Achtundzwanzig

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Die ganze Nacht hatte Osamu seinen Zwilling beleidigt und ihn mehrmals verprügelt. Seiner Meinung nach hatte er es verdient.

„Du musst mir glauben Samu, ich wollte sie nicht verletzten..", sagte der Blonde schuldbewusst und war den Tränen nahe. Noch nie hatte ihn sein Bruder so gesehen und er glaubte ihm.

„Wenn du es nicht schaffst, dass sie zurückkommt.. dann.. dann breche ich dir die Finger", er wusste dass dies seine Schwachstelle war. Immerhin bräuchte er diese um Volleyball zu spielen.

Müde strecktest du deine Gliedmaße aus und sahst auf die Uhr. Du wolltest noch einmal zur Schule und dein ehemaliges Team sehen. Auch bei den Jungs wolltest du kurz vorbeischauen und ihnen Bescheid geben, dass du heute zurück nach Kobe fährst. Auch nur um mehr Klamotten herzubringen. Dein Vater war nicht begeistert, doch was sollte er dagegen unternehmen. Er wollte nicht der Böse sein, das war er nie.

„Was machst du so?", erschien Osamu's Nachricht auf deinem Display. Es war halb Elf am morgen und du konntest dich nicht erinnern, wann du zuletzt so lange geschlafen hattest.

„Ich gehe gleich zur Fukurōdani und was machst du so?"

Er gab dir gelangweilt zurück, dass sie gerade im Unterricht saßen. Er und Suna jedoch mit dem Handy spielten, da die Mathematiklehrerin es sowieso nicht sehen würde. Dass du kurz in Kobe sein würdest, verschwiegst du. Du wolltest nicht, dass Atsumu es mitbekommt.

„HEY HEY HEEEEY", rief dir Bokuto entgegen und schloss dich energisch in die Arme. Du grüßt die anderen Clubmitglieder ebenfalls und wandtest dich kurz an Akaashi.

„Keiji, ich nehme den nächsten Zug nach Kobe.. ich brauche noch mehr Wechselwäsche, gegen Abend bin ich wieder zurück", teiltest du ihm mit und verschwandest auch wieder.

Dass Atsumu nicht am Training teilnahm und stattdessen im Shinkansen saß, war dir natürlich nicht bewusst.

Du saßt am Bahnsteig und stiegst gerade in den Zug. Aus einem anderen Wagon hüpfte Atsumu heraus. Der Shinkansen würde die Strecke geradewegs zurückfahren.

Ihr hattet euch verpasst.

Eilig machte er sich auf den Weg zur Fukurōdani-Akademie. Das war die alleinige Information, die sein Bruder preisgab.

Außer Atem stieß er die Türen der Sporthalle auf und alle Blicke waren auf ihn gerichtet.

„Ist das nicht einer der Miya-Zwillinge?", konnte er gerade noch hören, bevor er auf Akaashi zusteuerte.

„Wo ist sie?", fragte er ihn unverblümt und packte seine Schultern, während er sich wild umsah. Doch er konnte dich nirgends sehen.

„Wieso sollte ich dir das sagen?", arrogant reckte Akaashi ihm sein Kinn entgegen. Es war nicht seine Art, doch du warst für ihn wie eine Schwester und wer mit dir so umging, hatte es nicht anders verdient.

Atsumu spürte seine Feindseligkeit ihm gegenüber und konnte es ihm nicht einmal verübeln.

„Bitte.. ich muss mit ihr sprechen", flehte er regelrecht, doch Akaashi's Blick blieb kalt.

„Ich glaube du solltest besser gehen", mischte sich nun auch der Kapitän mit ein.

„Das tu ich erst, wenn ich mit ihr gesprochen habe.. und was mischst du dich überhaupt ein?", zischte er in Bokuto's Richtung.

Dieser spannte seine Brust an und kam dem blonden Setter ziemlich nah.

„Sie will nicht mit dir reden und außerdem lasse ich es nicht zu, dass sie wegen dir noch eine einzige Träne weint", sein Blick war eisig. Alle um ihn herum sahen ihn erschrocken an. Sie kannten Bokuto nur als überaus fröhlich oder wie er eben in seinem Deprimodus war. Doch so wütend und kaltblütig, erlebten sie ihn das erste Mal

Atsumu hingegen fühlte sich schuldig. Kita hatte zwar gesagt, dass du ziemlich viel geweint hattest, als du an ihm vorbeiliefst. Doch dass du es auch hier getan hattest, brach sein Herz. Er wollte dich nicht verletzten. Es war alles ein Missverständnis, welches er ein für alle Mal aus der Welt schaffen wollte.

„Es war nicht meine Absicht.. sie zum weinen zu bringen", diese Worte auszusprechen war schwieriger als gedacht. „Aber ich muss mit ihr reden.. es war nicht so wie es aussah.. glaubt mir", man konnte seine Reue deutlich heraushören und die finsteren Mienen, der Fukurōdanispieler, erweichten allmählich.

„Du hast sie verpasst. Sie ist auf dem Weg nach Kobe, um sich Ersatzkleidung einzupacken.. sie möchte wieder in Tokio leben. Das hast du dir selbst zuzuschreiben, Miya!", kam es dennoch schroff von Akaashi.

'Sie will also wirklich nicht mehr nach Kobe..', diese Gedanken machten Atsumu schier wahnsinnig. Kalter Schweiß lief ihm über die Stirn und sein Herz raste in ungleichmäßigen Takten. Er bekam Panik.

Leise tapstest du in dein Zimmer. Deinem Vater wolltest du so gut es ging aus dem Weg gehen. Du würdest natürlich nochmal das Gespräch zu ihm suchen, doch nicht heute. Die Angst, dass er dir deine Gedanken ausreden wollte, war viel zu präsent.

Dennoch hattest du die Rechnung ohne deinen Vormund gemacht.
„Wohin so still und heimlich, junge Dame?", mit verschränkten Armen stand er an der Treppenstufe und musterte dich skeptisch.

Ohne dass du antworten konntest, fuhr er fort.

„Osamu wartet im Wohnzimmer auf dich!"

Wie konnte er wissen, dass du herkommen würdest?

Torn - Miya Atsumu x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt