte er sich persönlich darum gekümmert, wäre es nicht schön ausgegangen. 'Ich will nicht, dass sie ihr begegnet.. bitte..', flehte er seinen Kapitän beinahe schon an.

Bis heute wusstest du nicht, wer dir das angetan hatte und wieso. Du solltest wohl Erleichterung verspüren, dass du deiner Peinigerin nicht begegnen musstest. Doch seltsamerweise empfandst du Mitleid.

Es waren bereits einige Monate vergangen, seitdem du an Amnesie erlittst. Dennoch konntest du dich einfach an nichts erinnern. Du hattest das Gefühl, jeden um dich herum zu enttäuschen. Ihren Erwartungen nicht gerecht zu werden. Sie zu verletzten.. indem du dich einfach nicht mehr an einige Momente erinnern konntest. Vor allem Atsumu, schien besonders darunter zu leiden.

Er sehnte sich so unglaublich sehr nach deiner Nähe, doch du nahmst bewusst Abstand. Du wolltest ihm nicht mehr Leid zufügen, als ohnehin schon.

„Chizu-chan.. ich weiß dass ich dir Zeit lassen sollte.. aber ich habe das Gefühl dass du genauso fühlst wie ich.. auch wenn du dich nicht mehr an unsere gemeinsame Zeit erinnern kannst.."

„Atsumu.."

„Bitte gib mir eine Chance, um dich umzustimmen.."

„Tut mir leid.. aber ich werde deinen Erwartungen nicht entsprechen können.. wir sollten lieber Freunde bleiben.."

Dass du dabei das Herz des Setters in tausend Einzelteile gebrochen hattest, war dir bewusst. Doch es war dir lieber.. als an seiner Seite zu sein und die Liebe die er für dich empfand nicht im selben Ausmaß erwidern zu können. Du würdest lügen, wenn du sagst dass du nichts für ihn empfindest. Dennoch kam es nicht mal ansatzweise an die Gefühle heran, die er dir gegenüber hegte. Du wolltest ihm einfach keine falschen Hoffnungen machen.

Seither gingst du ihm ein bisschen aus dem Weg. Den anderen Jungs fiel das natürlich sofort auf. Doch Atsumu war ohnehin schon am Boden zerstört, weshalb sie jedes Mal zu ihm sagten.. dass er sich das nur einbilden würde und du vielleicht einfach nur viel um die Ohren hättest. In der Schwimmhalle warst du seither auch nicht mehr. Du konntest gar nicht verstehen, wieso du so früh aufgestanden bist, nur um dort zu erscheinen.

Das Frühlingsturnier begann gestern und die Miyabrüder sind mit dem restlichen Volleyballteam nach Tokio gefahren. Trotz gebrochenen Herzens, fragte dich Atsumu ob du kommen würdest, um sie anzufeuern..

Doch das tatst du nicht.

Stattdessen liefst du gedankenverloren in eurer Nachbarschaft herum und fragtest dich wie das alles weitergehen sollte. Ob es so bleiben würde, wie es momentan war.

Natürlich wurde dein Verhältnis zu deinem Vater jeden Tag ein bisschen besser, doch trotzdem fühltest du dich fremd. Als würdest du das Leben eines anderen leben. Du kanntest die Menschen, die sich deine Familie nannten nicht und auch die Freunde die dich jahrelang begleitet hatten, waren dir fernstehend.

Verzweifelt seufzt du und fuhrst dir mit der Hand durch dein offenes Haar. Die Blütenblätter die sich darin verfangen hatten, konntest du mit den losen Fingern herauskämmen. Da ihr mitten im Frühling standet, blühte in euer Gegend alles in den schönsten Farben.

Beim spazieren sahst du die enge Passage, die in rosa getränkt worden war. Die Kirschblüten dieses Jahr waren atemberaubend schön. Einige Pärchen platzierten sich auf die Parkbänke, um einfach den Anblick zu genießen.

Dein Weg führte an eine Blumenwiese. Automatisch bliebst du stehen und betrachtetest das wunderschöne Feld, welches in den allerschönsten Farben aufblühte.
Dein Blick blieb an einer Stelle hängen. Diese Farbe fandst du besonders schön. Selbstverständlich befand sich vor dir nichts anders als ein Tulpenfeld. Doch die weißen, hatten es dir besonders angetan. Lächelnd schrittst du näher, um einen besseren Blick zu erhaschen.

„F-Für dich", blitze es plötzlich vor deinem inneren Auge auf und du hieltst dir den Kopf der dir langsam schmerzte.

„C-Chizuru.. i-ich.. ich mag dich!"

Mehrmals blinzeltest du die Bilder in deinem Kopf weg. Alles fing sich an zu drehen.

„..schön dass du wieder da bist"

„Ich liebe dich!"

Deine Kopfschmerzen fanden ihren Höhepunkt. Dein Herz raste wie verrückt und der Schweiß an deiner Stirn perlte langsam ab. Du wolltest dich stützen, doch du fandest keinen Halt und ehe du dich versahst.. war es schon schwarz um dich herum.

Das Piepsen an deinem Ohr, weckte dich unschön aus dem Schlaf. Vorsichtig sahst du dich in dem grellen Zimmer um. Es kam dir bekannt vor. Vor einigen Monaten warst du in einem ähnlichen aufgewacht.

Du konntest das EKG-Gerät erkennen, welches deine gleichmäßige Herzaktivität aufnahm.

„Ein Glück, du bist wach!", dein Vater fiel dir in die Arme und du konntest sein schnell schlagendes Herz, an deinem Körper spüren. Er hatte Angst. Angst um dich.

„Otōsan? Was mache ich hier?", fragtest du nachdem er sich von dir löste. Doch er konnte dir nicht antworten. Fassungslos sah er dich mit riesigen Augen an. So lange war es her, dass du ihn so genannt hattest. Die letzten Monate bist du die Anrede, so gut es ging, umgangen. Die Tränen liefen ihm heiß über die Wangen und ungehemmt fing er an zu schluchzen.

Konnte es sein? Hatte er sein kleines Mädchen wieder zurück?..


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Helloooo ❣

Erst einmal vielen vielen Dank, für die 3K.
Wie immer, freue ich mich über jedes Voting und jeden Kommentar.

Sorry, an alle, die sich vielleicht mehr Einzelheiten bezüglich Nakahara's Schulverweis gewünscht hätten.. doch ich dachte, es ist besser dies kurz zu halten und mit der eigentlichen
Story und der Gedächtnisrückgewinnung fortzuführen (。_。)

Diese FF findet auch bald ihr Ende, also bleibt dran :)

Ganz vieeeel Liebe ♥

- Miriyil

Torn - Miya Atsumu x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt