Sechsunddreißig

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Blinzelnd hast du versucht, deine Augen zu öffnen. Das grelle Licht um dich herum, vereinfachte dir dies nicht unbedingt. Es war verdammt hell. Nach einem erneuten Versuch, klappte es schließlich und verwundert sahst du dich um.

Dein Kopf schmerzte und du fühltest dich wie von einem LKW überfahren. Deine Glieder waren schwer wie Blei und als du deinen Arm heben wolltest, um dir an den schmerzenden Hinterkopf zu fassen, fiel dir die Butterfly Kanüle in deiner Vene auf.  Erschrocken sahst du dich um. Du warst in einem Krankenhaus.

Es klopfte an deiner Zimmertüre und eine Krankenschwester kam herein, um deinen Blutdruck zu messen.

„Du bist aufgewacht", euphorisch kam sie auf dich zu und platzierte das Messgerät an deinem Arm.

„Die Jungend von heute.. ihr macht Sachen..", kam es etwas strenger von ihr. Doch ein zartes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.

„Einen tollen Freund hast du da, er hat die ganzen Nächte an deinem Bett verbracht. Er sollte gleich wieder da sein, um die Uhrzeit holt er sich seinen Kaffee", lachte sie leicht auf.

Verwirrt runzeltest du die Stirn. Du verstandest nicht genau, was sie meinte.

Genau in diesem Moment, ging die Türe ein weiteres Mal auf und der blondgefärbte Setter ließ den Kaffee, den er sich eben besorgt hatte, geradewegs zu Boden fallen.

Gesprintet kam er an deinem Bett zum Stehen und zog dich in eine warme Umarmung.

„Ein Glück..", hauchte er in dein Haar. Seine besorgte Stimme verpasste dir eine Gänsehaut und ein wohliger Schauer lief dir über den Rücken.
„Ich hatte solche Angst um dich.. verdammt Chizuru..", erschöpft und mit dunklen Augenringen, als hätte er die letzten Nächte kaum geschlafen, setzte er sich auf den Stuhl neben deinem Bett.

Vorsichtig warfst du einen Blick auf den Jungen neben dir. Du dachtest angestrengt nach, doch du warst dir nicht sicher.

„Entschuldige.. aber wer bist du?"

Du saßt am Tisch, der in deinem Krankenzimmer Platz nahm. Ein Psychologe saß dir gegenüber und stellte dir einige allgemeine Fragen über alltägliche Dinge. Wie man einen Kugelschreiber benutzte, wie man sein Handy entsperrte. Sachen für den alltäglichen Gebrauch. Doch an persönliche Dinge, konntest du dich nicht erinnern.

„Hierbei handelt es sich um eine Amnesie. Es kann durch den Schock oder auch durch den harten Aufprall ihres Kopfes entstanden sein. Sie kann alles, was für den Alltag notwendig ist, immer noch anwenden. Jedoch hat sie nicht nur Gedächtnislücken, sondern es ist so gut wie ausgelöscht. Sie weiß weder ihren Namen, noch woher sie kommt", dein Vater warf dir einen besorgten Blick zu, während die Krankenschwester einige Check-ups machte, bevor du nach Hause könntest.

„Was.. Was können wir dagegen tun?", fragte er nun wieder an den Arzt gerichtet. Inständig hoffte er, dass es eine Lösung.. eine Heilung dafür gab.

Zuversichtlich legte er deinem Vater die Hand auf seine Schulter.

„Sie sollte ihren normalen Alltag wieder aufnehmen. Gewohntes Heim, gewohntes Umfeld, gewohnte Aktivitäten. Bei vielen Betroffenen, kommen die Erinnerungen nach und nach zurück, sobald sie von einem bekannten Ereignis getriggert werden.. doch versprechen kann ich das natürlich nicht. Dennoch wäre sie auf jeden Fall in der Lage, mit ihrem jetzigen Stand, ein normales Leben zu führen", seufzend wandte sich dein Vater ab und lief lächelnd auf dich zu.

„Komm mein Liebling, wir gehen nach Hause!"

Atsumu verkroch sich in seinem Zimmer und niemand kam an ihn heran. Weder Osamu, noch seine Eltern. Die einzige Person, die ihn aus diesem tiefen Loch ziehen könnte.. konnte sich nicht an ihn erinnern.

„Tsumu.. es reicht langsam, komm aus deinem Zimmer raus!"

Osamu war selten um seinen Zwilling besorgt, doch die Art und Weise wie er nach Hause kam, erschütterte die gesamte Familie.

Bestimmt zog er die Vorhänge auf, damit wieder etwas Licht ins Zimmer drang.

„Komm schon, ich hab uns Onigiri gemacht", er versuchte seinen Zwilling mit Essen anzulocken. Doch es half nicht. „Fettigen Tunfisch gibt es auch als Füllung", es war Atsumu's Lieblingsessen, das wusste sein Zwilling natürlich.

„Ich hab keinen Hunger, verschwinde Samu!"

Atsumu verkroch sich erneut unter seine Decke, diese wurde jedoch von Osamu heruntergezogen.

„Dich unter deine Decke zu verkriechen, macht es auch nicht besser!"

„HAST DU ÜBERHAUPT EINE AHNUNG WIE ES MIR GEHT? DAS MÄDCHEN, DAS ICH SEIT JAHREN LIEBE HAT MICH GEFRAGT WER ICH BIN!!!!!"

Verzweifelt raufte er sich die Haare. Seit dem Mittag als Atsumu aus dem Krankenhaus kam, ist er nicht mehr aus seinem Zimmer gekommen. Auf die Bitte ihrer Mutter hin, sollten sie beide heute erstmal nicht rüber zu den Kimura's, bis sie sich erholt hätten. Selber war sie gerade bei euch, um sich mit deinem Vater zu unterhalten.

„Bin wieder da", rief sie ins Hausinnere, bis sie schlussendlich vor dem Zimmer des Setters stand.

Bemitleidend sah sie zu ihren Söhnen. Atsumu konnte man es offensichtlich ansehen, doch auch Osamu schien neben der Spur zu sein.

„Kommt runter. Alle beide."

Wie ihre Mutter es anordnete, tapsten ihr beide Jungen hinterher.

„Wie geht es ihr?", sprudelte es aus beiden heraus und die Unruhe in ihren Stimmen war deutlich zu vernehmen.

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Bitte hasst mich nicht ╮(╯-╰)╭

Aber ich dachte mir.. ein bisschen Drama muss sein.

- Miriyil 🌸

Torn - Miya Atsumu x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt