Zwölf

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Eilig ranntest du vom Bus, an das Schultor der Inarizaki. Du hattest völlig die Zeit vergessen und ehrlich gesagt auch ein bisschen beim Haare föhnen getrödelt.

Ungewollt musstest du an den Kuss von Samstagabend denken und deine Wangen glühten förmlich auf. Seit dem seid ihr beiden euch nicht mehr begegnet, doch du wolltest nicht dass es anders zwischen euch wurde. Osamu war einer deiner besten Freunde und das würde sich aufgrund seiner Gefühle nicht ändern. Zumindest für dich nicht.

Du konntest bereits die gefärbten Köpfe der Zwillinge sehen und holtest sie ein und riefst eine Begrüßung aus.

Als Osamu dich sah, senkte er sofort sein Haupt und mied den Blickkontakt.
Dass Atsumu dich ignorierte, war dir mittlerweile schmerzhaft bewusst. Dass ausgerechnet sein Bruder Gefühle für dich entwickelt hatte, machte die Gesamtsituation nicht unbedingt besser.
Dennoch wolltest du dich voll und ganz auf den Grauhaarigen konzentrieren.

Wütend stampfst du in den Boden.

„Hör auf damit Samu, ich möchte nicht dass es komisch zwischen uns wird. Du bist mir dafür viel zu wichtig", sprachst du aus und er sah dich mit großen Augen an. Es war auch das, was er sich für euch beide wünschte. Nur wusste er nicht, wie er mit dieser Sache umgehen sollte. Und ob das Ganze zwischen euch stehen würde.

Atsumu, der sonst bei deiner Anwesenheit immer zügig das Weite suchte. Stand nun mit Suna dicht bei euch und beobachtete alles vom Augenwinkel aus. Die schlechte Laune, die Osamu daheim hatte verstand er allmählich. Er konnte Eins und Eins zusammenzählen. Erleichtert atmete er aus und musste sich einen kritischen Blick des Mittelblockers einheimsen.

Du legtest deine Arme vorsichtig um Osamu's Mitte und bettetest deinen Kopf auf seiner Brust.
„Ignorier mich bitte nie wieder..", murmeltest du und konntest seinen schnellen Herzschlag spüren. Du wusstest, dass es egoistisch von dir war ihm körperlich so nahe zu kommen, obwohl du dir seiner Gefühle bewusst warst. Doch du wolltest nicht, dass sich etwas zwischen euch änderte. Dafür war dir die Freundschaft zu ihm viel zu wichtig. Zögerlich legte auch er seine Arme um dich und vergrub seinen Kopf in deiner Halsbeuge.

Atsumu wandte den Kopf komplett ab. Das wollte er sich definitiv nicht mitansehen. Jedoch ging es den Mitschülern um euch herum anders. Sie konnten ihre Blicke kaum abwenden.

Es hatte zur Mittagspause geläutet und eilig gingst du aus dem Klassenzimmer. Deine Blase drückte bereits seit Anfang der Stunde, du hattest dich aber nicht getraut nach der kleinen Pause gleich nach Erlaubnis zu bitten. Nachdem du dich erleichtert hattest, stelltest du deine Tasche am Waschbecken ab und warst am Hände waschen.

Vom Seitenwinkel konntest du erkennen wie drei Mädchen in den Toilettenraum eintraten. Eine von ihnen hielt die Türe zu und du wusstest, dass dies nichts Gutes bedeuten konnte.
Sie stellten sich hinter dich und du sahst ihnen durch den Spiegel direkt in die Augen, dabei trocknetest du deine Hände gründlich an den Papiertüchern ab.

„Kann ich euch weiterhelfen?", du versuchtest gefasst zu klingen. Wenn du zu genervt geklungen hättest, wären sie wohl an die Decke gegangen. Das wäre dein Untergang.

„Halte dich gefälligst von den Miyazwillingen fern", zischte eine von ihnen.

