Torn - Miya Atsumu x OC

Vierundzwanzig

Alleine saßt du im Wohnzimmer deiner Tante und scrolltest durch die Kanäle. Akaashi war in der Schule und sie war arbeiten. Du hättest damit rechnen müssen, dass du den ganzen Tag alleine sein würdest. Nur weil du schwänzt, hieß es ja nicht dass die anderen es ebenfalls tun würden. Obwohl Bokuto nicht abgeneigt war, doch es war sein letztes Jahr, weswegen ihm Akaashi eine Standpauke hielt. Somit wartetest du sehnsüchtig auf deine Freunde. Rausgehen kam auch nicht in Frage. Wenn dich Polizeibeamte auf den Straßen Tokios erkennen würden, dann gäbe es nicht nur eine Verwarnung. Schule schwänzen, wurde nicht gerne gesehen.

Die Langeweile packte dich und du wolltest es riskieren. Du warst bereits 17 Jahre alt, einige hatten ihren Abschluss schon mit 18 in der Tasche und außerdem war die Oberschule keine Pflicht. Sollte doch nichts passieren. Oder?

Kurz schieltest du auf die Uhr, die an der Wand befestigt war. Es waren noch 2 Stunden, bis die beiden aus dem Training kamen. Vielleicht könntest du sie ja besuchen.

Zuversichtlich zogst du dir normale Freizeitkleidung an, denn etwas fürchtetest du dich schon, erwischt zu werden. Zusätzlich hattest du dir eine Kappe und Sonnenbrille aus Akaashi's Zimmer entnommen und fühltest dich wie eine Undercoveragentin. Bokuto wäre neidisch. Dieser Gedanke brachte dich zum Schmunzeln.

Deine Tante wohnte etwas außerhalb der Stadt, somit musstest du in die öffentlichen Verkehrsmittel steigen, um an der Schule anzukommen. Der Bahnhof wäre dir zu voll gewesen, darum entschiedst du dich dazu, mit dem Bus zu fahren. Es würde zwar etwas länger gehen, doch das nahmst du in Kauf.

Nachdenklich legtest du deine Stirn in Falten. 'Sollte der Bus nicht eigentlich in die andere Richtung fahren?', stelltest du dir gedanklich die Frage. Von deinem Sitz erhebend, stelltest du dich zum Fahrer.

„Entschuldigen Sie, fährt dieser Bus nicht ins Zentrum?"

Ein heiseres Lachen entrann seiner Kehle. Du fandest es hingegen nicht besonders lustig.

„Nein, du bist in dem Bus der nach Nerima fährt", antwortete er dir freundlich.

Innerlich schlugst du dir gegen die Stirn. Du warst so verängstigt, dass dich jemand sehen könnte, dass du nicht mal die Anzeigetafel gelesen hattest. Dabei hatten viele schon Schulschluss und gingen einfach nur ihren Clubaktivitäten nach. Du fühltest dich so dämlich.

„An der Nekoma kannst du umsteigen, da sollte ziemlich bald der nächste Bus kommen", teilte er dir noch freundlich mit, bevor du dich wieder hingesetzt hattest.

An besagter Station angekommen, stiegst du aus. Du kanntest diese Schule, Bokuto und Akaashi hatten hier einige Trainingsspiele. Doch vor Ort warst du noch nie.

Verzweifelt sahst du dir den Fahrplan an. Der nächste Bus kommt erst in einer halben Stunde. Das verstand der alte Knacker dann wohl unter ziemlich bald..

„Kann man dir weiterhelfen?", kam es amüsiert von hinten und du drehtest dich augenblicklich um.

Vor dir stand ein großgewachsener Typ, mit schwarzen, chaotisch abstehenden Haaren. Sein Grinsen war verschmitzt und irgendwie kam er dir bekannt vor, doch du wusstest beim besten Willen nicht woher. Neben ihm stand ein etwas zierlicher, blondgefärbter Junge, der in etwa genauso groß war wie du, vielleicht einige Zentimeter größer. Dieser sah dich analysierend an, während er weiterhin auf seiner Konsole herumtippte. Multitasking. Und das bei einem männlichen Wesen. Du warst ehrlich begeistert.

„Ich denke nicht", gabst du trocken von dir und wandtest den Blick wieder ab.
Der Schwarzhaarige beugte sich zu dir runter und sah dir frech in die Augen. Bei seiner Nähe musstest du erst einmal zurückweichen. Du fühltest dich leicht bedrängt.

„Kuro, ich glaub sie mag es nicht, wenn du ihr so nah bist", scharfsinnig warf euch der Kleinere einen Blick zu und verstaute daraufhin die Konsole in seiner Tasche.
„Ist das so?", lachte er hyänenhaft auf und grinste dich danach an.

Kuroo?

„Kuroo. Etwa Kuroo Tetsurō?", fragtest du nun sichtlich neugierig.
„Oyaa? Kennst du mich etwa, kleines Kätzchen?", mit einem süffisanten Grinsen, blickte er auf dich herab und zwinkerte dir noch zu.

Du versuchtest seine Anspielung auszublenden und fragtest einfach darauf los.

„So in etwa. Kannst du mir vielleicht sagen, ob in der Nähe ein Bus zur Fukurōdani fährt. Der vor eurer Schule kommt erst in einer halben Stunde", dein sanftes Lächeln wackelte leicht, als dein Gegenüber die Stirn runzelte.

„Was willst du bei den Eulen?", fragte er dich mit ehrlichem Interesse, doch du konntest auch einen Hauch Spott heraushören. Es störte ihn, dass du nicht für die Nekoma hier warst, sondern sofort zu seinen Rivalen flüchten wolltest.

Bevor du antworten konntest, vibrierte es in deiner Jackentasche.

Mit einem breiten Lächeln gingst du ran, dieses verblasste aber sehr schnell wieder.

„Kō. Hey Kōtarō.. wenn du so weitermachst, verstehe ich kein Wort..", seufzend hieltst du dir bei der Lautstärke das Handy vom Ohr weg.
Dass Kuroo sich insgeheim wunderte, mit wem du da sprachst und hoffte dass es nicht der war, von dem er dachte dass er es war.
„Wieso seid ihr schon daheim? Keiji meinte, dass ihr noch beim Training seid?", ungläubig sahst du auf die Uhr. Verdammt schon so spät?

Nun gab es keine Zweifel mehr. Kuroo wusste mit wem du da sprachst.

Prompt nahm er dir das Handy aus der Hand und ignorierte deine gereizten Rufe.

„Eulenbastard, sag bloß du kennst dieses süße Kätzchen?"