Argwöhnisch hobst du eine Augenbraue an und drehtest dich um, sodass du ihnen nun Gegenüber standest.

Auf deine Reaktion hin schnaubten sie gewaltig und traten dir bedrohlich nahe.

„Wir haben dich heute morgen gesehen. Bist du etwa mit Osamu zusammen?", nun packte sie dich am Kragen und stieß dich gegen das Waschbecken. Schmerzhaft zischtest du auf.
Du könntest jetzt einfach sagen, dass es nicht so ist wie sie denken. Doch diese Genugtuung wolltest du ihnen keinesfalls gönnen. Du wusstest ebenfalls, dass sie selbst dann keine Ruhe geben würden. Diese Art von Mädchen, kanntest du nur zu gut.

„Wie ich zu wem stehe, geht euch nichts an."

Falsche Antwort.

Sie holten mehrmals aus und schlugen dir in die Magengegend. Es tat weh, doch du wolltest dir nichts anmerken lassen. Dafür warst du viel zu stolz. Nun traten sie dir gegen das Schienbein und gegen die Oberschenkel. Dein Gesicht ließen sie wohl bewusst aus, damit niemand sehen konnte, was sie mit dir anstellten. Das machten sie definitiv nicht zum ersten Mal. Bewusst verletzten sie die Körperstellen, die von deiner Kleidung bedeckt wurden.

„Halt dich einfach von ihnen fern du Flittchen. Du kannst nicht einfach kommen und so tun als würdest du die Inarizaki regieren", fauchte sie dich an und lief auf die Türe zu. Die drei Freundinnen warfen dir nochmal einen gehässigen Blick zu, ehe sie aus der Tür traten.

Vorsichtig versuchtest du aufzustehen. Doch alles schmerzte.

Ein weiteres Mal stieß die Türe auf und unbewusst schrecktest du auf. Eine weitere Tracht Prügel, würdest du heute wohl nicht mehr überstehen.

„Whoaa, was ist denn mit dir passiert. Waren die das?", dabei zeigte sie auf die Türe und meinte wohl die drei Mädchen, die eben noch hier waren.

Beim zweiten Blick erkanntest du das Mädchen vor dir.

„Oh.. hey Hamasaki", vergeblich versuchst du dir ein Lächeln aufzuzwingen. Doch der Schmerz, der dich einholte, war viel zu präsent.

„Spar dir das. Ich bringe dich ins Krankenzimmer, komm!", befahl sie dir und schnappte sich schon deinen Arm.

„Was ist passiert?", fragte die ältere Dame im Sanitätsraum, dabei zog sie besorgt die Augenbrauen tief ins Gesicht.

„E-Ehm.. ich bin unglücklich gestürzt..", logst du ohne dabei rot zu werden.

Hamasaki warf dir einen gereizten Blick zu. Sie konnte nicht verstehen, wieso du die drei Furien nicht gemeldet hast. Doch auch die Krankenschwester, schien dir deine Geschichte nicht so ganz abzukaufen, dennoch schwieg sie und notierte deine Aussage.

„Wo bleibst du?"

Osamu's Nachricht blitze auf und ein leichtes Lächeln zuckte an deinen Mundwinkeln. Du warst froh, dass ihr das geklärt hattet. So schnell wie dein Lächeln auftauchte, so hastig verschwand es auch. Du konntest ihm ja nicht sagen, dass du auf der Krankenstation warst. Er würde dir deine Geschichte nicht glauben.

„Wurde aufgehalten.. tut mir leid. Sehen wir uns heute Abend?"

So ganz gelogen war es ja auch wieder nicht. Immerhin wurdest du ja wirklich aufgehalten. Die Details musste er ja nicht wissen. Du wolltest nicht, dass jemand von deinen Problemen mitbekam. Anderen Sorgen zu bereiten, war nicht dein Ziel. Somit schwiegst du einfach. Dass Hamasaki es mitbekam reichte bereits aus.

Torn - Miya Atsumu x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt